Gebrauchtwagen-Check: Mini John Cooper Works Bj 2009

Seit über zehn Jahren erfreut der neue Mini alle Gemüter im Straßenbild. Ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, fast jeder steht auf das quirlige Lifestyleobjekt aus dem Hause BMW, das in Oxford gebaut wird. Doch mit den anfänglichen 115 PS im Mini Cooper und späteren 163 im Cooper S aus einem 1,6-Liter-Vierzylinder mit Kompressoraufladung kam er motorisch höchstens dem Original ziemlich nahe – mit spritzigen und durchzugsstarken Motoren hatten die ersten Modelle jedoch wenig am Hut. Erst mit der Einführung des optional erhältlichen Sportpakets von John Cooper Works (JCW) hielten über 200 PS Einzug im Kleinwagen, gekrönt im Jahre 2006 vom Works GP, einer kompromisslosen Sportversion mit zwei Sitzen, Überrollbügel und 218 PS.

Mit dem ersten großen Facelift im Jahr 2006 zum Modelljahr 2007 wurden die Motoren grundlegend überarbeitet. Im Cooper S kam nun ein Turbolader statt eines Kompressors zum Einsatz. Ab 2008 – nach der Übernahme von John Cooper Works durch BMW – gab es den Mini JCW auch als Werksausführung – mit vergrößertem Turbolader, neuer Abgasanlage und Steuergerät sowie Brembo-Bremsanlage und elektronischer Differenzialsperre mit bis zu 50 Prozent Sperrwirkung.

Und eben solch einem John Cooper Works mit 211 PS, der 2009 vom Band rollte, wollen wir nun einmal etwas genauer unters Gebrauchtwagen-Kleidchen schauen. Unser Proband trägt das volle Ornat aus dem Sonderausstattungsprogramm, inklusive Aero-Paket und schwarzen Zierelementen an Front und Heck. Leider bestellte der Erstkäufer nicht die heißbegehrten Recaro-Sportsitze, die nicht nur gut aussehen sondern auch verdammt guten Seitenhalt im Vergleich zum Seriengestühl bieten. Dafür bringen rote Zierelemente, Carbon-Applikationen und Alcantaraeinsätze am Volant etwas Kontrast in den schwarzen Innenraum.

Allerdings sollte nun speziell in einem Mini JCW das Wohlgefühl eine vollkommen untergeordnete Rolle spielen. Die serienmäßige Works-Abgasanlage röhrt, sprotzelt und knallt, dass es eine wahre Freude ist und lässt gar arge Zweifel an der TüV-Tauglichkeit aufkommen. Die Bedenken beiseite geschoben und der Schalthebel aus Carbon flutscht knackig und ohne das übliche „Rühren“ in den ersten Gang. Die Kupplung greift früh und unter einer herrlichen Klangkulisse geht’s los.

Die Freude an dieser heutzutage bei anderen Autos völlig unüblichen Direktheit wird auch nach einigen Kilometern in unserem Cooper Works, der erst rund 47.000 Kilometer in seinem noch kurzen Autoleben unterwegs war, nicht getrübt – im Gegenteil. Die Lenkung spricht sofort und ohne Verzögerung an und jeglicher Befehl wird sofort umgesetzt. Die Federung ist knackig hart und dennoch nicht aufdringlich, insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten lässt es sich sogar ganz gut im Mini aushalten. Langstreckentauglich ist der Works allerdings trotzdem nur, wenn man im Handschuhfach ein Paar Ohrstöpsel liegen hat – und diese dann auch benutzt.

Doch die Autobahn ist einfach nicht sein Revier. Zwar sorgt das sympathische Rundgesicht mit seinen frechen Scheinwerfern immer wieder für überraschte Blicke in die Rückspiegel manch gestandener Limousinen, doch schnell aufeinanderfolgende Querrillen bringen ob des kurzen Radstands Unruhe in das Fahrwerk. Man fühlt sich im Mini dann wie auf dem Rücken eines Hasen, der mehrere Haken gleichzeitig schlägt. Doch genauso zackig geht es auch nach vorne. In nur 6,5 Sekunden geht es bei Bedarf auf 100 km/h und Schluss ist erst bei rund 240.

Damit diese Geschwindigkeiten mit dem Cooper Works auch hinsichtlich der Technik bedenkenfrei erfahren werden können, sollte beim Gebrauchtwagenkauf auf Nummer Sicher gegangen werden. Denn der hochgezüchtete 1,6-Liter-Reihenvierzylinder kann etwas zickig – oder sagen wir besser britisch – werden. Probleme mit dem Kettenspanner in den frühen Turbomodellen (insbesondere Cooper S ab 2007) sind nicht selten. Seitens BMW wurde 2009 eine inoffizielle Rückrufaktion durchgeführt, die nur über Rechnungen zu dokumentieren ist. Bei den Works-Modellen sind diese Probleme jedoch aufgrund der Verstärkungen im Motorbereich deutlich weniger stark vertreten.

Regelmäßige Ölwechsel sind jedoch gerade hier unerlässlich. Der üblicherweise vorgeschriebene Longlife-Service wird dem Bedarf an frischem Öl nur selten gerecht. Ein durchgestempeltes Scheckheft mit jährlich durchgeführtem Ölwechsel gibt Vertrauen und schafft Sicherheit. Der oder die Vorbesitzer sollten außerdem mit Turbomotoren umzugehen wissen: Kaltfahren lautet die Devise, denn ein sofortiges Abstellen des heißen Motors nach flotter Autobahnfahrt bedeutet den raschen Tod vom Turbolader. Wann es dem Mini kalt genug ist, lässt sich auch rasch herausfinden: dann schaltet sich nämlich der elektronische Lüfter ab und der Motor kann ausgeschaltet werden.

Ansonsten gibt sich der bayerisch-britische Spross gänzlich unauffällig. Abgesehen von den höheren Ersatzteilpreisen für die größere Brembo-Bremse (mit 316er-Scheiben vorn und 280er-Scheiben hinten) sind die Teilepreise mit anderen Minis zu vergleichen. Jede BMW-Vertretung kann die Ersatzteile innerhalb von wenigen Stunden organisieren. Die Getriebeprobleme der ersten Generation sind ebenfalls passé. So kann man den kleinen Spaßzwerg fast uneingeschränkt dem empfehlen, der für den grauen Alltag eine grelle Abwechslung sucht, die immer ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Gute Mini John Cooper Works ab Baujahr 2008 gibt es ab rund 15.000 Euro.