Darf’s ein bisschen mehr sein? – der neue Mazda 3 1.8 Skyactiv-D im Test

Der neue Mazda 3 gewinnt schon einmal den Preis für den größten Entwicklungssprung im Vergleich zum Vorgänger. Doch reicht das um die mächtige Konkurrenz in der Golfklasse auszustechen? Unser evocars-Test bringt hoffentlich Klärung.

Optisch ist der Japaner schon einmal ein wirklich guter Wurf. Manch einem mag die lange Front nicht gefallen und auch das feiste Heck trifft nicht jeden Geschmack sofort – doch gerade in der von uns gefahrenen Kombination in der Sonderfarbe Polymetal Grau Metallic in Kombination mit den schwarzen Chromelementen des Design-Pakets und den dunklen 18“-Felgen ist der Mazda 3 ein echter Hingucker: Grimmig, sportlich an der Front und doch schnörkellos und klar. Die Schokoladenseite ist aber eindeutig das Heck. Kräftig ausmodelliert, mit wunderschön gezeichneten Heckleuchten und elegant kraftvollen Chrom-Doppelendrohren.

Innen geht es auf hohem Niveau weiter. Vielleich sogar auf noch höherem? Mazda strebt nach Höherem, das zeigt das Interieur eindrucksvoll. Weg vom Massenmarkt, hin zu edel verarbeiteten und hochwertig gezeichneten Arrangements. Der elegante Schwung des Armaturenbretts ist in Soft-Touch-Oberfläche mit Kontrastnaht eingeschlafen, die einem echten Lederbezug nur wenig nachsteht. Die Integration des großen 8.8 Zoll-Monitors ist gelungen – denn im Gegensatz zur Konkurrenz wird er nicht per Touch bedient und kann so weit hinten im Armaturenbrett diskret seinen Dienst verrichten.

Benchmark: das Bediensystem im Mazda 3

Die zum Infotainment gehörende Bedieneinheit funktioniert dabei bestens. Klar strukturierte Menüs, sehr feine Rastung des überdies wunderbar verarbeiteten Dreh-Drück-Stellers – so einfach kann es sein. Dass die Menüstruktur und dem System zu Grund liegende Logik stark an BMWs iDrive erinnert ist an dieser Stelle kein Nachteil. Uns hat der Ansatz von Mazda sehr gefallen und für den Alltag ist es sicher eine entspanntere Lösung als die Fingertapserei.

Übrigens: das MZD Connect genannte Infotainment ist inklusive Navigationssystem, Apple CarPlay und Android Auto, Bluetooth-Schnittstelle, DAB-Empfang und einem echten Head-Up-Display – mit Projektion in die Frontscheibe, an Stelle eines billigen Aufklappschirmchens – ist serienmäßig. Nicht erst in der Top-Ausstattungslinie, nein, jeder Mazda 3 kommt damit vom Band gerollt. Davon kann sich die Konkurrenz gerne eine Scheibe abschneiden.

Überhaupt fühlt sich der Mazda 3 für einen Kompakten sehr komplett an. Ein großen Anteil daran hat die neue Skyactiv Vehicle Architecture-Plattform. Auf diesem Baukasten steht der Neue und dank ihm konnte die Konstrukteure viele Dinge verbessern. Zum Einen ist die neue Karosserie leichter und steifer. Weniger Schwingungsanfälligkeit bedeutet weniger Störgeräusche. Dazu kommt eine verbesserte Aerodynamik, die zu weniger Windgeräuschen führt. Zu guter Letzt wurde ein Teil des im Rohbau gesparten Gewichts wieder in besondere Dämmung des Fahrzeuginnenraums investiert. Das Ergebnis beeindruckt: Nicht nur im Vergleich zum Vorgänger ist der Mazda 3 deutlich leiser, man hat generell nicht mehr das Gefühl in einem Kompakten zu sitzen.

