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Winterfreu(n)de: Der Opel Astra Sports Tourer im Test

Um sicher durch Eis und Schnee zu kommen, vertrauen immer mehr Autofahrer auf einen Allradantrieb. Dass es aber auch anders geht, beweist Opel mit dem Astra. Zwar gibt es immer wieder Gerüchte, dass auch die Rüsselsheimer in absehbarer Zeit einen allradgetriebenen „Country Tourer“ bringen – im Winter 2016/ 2017 müssen wir allerdings noch auf den altbewährten Vorderradantrieb vertrauen. Aber was heißt müssen? Es ist erstaunlich, wie souverän der Opel Astra Sports Tourer dieser Tage durch die weiße Pracht im Hessenland pflügt. Wo andere nicht mehr weiterkommen, setzt der Rüsselsheimer flugs zum überholen an und packt auch gröber vereiste Steigungen ohne Probleme.

Man merkt dem Astra der Generation „K“ an, dass sich die Ingenieure bei Opel wirklich Mühe gegeben haben, damit der Wagen nicht nur erheblich leichter, sondern vor allem dynamischer geworden ist. Nicht nur auf schneebedeckten Pisten bemerkt der Fahrer, wie gut Fahrwerk und Lenkung harmonieren. Richtig Freude kommt auf, wenn die Straßen trocken werden – dann giert der Sports Tourer förmlich danach, in Kurven geworfen zu werden. Das Fahrwerk mit optionaler „Watt-Link-Hinterachse“ im Innovations-Modell sorgt dafür, dass auch das Heck deutlich stabiler den Lenkbefehlen folgt.

Die Lenkung an sich, weitestgehend von störenden Antriebseinflüssen befreit, arbeitet leichtgängig aber zugleich präzise. Der Astra Sports Tourer neigt im beginnenden Grenzbereich nur minimal zum Untersteuern und wird förmlich in die Kurve hineingezogen. Anders als Seat beim Leon schafft es Opel aber, das Einlenkverhalten nicht übertrieben künstlich wirken zu lassen – der Fahrer weiß jederzeit, was das Auto macht. Dagegen hinterlässt das 6-Gang Schaltgetriebe einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist es sehr gut auf den 1,6-Liter Dieselmotor abgestimmt, auf der anderen Seite stören zu lange Schaltwege den sportlichen Fahrer. Ebenfalls verbesserungswürdig: der Schaltknauf. Aber dazu später mehr.

Neben allen technischen Raffinessen die Opel im Astra anbietet, ist das eigentliche Highlight der 1,6-Liter BiTurbo CDTi exoFLEX Motor mit 160 PS und 350 Nm Drehmoment. Unter den 4-Zylinder Dieselmotoren derzeit wohl einer der besseren Antriebe auf dem Markt. Anders als viele Konkurrenten arbeitet der Opel Motor – wie der Name schon sagt – mit zwei Turboladern. Zwar fehlt dem Aggregat insgesamt etwas der Druck, die Ausgewogenheit mit der dieser Motor ans Werk geht ist aber außergewöhnlich. Sowohl im unteren Drehzahlbereich, als auch bei höheren Geschwindigkeiten arbeitet der 1,6er ohne sonderlich angestrengt zu wirken. Selbst bei Minustemperaturen nagelt der Selbstzünder fast schon unmerklich – kein Vergleich z. B. zu aktuellen BMW 4-Zylinder Dieselmotoren, die durchwegs rauere Töne anklingen lassen. Ein Wort noch zum Verbrauch: im normalen Alltag (inklusive Stadtverkehr und zügiger Autobahnfahrten) pendelte sich dieser bei ca. 6,4 Litern auf 100 Kilometer ein.

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Dem aufmerksamen Leser dürfte auffallen: nicht nur Opel, sondern auch unser Artikel schielt in Richtung der Premium-Konkurrenz. Der Vergleich drängt sich spätestens auf, wenn man hinter dem Lenkrad platzgenommen hat. Vorbei scheinen die Zeiten, als man bei Opel schnöde verarbeitete Plastiklandschaften vorfand. Der Astra Sports Tourer glänzt mit einer meist sauberen Verarbeitung, ordentlichen Materialien und Premium-Ergonomiesitzen mit AGR Prüfsiegel. Letzere sind wahlweise beheizt oder gekühlt und massieren in drei verschiedenen Varianten – Oberklasse-Feeling kommt auf! Nicht testen konnten wir den Duftspender, der ähnlich wie in der S-Klasse dafür sorgt, dass im Innenraum keine dicke Luft aufkommt.

