Was ist eine Nische in der Nische? Der Audi RS5 Sportback! Denn als viertüriges Coupé stellt der Ingolstädter seit Anfang 2019 ein ziemlich einmaliges Angebot im Markt der sportlichen Mittelklasse dar. Jetzt bekommt der Sportback nach nur einem Jahr bereits eine Modellpflege. Was die Entwickler von Audi Sport in Neckarsulm verändert haben, klärt unser Fahrbericht.
Man muss schon ein wahrer Audi Kenner sein, um das im April präsentierte Facelift zu erkennen. Ein wenig Botox bläht jetzt die vorderen Radhäuser 40 Millimeter weiter auf. Ein nachgezogener Lidstrich lässt die LED Scheinwerfer ein wenig schärfer blinzeln. Und auch am Heck wurde die Optik des Diffusors kaum spürbar gestrafft. Markantestes Unterscheidungsmerkmal sind die angedeuteten Luftschlitze über dem zukünftig etwas flacheren und natürlich breiteren Kühlergrill. Das ist eine kleine Reminszenz an den legendären Sport quattro von 1984.
Außen eine Hommage an die Vergangenheit, innen topmodern: der neue Audi RS5 Sportback
Doch auch im Innenraum muss man die Veränderungen mit der Lupe suchen. Ergebnis unserer Suche: Im Multifunktionslenkrad sitzt jetzt eine RS-Taste, über die zwischen zwei RS-Fahrmodi gewählt werden kann. Das Zentraldisplay wächst auf 10,1 Zoll und das digitale Cockpit bietet jetzt eine spezielle RS-Anzeige für die Fahrwerte an, kostet aber weiterhin Aufpreis. Dahinter arbeitet jetzt die neueste Generation des Audi Infotainmentsystems, die vor allen Dingen beim Navigieren mit der Google Earth Darstellung weiterhin beeindruckt.
Und wie bringt einen der Viertürer mit der großen Heckklappe an das eingegebene Navigationsziel? Schnell und gut. Aber reicht das, um den legendären Initialen RS gerecht zu werden? Eher nicht. Der auch im Porsche Panamera werkelnde 2,9l V6 Biturbo Motor mit 450 PS und 600 NM ist wahrlich kein Charakterdarsteller. Er kann sich zwar im Duell gegen die Powerlimousinen aus Turin, Affalterbach und München behaupten, Emotionen kommen aber nur wenige auf. Da helfen auch das feine 8-Gang Automatikgetriebe und die optionale Sportabgasanlage nicht.
Der RS5 ist ein Musterschüler, kein Charakterdarsteller
Auch das 5.900 Euro teure RS Dynamikpaket, bestehend aus Dynamiklenkung, Sportdifferenzial und Dynamic Ride Control, fördert vorwiegend die Fahrpräzision, nicht aber den Fahrspaß. Wo der Alfa Romeo Giulia Quadrifolgio ein wildes Viech, der Mercedes-AMG C 63 ein talentierter Ballermann und der BMW M3 eine Präzisionsfeile ist, bleibt der RS5 einfach etwas farblos. Langsam ist er natürlich nie, aber irgendwie fehlt das wilde Spektakel, das man beim Anblick der gewaltigen Endrohre, üppigen Kühlschächten und zahlreichen RS Badges erwartet Hätte.
Somit bleibt für den sportlichsten Audi A5 nur die undankbare Rolle des vermeintlichen Strebers, der zwar alles richtig macht, aber nie so richtig die Sympathien für sich gewinnen kann. Wer jedoch genau diese Stärken des nüchternen Alleskönners schätzt, muss das notwendige Budget mitbringen. Der RS5 Sportback startet bei 83.500 Euro, unser Testwagen war jedoch mit allem was schön und schnell macht ausgestattet und brachte es auf einen stattlichen Wert von fast 116.915 Euro. Da wirft sich natürlich die Frage auf, ob man nicht gleich zum deutlich praktischeren Audi RS4 Avant greift. Der besitzt nicht nur die gleiche Technik, wie der RS5, sondern ist auch noch rund 2.000 Euro günstiger.
Modell: Audi RS5 Sportback quattro
Motor: Sechszylinder V-Motor Biturbo, 2‘894ccm
Leistung: 450 PS (331 kW)
Drehmoment: 600 Nm
Antrieb: Allradantrieb, 8-Gang-Automatikgetriebe
Verbrauch kombiniert (NEFZ): 9,2l/100km
Testverbrauch: 11,0l/100km
Beschleunigung (0 – 100 km/h): 3,9s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Abmessungen (L/B/H): 4,78 m / 1,87 m / 1,39 m
Gewicht: 1.817kg
Grundpreis: 83.500 EUR
Testwagenpreis: 116.915 EUR