Das gilt besonders in Kombination mit dem 1.8 Liter Dieselmotor. Zwar knuspert er nach dem Start und im unteren Geschwindigkeitsbereich noch dieseltypisch – hier kommt ihm die akustische Entkopplung ausnahmsweise nicht zu Gute – doch schon knapp über Innenstadttempo rückt der Antrieb komplett in den Hintergrund. Und damit meinen wir komplett. Bei Autobahntempo hört man praktisch gar nichts mehr vom Selbstzünder – der Geräuschkomfort kann sich also wirklich sehen lassen.

Gelungen: der Antrieb. Wenn man nicht zu schnell fährt.

Auch sonst ist der Antrieb gelungen. Das neue Fahrwerk ist bemerkenswert. Straff, aber nicht unkomfortabel verträgt es die Langstrecke ebenso, wie die ambitionierte Landstraße. Die Lenkung trägt ihren Teil dazu bei und meldet mich sehr angenehmer Gewichtung transparent jederzeit die Lage der Vorderachse. Selbst die Bremsen sind – wenn auch nicht überaus großzügig dimensioniert – mit guter Dosierbarkeit und bissigem Ansprechen dem sportiven Fahren nicht abgeneigt. Das gilt auch für die Schaltung: die manuelle Sechsgangbox ist der Automatik in jedem Fall vorzuziehen, denn sie gehört zu den Besten ihrer Art. Saubere Führung, kurze Schaltwege und knackige Bedienkräfte. So macht Handschaltung Spaß.

Einziger Kritikpunkt bleibt in diesem Umfeld der Motor. Und das nicht, weil er schlecht wäre. Man bekommt nur schnell das Gefühl, dass es statt der 116PS auf 186PS sein dürften. Der Mazda 3 würde das locker vertragen, ja vielleicht sogar einfordern. Und so fühlt sich der kleine Skyactiv-D-Antrieb dann alsbald nicht mehr wirklich souverän an, wenn es schnell vorangehen soll. Es scheint ihn dann auch so stark anzustrengen, dass er einen größeren Durst entwickelt: Auf wirklich schnellen Autobahnetappen verbraucht er dann gerne um acht Liter auf 100 Kilometer.

Das ist zwar nicht besonders schlecht, aber vor allem im Vergleich zu seinen sonstigen Verbräuchen, die gerne auch mal mit der vier vor dem Komma beginnen, ein zu hoher Wert.

Doch – und hier wird klar, dass er Mazda 3 1.8 Skyactiv-D – eben kein Autobahnbrenner ist, im sonstigen Alltag ist der Motor ein guter Antrieb. Die 270Nm kommen gut von der Kupplung, es hat weder ein großes Turboloch, noch eine Gedenksekunde. Entsprechend sauber ist der Vortrieb und bis 140km/h bleiben kaum Wünsche offen. Dann ist der Verbrauch auch wirklich bemerkenswert niedrig.

Knüller: der Preis ist ein echtes Sonderangebot

Kommen wir zum Besten: dem Preis. Los geht es ab 25.290 EUR. Damit ist der Mazda 3 nicht nur angesichts der Ausstattung günstig eingepreist, sondern auch im Konkurrenzumfeld. Selbst die koreanischen Nachbarn sind hier nicht günstiger. Im vollen Ornat (Selection-Ausstattung, Sonderlack, Design-Paket, Leder, Assistenzen und BOSE-Sound) kostet der Mazda 3 nur knapp über 30.000 EUR – ein VW Golf ist in dieser Ausstattungssphäre locker 20-25% teurer.

Der Mazda 3 erhält also unsere volle Empfehlung. Und wenn wir einen Wunsch äußern dürften: Gerne auch noch eine Dieselversion mit mehr Leistung nachschieben. Denn auf der Langstrecke ist und bleibt er das der Antrieb unserer Wahl.

Technische Daten*

Modell: Mazda 3 1.8 Skyactiv-D Selection
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1.759 ccm
Leistung: 116 PS (85 kW) bei 4.000 U/min
Drehmoment: 270 Nm bei 1.600-2.600 U/min
Antrieb: Frontantrieb, Sechsgang-Getriebe
Verbrauch (WLTP): 4,2 l D /100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 10,3 s
Höchstgeschwindigkeit: 194 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,46 m/1,79 m/1,44 m
Gewicht: 1.460 Kg
Grundpreis: 25.290 Euro

*Herstellerangaben

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