Das könnte für Volkswagen beim Absatz und für den redseligen Mitarbeiter beim Job noch weitreichende Folgen haben: Wie die Kollegen von „The Truth About Cars“ erfahren haben, sind wohl nicht alle glücklich über das Design des neuen VW-Atlas. Auf die Frage hin, wie man denn bei VW selbst das Design des Atlas einschätzt, plauderte ein Mitarbeiter des verantwortlichen Design-Teams ein paar unschöne Kommentare aus. So sei das Design des Atlas einfach nur langweilig. Es sei vier Jahre alt und so sehe der Wagen auch aus. Aber es kommt noch dicker: Der Mitarbeiter ergänzte, dass der neue Altas aussieht wie „ein 2012er Ford „was auch immer“ – es könnte alles sein“. Das Interview (englisch) bei den Kollegen von „TTAC“ findet Ihr hier.
Die ganze Welt macht sich Gedanken um das Klima und was macht Volkswagen? Richtig – sie bauen wieder einen Geländewagen. Einen für den amerikanischen Markt. Denn wie wir wissen, mögen es die Amis nun mal eine Spur größer als wir bescheidenen Europäer. Chevrolet Suburban, Ford Expedition und Toyota Sequoia sind nur einige Beispiele für riesige Geländeviecher die sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiterhin großer Beliebtheit erfreuen. Zählt man dann noch des Amis Liebling, seine Pickups, hinzu, wirken VW Touareg oder Audi Q7 in der Tat wie Spielzeugautos.
Da versteht man dann Volkswagen schon, dass sie auch ein Stück von diesem Kuchen abhaben wollen. Insbesondere seit der Ami keinen Bock mehr auf des Deutschen Liebling, seinen Diesel, hat. Also baut man ein Auto, wohlgemerkt in den USA für die USA, das über fünf Meter lang ist (aber immer noch knapp kürzer als ein Q7), bis zu sieben Amis Platz bieten soll und auf dem Modularen-Querbaukasten – kurz MQB – basiert. MQB? Ja richtig gelesen. Golf- und Passat-Plattform. Motor vorne quer, Antrieb auch vorne und nach Wahl mit 4-Motion Haldex auch mal hinten – aber am Ende eben doch irgendwie ein Sparbrötchen. Denn man verzichtete für das große Ami-SUV (wohl ganz bewusst?) auf den teuren Baukasten PL73 um Touareg und Cayenne. Der Ami wird es schon nicht merken. Hoffentlich.
Was der Ami aber merken könnten ist, dass er mit dem neuen Atlas das Innenleben eines Golf Sportsvan erwirbt. An sich ja nicht verkehrt – aber das eher zierliche Interieur eines Golfs in einem solch Trumm SUV? In „dem“ SUV, dass Volkswagen nach dem Diesel-Skandal wieder zurück in die Herzen der Cowboys und Cowgirls bringen soll? Im direkten Vergleich zum Premium-Touareg fällt der Unterschied am meisten auf. Aber ok, er ist eben auch nicht für unseren Markt gedacht.
Das eigentliche Problem liegt sowieso ganz wo anders, bzw. arbeitet vorne im Bug des Atlas. Die Motoren. Es kommt einem vor, als hätten die Entscheider bei Volkswagen seit dem Diesel-Skandal nicht mehr am öffentlichen Leben teilgenommen. Vielleicht gibt es aber auch kein Fernsehen oder Internet in Wolfsburg-Hausen – wer weiß. Warum aber sonst bietet VW den Atlas stumpf ohne jegliche Alternative zum Benzinmotor an? Ja – gut, ein Diesel wäre in der jetzigen Situation nicht das Gelbe vom Ei gewesen. Aber ein Hybrid? Das wäre so goldgelb richtig gewesen, wie im Moment wohl kaum etwas anderes in der Autoindustrie. Vor allem wäre es der richtige Weg gewesen um zu zeigen: Wir haben verstanden, dazugelernt – hier ist unser Neuanfang.
Ein 2.0 TSI und ein komplett altbackener 3.6 Liter Saug-VR6 sind allerdings alles andere als ein Neuanfang. Natürlich, auch wir mögen den alten VR6. Ist er schließlich ein alter Bekannter der immer irgendwie Spaß gemacht hat. Aber in einem Atlas? Einem 7-Sitzer-Familienvan mit Geländeoptik? Da hätte es im VW-Regal auch andere, etwas effizientere Motoren gegeben.
Zwar ist eine GTE-Variante noch nicht ganz ausgeschlossen – das Fehlen eines solchen Modells zum Marktstart macht aber deutlich, dass sich Volkswagen mit dieser Art von Technik immer noch sehr schwer tut und ein Umdenken in den Köpfen der Führungsmannschaft noch nicht eingesetzt hat.
So bleibt der VW Atlas ein Auto, das zwar kein Skandalpotential bietet, aber eben auch alles andere als innovativ ist. Gut nur, dass man in Deutschland von diesem Auto, außer ein paar hübsch gemachter Presse-Bilder, eher wenig zu sehen bekommt.