Diese Farbe, ein dunkles Rot, beinahe Violett, je nach Sonnenstand dann auch mal bräunlich, mal golden, auf jeden Fall aber immer: spannend, schimmernd, schön. Es ist eine sehr wohltuende Ablenkung zu den 50 verschiedenen Tönen Leasingsilber und es steht dem neuen Passat wirklich gut. Die helle Innenausstattung, in der Comfortline genannt Stoff „Weave“ in „St. Tropez“, garniert mit dunklem Edelholz, passt wunderbar dazu.
Überhaupt ist die Konfiguration des Testwagens interessant: Ein Comfortline Variant mit 18 Zoll-Bereifung, dazu den 190 PS-TDI mit Handschaltung. Volle Packung bei den Assistenzsystemen, Active Info Display, aktive LED-Scheinwerfer, großes Soundsystem und Ergonomiesitze mit Massagefunktion. Der Einstiegspreis von 36.000 EUR ist nur noch aus der Ferne sichtbar, doch der 4,90 Meter lange Kombi ist derart ausgerüstet auch weit mehr als das, was man zu Beginn vom Passat kannte. So verwundert es nicht, dass er schon in diversen Magazinen gegen Mercedes E-Klasse T-Modell und BMW 5er antreten musste – und sich stets mit Bravur geschlagen hat.
Mittlerweile ist es die achte Generation der Mittelklasse aus Wolfsburg und die hat – außer, dass er immer noch der beliebteste Dienstwagen des Landes ist – kaum noch etwas mit der vorangegangenen Generationen gemein. War der Passat bislang immer etwas konservativ und zurückhaltend, schreibt die aktuelle Version ein neues Kapitel. Die Technik ist Maßstab der Klasse, das Design modern und geradlinig, dazu eine unerschütterliche Verarbeitung bei wunderbar feiner Materialauswahl.
Der Passat ist nicht mehr der Biedermeier, eher der technokratische Vordenker. Und das, obwohl er dabei nichts von seiner Vertrautheit verloren hat. Er ist immer noch Passat, nur eben: substanzieller.
Das fängt schon beim Motor an. Mit 400 Nm spielt der von uns gefahrene 190 PS-TDI in einer anderen Souveränitäts-Liga als noch sein Vorgänger. Und dabei ist es ihm egal, ob man einen Dauerlauf bei 200 km/h auf der Autobahn, oder gemütlich im sechsten Gang gegen den Think-Blue-Trainer fährt. Überhaupt, es ist vielleicht gerade das neu gewonnene Drehmoment, das den aktuellen Passat mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe so gut harmonieren lässt: das Ziehen aus dem Drehzahlkeller, ohne das eine übereifrige Automatik sofort ein, zwei Gänge zurückschaltet, macht wirklich Spaß.
Wer dann aber selbst zurückschaltet und den Passat etwas treiben will, der erlebt in der Fahrprofilauswahl eine angenehme Überraschung. Das DCC-Fahrwerk zeigt sich in der Sport-Stellung erstaunlich auf der Höhe. Es ist nicht zu straff, schlägt aber auch nie durch. Die Wankbewegungen werden deutlich reduziert und in Kombination mit der weniger unterstützten Lenkung ist der große Volkswagen wirklich erfreulich agil. Was natürlich auch an der recht großzügigen 235er Breitbereifung auf den 18-Zoll Felgen liegt.
Im Innenraum sollte man bei derlei Treiben allerdings aufpassen, dass alles querbeschleunigungssicher verstaut ist. Eine Aufgabe, die bei 1780 Liter maximalem Kofferraumvolumen nicht immer leicht fällt. Bei vollen Bestuhlung und zugezogener Abdeckung sind es im Übrigen immer noch mächtige 650 Liter, die der aktuelle Passat Variant an Koffern, Taschen und anderem Utensil aufnimmt.
Der großen Reise ist er deshalb noch immer so aufgeschlossen, wie eh und je. Sehr angenehme Extras sind dazu die ErgoComfort-Sitze, die sich nicht nur in sehr weiten Bereichen verstellen lassen, sondern durch ihre Massagefunktion auf der Fahrerseite auch Ermüdungserscheinungen vorbeugen. Ebenfalls begeistert haben die aktiven Voll-LED-Scheinwerfer mit ihrer Kurvenlichtfunktion und dem automatischen Fernlicht. Sprichwörtlich taghell ist es mit ihnen in der Nacht vor dem Passat und das ohne jemals den Gegenverkehr zu blenden, zumindest haben wir während unseres Testbetriebes kein einziges Mal eine Lichthupe vom begegnenden Verkehr bekommen.
Bleibt der Preis. Wer so viel Komfort, Leistung, Ausstattung und Platz möchte, dem ist klar, dass der Passat kein Schnäppchen sein. In der Grundausstattung ist der 2.0 TDI Variant als Comfortline mit 190 PS und Handschaltung ab 36.200 Euro zu bekommen. Unser Testwagen, mit all seinen Annehmlichkeiten brachte es auf über 56.000 Euro. Doch er ist sein Geld wert, weil er es an nichts fehlen lässt. Und wer ihn in Crimson Red nimmt, der darf sich jeden Tag freuen aus dem grauen Verkehrsalltag herauszustechen.