Es ist eng, der Belag ist wenig griffig und überhaupt in eher bedauernswertem Zustand. Hinter den Begrenzungssteinen geht es wie von der Tischkante sicher gut hundert Meter ins Nichts. Und doch ziehst Du im Porsche Macan Turbo derart am Kabel, dass die Panikschaltung im Gehirn fröhlich am Anschlag zuckt.
Herzlich Willkommen in der Welt des Porsche Macan Turbo. Ausgestattet mit allen fahrdynamischen Finessen, drei Kammern in den Luftfedern, volladaptiver PASM-Verstelldämpfung, aktiven Stabilisatoren, einem absolut variablen Allradantrieb mit giftigem Torque-Vectoring und dazu gigantischen 21-Zoll Räder mit mächtiger Gummiauflage.
Der Macan ist eine Fahrmaschine – trotz SUV-Stelzen
Solange Du Dich nicht wirklich völlig verschätzt – und dabei meinen wir Fehler, die Dich eigentlich gleich freiwillig den Schein abgeben lassen sollten – wird niemand merken, dass es hier gerade heftig zur Sache geht. Am allerwenigsten merkt es der Macan selbst. Seine Schaltkreise und Fahrdynamik-Algorithmen sind selbst bei diesen Manövern gelangweilt. Denn seine Fähigkeiten liegen nicht nur weit oberhalb dessen, was man sich in so einem Fahrzeug trauen würde, sondern überhaupt ganz ganz weit über den eigenen Grenzen.
Und deshalb dann auch die Frage: muss das sein? Es ist die keine Gretchenfrage, sondern vielmehr eine nach dem generellen Sinn. Braucht man ein Auto, dass jederzeit alles viel besser kann als man selbst? Wäre es nicht auch nett, wenn Du im Einklang mit der Maschine sowohl an ihrer, wie auch an deiner Grenze entlangbalancierst? Wenn Du wüsstest, dass hier gerade alle 100% geben?
Sicher. Es wäre nett. Aber es wäre nicht der Porsche Macan Turbo.
Ein Turbo war und ist das was geht. Die Latte, die Du nur erreichst wenn Du es ganz nach oben schaffst. Wenn Du es nicht bringst – sorry. Natürlich hat turbo immer auch etwas mit Prestige zu tun. Das Beste, das Teuerste, das Unereichbare. Allein muss der Macan turbo gute 35.000 EUR auf den Macan S im Grundpreis drauflegen, auch wenn das selbst die sehr gute Ausstattung nicht im Ansatz rechtfertigt. Es zieren ihn exklusive optische Details, die seine Vorherrschaft unter den schwachen Brüdern auch für Unbedarfte auf den ersten Blick als Häuptling erkennen lassen. Das böse blitzende Tagfahrlicht in mitten der mächtigen Lufteinlässe an der Front etwa. Vielmehr aber noch der Heckspoiler mit dem selbstbewussten Doppelflügelprofil.
Natürlich lassen wir Einwände gelten, dass der Porsche Macan Turbo mitnichten die Spitze des Speeres sei, dass die Konkurrenz nicht nur mehr Zylinder, sondern auch in Leistung und Drehmoment weit überlegen ist. Ja selbst fahrdynamisch gibt es aus Italien seit einiger Zeit einen ernstzunehmenden Gegner.
Und doch, hier oben am engen Berg, auf dem wenig griffigen und generell bedauernswert schlechten Belag zeigt der Macan eine Mühelosigkeit als Ergebnis der Kultur seiner Abstammung: Der Perfektionismus von Porsche. Es ist als würdest man sich mit Hüften und Schultern an die Kraft lehnen. Als würdest man Teil der Bewegung sein.
Ein müheloser, ja schwereloser Tanz
Und genau das, diese widersprüchliche Suggestion scheinbarer Schwerelosigkeit, beherrschen sie in Stuttgart wie niemand sonst. In Kombination mit der perfekten Gewichtung von Lenkrad und Pedalen, mit dieser kompromisslosen Liebe zum Verarbeitungsdetail, mit der nun einerseits topmodernen Digitalspielerei und trotzdem einfachen Bedienbarkeit durch herkömmliche Knöpfe, stellt sich der Macan turbo weiterhin ganz locker auf die Pole Position seines Segments.
Ob man ihn allerdings wirklich braucht, oder ob ein S nicht doch reicht – das müssen Sie dann selbst entscheiden.