„Tesla ist schon so weit vorne, das dauert noch einige Jahre, bis deutsche Hersteller die eingeholt haben.“ Solche Aussagen haben wir noch 2019 zu Hauf gehört – geschrieben unter unseren Artikel, in Foren und Gruppen auf Facebook und Co. Verständlich, war die US-Firma zu diesem Zeitpunkt doch schon viele Jahr im Bereich Elektromobilität am Start, beherrschte den US-Markt mit einer erschreckenden Deutlichkeit und war auch hierzulande ein Big-Player. Zugegeben, vor allem die Fachpresse (aber auch viele potenzielle Kunden) bemängelten die Verarbeitungsqualität von Model 3, Model S und Model X, der unbestreitbare Fortschritt sowie die sensationelle Ladeinfrastruktur konnten aber nicht wegdiskutiert werden.
Doch spätestens, seit es in Deutschland staatliche Zuschüsse auf Elektroautos und die 0,25%-Regelung auf reine Elektroautos als Dienstwagen gibt, legen die deutschen Autobauer mächtig nach. Und das spiegelt sich natürlich auch in den Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland wider: Knapp 400.000 elektrisch oder per Hybrid-Einheit angetriebene Fahrzeuge wurden in 2020 neu zugelassen (zum Vergleich: 2019 waren es noch 112.000) Vorteil der deutschen Hersteller: Sie wissen genau, was die Deutschen wollen. Und sowieso: Wer gerne VW, Mercedes oder BMW fahren will, der greift auch in Sachen Elektro-Auto lieber zu seinem bevorzugten Hersteller als es mit einem Tesla zu versuchen – Voraussetzung: Der jeweilige Hersteller hat etwas Passendes im Angebot.
Und so zünden die deutschen Hersteller aktuell ein wahres Feuerwerk an neuen Elektro-Modellen ab. Bei Volkswagen verdrängen ID.3 und ID.4 rasend schnell die letzten eGolf und eUp!, Audi dreht beim Thema etron mit Q4 etron, etron GT und Co., so richtig auf und allerspätestens nach der Vorstellung des noblen EQS mit bis zu 700 Km Reichweite kennt man hierzulande die neue Marke Mercedes EQ, unter der die Schwaben das komplette Thema Elektromobilität zusammengefasst haben – wobei der EQS als elektrische S-Klasse nur das Topmodell darstellt. Schon vorher schaltete der Hersteller mit Einführung der Modelle EQA, EQB, EQC und EQV die Signale auf Attacke. Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Schon jetzt ist klar, dass es zeitnah eine SUV-Variante des EQS sowie einen kleinen Bruder in Form des EQE geben wird. Nach unten runden dann neue EQ-Modelle von Smart das Portfolio ab.
In diesem Umfang können die anderen deutschen Hersteller einzeln betrachtet nicht ganz mithalten. VW ist mit ID.3 und ID.4 am Start, wird schon bald den ID.Buzz nachlegen. Die ID.6-Ableger sind hingegen aktuell nicht für den deutschen Markt vorgesehen. Und das Einstiegsmodell ID.2 wird wohl auch noch etwas auf sich warten lassen. Betrachtet man den ganzen Konzern, so sieht das mit den Modellen von Audi, Porsche und Skoda schon etwas besser aus.
Aktuell bildet BMW mit dem i3 (der schon in die Jahre gekommen ist), dem iX3 sowie dem neuen iX so ein wenig das Schlusslicht – auch wenn der BMW i4 schon Ende 2021 dazustoßen wird.
Völlig außen vor gelassen haben wir bei unserer Betrachtung die vielen, in Sachen Elektromobilität nach vorne drängenden Hersteller aus dem europäischen Ausland sowie aus Asien. Sowohl auf Modelle wie den Kia EV6, den Konzern-Bruder Hyundai IONIQ 5, den Mazda MX-30 oder auch den Fiat 500e und die neuen Opel-Modelle Corsa-E und Mokka-E sollte man ein Auge haben.
Fazit: Die Zeit, in der Tesla den Markt der Elektro-Fahrzeuge maßgeblich prägt, ist vorbei. Zwar wird Tesla bestimmt für immer Teil des Fahrzeugmarktes bleiben, doch die großen Konzerne haben ihre Hausaufgaben gemacht, verfügen über eine nicht weg zu diskutierende Infrastruktur sowie das entsprechende Vertriebs- und Werkstättennetz und werden diese Vorteile in den kommenden Jahren gnadenlos ausspielen.