Alois Ruf hat sich etwas erarbeitet, von dem andere Fahrzeugveredler (in der Regel genannt: Tuner) nur träumen können: Die Eigenschaft als Fahrzeughersteller. Doch nicht nur dadurch hebt er sich auf eine Stufe mit Burkard Bovensiepen (Alpina). Die Hingabe zum Detail, das Bedürfnis zu einer immer überdurchschnittlichen Arbeit, der stetige Wille, ein schon ohnehin perfektes Grundprodukt aus Stuttgart-Zuffenhausen noch besser zu machen, zu einem Meisterstück der Ingenieurskunst. Das hebt Alois Ruf von denjenigen ab, deren Tun sich darauf beschränkt, ein Stück Kunststoff auf einen Kofferraumdeckel zu kleben und das Ergebnis „Aerodynamikpaket“ zu nennen. Auch das signalgrüne Auto, das nun vor uns steht, war ursprünglich ein nahezu perfekter Porsche 911 turbo der Baureihe 993. Doch sein damaliger Besitzer entschied sich, diesen noch perfekter zu machen.
Dabei handelte es sich beim Basisfahrzeug, das vor etwa vier Jahren beim Porsche Center Son (das, nebenbei bemerkt, auch offizieller RUF-Importeur ist) in Norwegen für den geplanten Umbau auf den Parkplatz rollte, sogar schon um die werkseitig verschärfte Variante: Anstelle der serienmäßigen 408 PS war dieser 993 turbo mit Werksleistungssteigerung (WLS II) ausgeliefert worden, was ein Plus von immerhin 42 Pferdchen ausmachte und heute bei Sammlern gewisse Begehrlichkeiten weckt. Allerdings wissen wir ja alle, dass man nie genug Leistung haben kann. Und ein RUF ist eben immer noch ein RUF.
Dass der Umbau erst so spät erfolgte, tut der Faszination dieses Fahrzeugs keinen Abbruch, im Gegenteil. Der ursprüngliche Lack wurde bis auf die blanke Karosserie abgeschliffen und Neulack in der Porsche-Kultfarbe Signalgrün (Farbcode: 22S) aufgetragen. Die Regenrinnen wurden nach dem ursprünglichen Vorbild entfernt, dafür die entsprechenden Schürzen an Front und Heck gegen die jeweiligen Exemplare in RUF-Optik getauscht. Hinzu kam ein Felgensatz in 19-Zoll, ein verstellbares Bilstein-Fahrwerk sowie eine adäquate Innenausstattung mit Sportsitzen, Instrumentierung und Lenkrad.
Während sich die Optik am Original orientiert, erhielt das Triebwerk im Heck eine etwas umfangreichere Leistungskur. Dank tiefergehende Maßnahmen wie größere Turbolader, leistet der 3,6-Liter große Sechszylinder-Boxer satte 588 PS, was den damaligen RUF Turbo R um knapp 100 PS überflügelt. Mittels ebenfalls revidiertem und verstärktem Sechsgang-Schaltgetriebe wird diese Leistung an alle vier Räder geleitet, was – einen Könner am Volant vorausgesetzt – zu beeindruckenden Fahrleistungen führen dürfte. Beeindruckend war derweil auch der Preis des Umbaus: Man spricht von rund 130.000 Euro, was dem Preis eines ordentlichen 993 turbo entspricht.
Dementsprechend fällt auch der Schätzpreis aus, den das Auktionshaus RM Sotheby’s für die Versteigerung des signalgrünen RUF Turbo R bestimmt hat: Mit einem Preis zwischen 200.000 und 250.000 Euro sollte man also rechnen. Doch dafür erwirbt man nicht nur einen tollen Porsche. Man erwirbt ein Meisterstück deutscher Ingenieurskunst. Die Auktion findet am Donnerstag, den 11. April 2019 auf der Techno Classica in Essen statt (Lot 129).
Quelle: RM Sotheby’s
Bildquelle: RM Sotheby’s / Morten Gjersoe