Drei Buchstaben sind von grundlegender Bedeutung für die Funktionsfähigkeit moderner Automobile: ECU. Diese stehen für (Automotive) Electronic Control Units, zu Deutsch elektronische Steuereinheiten. Diese Module sind das Herzstück dessen, was unsere Autos steuert. Längst funktionieren diese nicht mehr rein mechanisch – ein modernes Auto gleicht vielmehr einem rollenden Computer. Inzwischen gibt es so viele Kabel in neuen Fahrzeugen, dass das Gesamtvolumen in Kilometern gemessen wird. Der VW Golf VII hat insgesamt 1,7 Kilometer Kabel unter der Haube, ein Fahrzeug der Spitzenklasse weist dagegen fast 8 Kilometer Kabellänge auf und zusammen mit den ca. 100 Steuerelementen wiegt die Elektronik allein eine viertel Tonne.
Das Steuergerät hat hierbei drei Hauptaufgaben: wie der Name suggeriert steuert es die verschiedenen Systeme und den Stromfluss, es überwacht diese und es zeichnet eventuelle Fehler auf und versieht diese mit einem Fehlercode. Dies bedeutet, dass mithilfe eines Kfz-Diagnosegerätes schnell und einfach Fehler ausgelesen und behoben werden können. Die Gesamtheit der Elektronik besteht aus diesen Steuerelementen, Sensoren, Servomotoren und Bus-Systemen. Die Kabel und Litzen sind mit Crimp-Steckern mit den Verbrauchern und Verteilern verbunden.
Zukunftsmusik
Wie auch in heimischen Computern schreitet die Entwicklung der Automobilelektronik in großen Schritten voran. Multi-Core-Prozessoren sind in Computersystemen schon seit über 10 Jahren der Standard, wenn es um die gleichzeitige Verarbeitung vieler Prozesse geht. Der erste mehrkernige Prozessor war der POWER4 von IBM, der schon 2001 herauskam. Inzwischen sind 4, 8 und sogar 16 Kerne keine Seltenheit mehr.
Auch Kfz-Steuerelemente werden in naher Zukunft von einer mehrkernigen Prozessorarchitektur Gebrauch machen können, um die hochkomplexen Einzelsysteme, wie etwa der Navigation, der Klimaautomatik und der Batterieüberwachung zu steuern. Neben der Verwendung neuer Werkstoffe bei der Produktion kann eine solche modernisierte Elektronik außerdem den Energieverbrauch um bis zu 50% senken, sagen Experten.
Mit der aufkommenden, flächendeckenden Einbindung des Internets der Dinge, welches physische Maschinen, Anlagen und Computer in einem virtuellen Netzwerk verbindet, werden sich auch die Bordcomputer von Fahrzeugen ändern. Unter anderem wird es hierdurch möglich, dass das „smarte“ Auto dem Nutzer Daten über seinen Zustand sendet, mit anderen Fahrzeugen im Verkehr kommuniziert und sich zum Beispiel in ein Smart-Home-System einbindet und bestimmte Anwendungen wie die Garagentür fernsteuert. Auch autonomes Fahren soll bald schon zur Realität werden.
Eine verlässliche Elektronik gewinnt zunehmend an Bedeutung, denn viele Hersteller setzen vermehrt auf die Produktion von Elektro-Autos, zweifelsohne als Reaktion auf die neuen CO2-Flottengrenzwerte der EU. Diese sehen vor, dass die jährlichen Durschnittsemmissionen aller neu zugelassenen Fahrzeuge eines Herstellers bis 2021 nur noch maximal 95g CO2/km betragen darf. Dieser Grenzwert ist unter Verwendung konventioneller Technologien nicht erreichbar, so der Verband der Automobilindustrie. Deshalb werden alle großen Hersteller auf Elektro-Autos setzen müssen, denn diese sind CO2-neutral und können den Durchschnittswert senken.