Die Zeiten sind nicht leicht für Kleinserienhersteller. Erinnern sie sich an Melkus? Nein? Wiesmann vielleicht? Ja, selbst die Dülmener, die seit Anfang der Neunziger relativ erfolgreich am Markt waren – oder zumindest zu sein schienen – haben in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet.
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Wie kann es da sein, dass die holländische Firma Spyker fröhlich weiter neue Modelle aus dem Ärmel schüttelt? Vor allem wenn man bedenkt, dass die Manufaktur rund um den rührigen Besitzer Victor Muller schon einen kostspieligen Ausflug in die Formel 1 und einen wohl noch kostspieligeren Ausflug mit der Übernahme des Autoherstellers Saab hinter sich hat. Unnötig zu erwähnen, dass beide Ausflüge auf dem Holzweg endeten.
Nun gut, es müssen dann also doch Autos sein, die Spyker zum Erfolg verhelfen. Und nachdem der altehrwürdige C8 so langsam aber sicher den Zenit an Modellvarianten überschritten hat, ist es an der Zeit für etwas Neues! Den B6 Venator. Vorgestellt in Genf 2013 stellen die Niederländer ihm nun auf dem Concours in Pebble Beach eine offene Spyder-Version zur Seite. Wohlgemerkt ohne, dass das Coupé auch nur ein einziges Mal gebaut geschweige denn verkauft wurde.
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Blumig wird in den höchsten Tönen vom Auto geschwärmt. Es sei eine „außergewöhnliche Kombination aus Geschichte, Design, Performance und Exklusivität“, heißt es vom Hersteller. Gut, wie man den B6 findet, muss jeder mit sich selbst ausmachen, schrill und extravagant waren die Kreationen von Spyker ja schon immer, der Venator macht da keine Ausnahme. Immerhin gibt es neben dem gewohnt feinen Interieur auch technische Raffinessen: Eine Kohlefaser-Karosserie zum Beispiel, die über das leichte Alu-Rückgrat gespannt wurde. Hinreißend schöne 19-Zoll-Turbinenfelgen hat es ebenso wie ausreichend Leistung: 375PS sollen es sein, die der an der Hinterachse montierte V6-Motor an die Räder schickt. Filetiert wird das Ganze von einer Sechsgang-Automatik.
Doch kommen wir zum spannendsten Teil des B6: seine Herkunft. Denn wie schon vor einigen Monaten von uns angedeutet, könnte es sich beim neuen Spyker durchaus um einen verkleideten Artega GT handeln. Ein Artega GT? Sie erinnern sich: schwere Zeiten für Kleinserienhersteller. Und der deutsche Artega, der mit der Finanzkraft von Paragon in den Markt gedrückt werden sollte, ging im vergangenen Jahr sang- und klanglos unter. Bis jetzt, denn wer sich beide Autos einmal genau anschaut, der wird die Gemeinsamkeiten schnell erkennen. Gerade im Innenraum: Türtafeln, Insturmentencluster, Luftausströmer an der Scheibe und Kleinigkeiten wie Handbremshebel und Haubenöffner – die Mutter hat hier wohl eine neue schöne Tochter bekommen.
Auch wenn beide Firmen die Gemeinsamkeiten immer noch nicht bestätigt haben, steht für uns fest, dass Spyker hier einen überaus cleverer Schachzug vorfürht. Man spart sich Entwicklungskosten, die Produktionsanlagen sind sicher auch günstig zu haben gewesen und der 3,6-Liter-VR6 von Volkswagen ist bereits für alle 50 US-Staaten abgaszertifiziert. Deshalb wird der B6 Venator Spyder auch ab Ende 2014 in den USA angeboten und soll dabei helfen, den Erfolg der Niederländer nachhaltig zu sichern. Der Einstiegspreis von 150.000 US-Dollar wirkt vielleicht etwas ambitioniert, aber definitiv machbar. Denn – schön sind sie ja irgendwie schon, diese Spyker. Und wenn er so fährt wie der Artega GT, dann wird das sicher ein Erfolg werden.