Und da wir den Astra nun mal im Winter testen, erfreuen wir uns auch an der Lenkradheizung, die schnell für warme Gedanken sorgt. Nicht ganz so überzeugt sind wir hingegen von der Ergonomie des Wählhebels. Er liegt klobig in der Hand und hat grobe Abkantungen, die bei schnellen Schaltfolgen schon mal stören können. Das Multimedia-System IntelliLink (Generation 2) arbeitet ohne Auffälligkeiten, ist aber in der Golf-Klasse definitiv kein Maßstab. Zu umständlich ist die Bedienung mittels Touchscreen.

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Und auch das Sprachdialogsystem kann nicht restlos überzeugen. Gesprochene Ansagen werden zwar durchwegs gut erkannt, dauernde Bestätigungen und Nachfragen der Dame im Navi, ob man eine Aktion wirklich ausführen will, nerven aber. Hier – und da wollen wir die Bayern einmal loben – kommt derzeit kein System an das iDrive von BMW heran. Nettes Gimmick: das OnStar System mit persönlichem Assistenten. Es arbeitet ähnlich wie das Concierge System bei BMW und bietet die Möglichkeit, rund um die Uhr ein Callcenter anzurufen, das z.B. auf Wunsch ein bestimmtes Restaurant sucht, oder sicherheitsrelevante Fahrzeugdaten prüfen kann.

Die Platzverhältnisse im Innenraum sind durchaus als stattlich anzusehen, wobei Fahrer und Beifahrer alleine am entspanntesten reisen können. Die hintere Sitzbank eignet sich vor allem für den Nachwuchs, oder bedingt für Personen unter einer Körpergröße von 1,90 Meter. Der Kofferraum des Sports Tourer ist dagegen geräumig und mit umgelegter Sitzbank finden auch anspruchsvolle Außenhandelsvertreter ausreichend Stauraum. Was die Fahrzeugsicherheit anbelangt so findet man auch im Opel Astra mittlerweile eine ganze Armada gut funktionierender Helferlein: Matrix LED-Scheinwerfer, Frontkollisionswarner, Spurhalteassisten – um nur ein paar zu nennen. Gestört hat uns die Kamera am Heck des Sports Tourer: Sie ist so montiert, dass bereits nach ein paar Ausfahrten in Matsch und Schnee kein klares Bild mehr zu erkennen ist. Ebenfalls etwas störanfällig scheinen die PDC-Sensoren zu sein – sie gaben schon bei leichter Vereisung einen schrillen Dauerton von sich.

Fazit

Wenn der (erst kürzlich vorgestellte) neue Insignia genau so gut wird wie der von uns getestete Opel Astra schon jetzt ist, sind die Rüsselsheimer in unseren Augen auf einem guten Weg. Das in den letzten Jahren angestaubte Markenimage von Opel bekommt dank innovativer Ideen, guter Fahrwerte und einer soliden Verarbeitung einen neuen Aufwind. Aber auch hervorragende IntelliLux LED Matrix Scheinwerfer, oder ein Vorzeige-Dieselmotor können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Opel in Sachen Multimedia noch eine Schippe nachlegen muss. Die Bedienung muss intuitiver, die Untermenüs durchdachter werden – ein möglichst großer Bildschirm in der Mitte reicht da nicht aus. Auch die eingesetzten Materialien könnten hier und da noch etwas hochwertiger sein. Bei einem (nahezu) vollausgestatteten Testwagen zum Preis von unter 39.000 Euro fällt es allerdings schwer, wirkliche Argumente gegen den Opel Astra Sports Tourer zu finden.

Technische Daten*

Modell: Opel Astra Sports Tourer 1.6 BiTurbo CDTI ecoFLEX
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1.598 ccm
Leistung: 160 PS (118 kW) bei 4.000 U/min
Drehmoment: 350 Nm zwischen 1.500 und 2.250 U/min
Antrieb: Vorderradantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe
Verbrauch (ECE): 4,1 l Diesel/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 8,9 s
Höchstgeschwindigkeit: 218 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,70 m/1,81 m/1,50 m
Gewicht: 1.364 Kg
Grundpreis: 29.180 Euro
Typklassen (HP/VK/TK): 16/20/19

*Herstellerangaben