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Fahren nicht um irgendwo anzukommen, nicht um Geschwindigkeitsrekorde zu brechen, nicht um Effizienzpreise zu gewinnen: Fahren um zu fahren. Einfach so. Nach dem Frühstück ins Auto steigen und los. Den ganzen Tag. Anhalten nur zum Tanken.
Gut, der Schnitt hätte besser sein können, wenn statt des Boxster S und des 911 Carrera Cabriolets zwei weitere Selbstzünder dem Panamera Diesel zur Seite gestanden hätten, aber auf der gefahrenen Route hatten faltbare Stoffdächer und heiser röchelnde Boxermotoren auch ihre Berechtigung.Denn auch wenn die erste Etappe Frankfurt-Stuttgart-München-Fernpass-Brenner-Gardasee-Imst sehr Autobahn-lastig war, so stand der zweite Tag ganz im Zeichen der Bergrennerei.
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Durchs Ötztal hoch zum Timmelsjoch, von dort in Richtung Italien zum Passo di Stelvio. Diesen auf sämtlichen Rampen bis zur totalen Erschöpfung von Mensch und Maschine hinauf und hinab gefahren, um den Tag mit einem kleinen Abstecher in die Schweiz wieder in Imst enden zu lassen. Von dort aus ging es am letzten Tag über Damüls nach Vaduz, den Bodensee und schließlich wieder nach Stuttgart. 1.425,98 Euro Kraftstoff wurden unterwegs verbrannt, 10 Liter Mineralwasser, 6,93 Liter Coca Cola, 4,75 Liter RedBull, 3 Liter Apfelsaft Schorle, 2,97 Liter Coca Cola light und 1,65 Liter Mezzo Mix alleine während der Fahrt konsumiert. Eine Felge wurde beschädigt und ein Reifen zerstört. Und alles nur, weil wir fahren wollten. Den ganzen Tag im Auto sitzen. Jeden Knopf drücken und jedes Detail erkennen und jede noch so kleine Eigenheit erfahren.
Denn es ist das Erfahren, das den Reiz ausmacht. Nichts bleibt Dir verborgen, wenn Du zwölf Stunden am Tag im Auto sitzt. Jede Nuance wird entdeckt, jede Feinheit offenbart.Und das brachte so manche Überraschung. Wir wollen an dieser Stelle aber noch nicht alles verraten und belassen es deshalb vorerst mit einem Steckbrief der gefahrenen Fahrzeuge:
Der graue Wal. Nicht nur durch die 250PS-Selbstzündermaschine gehandicapt, nein, auch musste er mit dem gesamten Reiseproviant und drei Mitfahrern am meisten Ballast schleppen. Dennoch, für einen Zweitonner gab er ein mehr als überzeugendes Bild ab. Auf der deutschen Autobahn lief er spielend über 260km/h und von jeglichen Fahrbahnzuständen unbeeindruckt geradeaus. Seine Lenkung bestach durch tolle Präzision, hohe Transparenz und dementsprechendes Gefühl. Genau deshalb mussten sich 911 und Boxster auch durchaus konzentrieren, wenn der Panamera entfesselt über die Pässe getrieben wurde. Mal eben locker dranbleiben ging da nicht. Die Überraschung in den Bergen.
Tritt der Kronprinz aus dem Schatten des Königs? Viel Mühe hat er sich gegeben. Behände und ultraagil am Kurveneingang, eine cremige Portion laissez-faire am Kurvenausgang und ein fein abgestimmter Boxer-Soundtrack – der neue Boxster ist wirklich eine tolle Fahrmaschine. Die manuelle Schaltung trägt das Ihre dazu bei. Du bist der Dirigent, Du hast die Maschine im Griff und keine Elektronik fährt Dir in die Parade. Dazu noch eine schlüssigere und zugleich stämmigere Karosserie – braucht es da überhaupt noch einen 911?
Porsche 911 Carrera Cabriolet.
Natürlich braucht es ihn noch. Denn nur der Elfer ist ein Elfer. Er kann alles. Immer. Der Reifegrad des Fahrwerks macht sprachlos. Es ist beinahe unheimlich, welch haarsträubende Inputs an Lenkrad und Pedalen das Stuttgarter Urmeter einfach kalt lassen. Da zuckt nichts aus, da rutscht nichts weg. Der Elfer macht einfach das, was Du von ihm verlangst. Natürlich, das Erlebnis ist intensiver, wenn Du die Kupplung selbst bedienen kannst, anstatt nur am PDK zu zupfen. Auch könnte es gerne der große 3.8-Liter-Motor sein. Einfach schon deshalb, um ein bisschen mehr Souveränität zu haben. Klar, auch 350PS sind kein Pappenstil, aber der S muss nicht immer gleich in die Vierte zurück um die jungen Wilden in Schach zu halten.
Und das muss er, denn sie wollen sich messen. Alle. Weil der 911 die Benchmark ist. Und er bleibt sie auch.
Pics: Axel Griesinger, Milos Willing