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Darf ein kleiner Opel Adam 29.631 Euro kosten? Auf jeden Fall! Zumindest dann, wenn es sich um die biestige, rund 140 PS starke Cupsport-Variante handelt, die ab diesem Jahr im ADAC Opel Rallye Cup eingesetzt wird. Auf Einladung der Rüsselsheimer Motorsport-Abteilung, die auch für die Langstrecken-Astra OPC in der VLN verantwortlich ist, durften wir mit dem radikalen Adam auf Tuchfühlung gehen.
Fahrbericht: Unterwegs im Corsa OPC Nürburgring Edition
Doch zunächst wurden bereitwillig unsere Fragen rund um den kleinen Renn-Adam beantwortet, der schon in der ersten Saison in 24facher Ausführung in Deutschland und immerhin 17 Mal in Frankreich unterwegs ist. Schon nach wenigen Tagen waren die Wagen verkauft, die Nachfrage war sogar noch größer, doch mehr konnte die für den Aufbau verantwortliche Firma Holzer einfach nicht fertigen. Immerhin handelt es bei der Cup-Version des kleinen Adam keineswegs um ein umgebautes Serienmodell.
Stattdessen wird der Wagen in rund 100 Stunden auf der Rohkarosse aufgebaut und mit allem ausgerüstet, was einen echten Rallye-Wagen ausmacht. Neben dem frei saugenden 1,6-Liter-Vierzylinder (rund 140 PS bei 6500 U/min, 160 Nm bei 4700 U/min) wird unter anderem ein Fahrwerk von Reiger mit Asphalt- und Schotter-Spezifikationen verbaut, es kommt eine hydraulische „Fly-Off“-Handbremse zum Einsatz und Bremsscheiben mit 305 Millimeter Durchmesser aus dem Corsa OPC Nürbugring Edition (vorne) sind im Paket enthalten. Die Aufzählung der weiteren Spezifikationen wollen wir uns an dieser Stelle ersparen und verweisen lieber auf die vollständige Auflistung im Anschluss an diesen Artikel.
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Nur auf das Getriebe des Cup-Adam wollen wir doch noch eingehen – handelt es sich hier doch um ein mehr als 6000 Euro teures, sequenzielles Modell aus dem Hause Sadev. Neben schnellen Gangwechseln ohne lästiges Kuppeln erfüllt das Getriebe vor allem einen Zweck: Es erleichtert dem Besitzers des Cup-Wagens, diesen zu einem späteren Zeitpunkt zu einer R2-Version hochzurüsten (siehe Video unten). Denn Opel hat mitnichten nur an einen preiswerten Einstieg in den Rallyesport gedacht, schon bald sollen weitere Modelle (R2, R3T und sogar R5) folgen. Wer also einen Cup-Adam kauft, damit ein/zwei Jahre Erfahrungen sammelt und aufsteigen möchte, hat eine extra dafür entwickelte Basis in der Garage stehen. Für das R3T- und R5 Regelement nützt ihm das freilich nichts, hat Opel hier doch eine Variante des zukünftigen Corsa als Sportgerät vorgesehen – endgültig abgesegnet sind diese beiden Granaten mit bis zu 280 PS allerdings noch nicht.
Für den Spaß am Wochenende: Tracktools bei evocars
Doch noch ist der Cup-Adam das Maß der Dinge und nach einer kurzen Einweisung brettern wir mit den Getriebe-bedingt exakt 174 km/h schnellen Rennzwerg durchs Gelände. Zwar bietet das Getriebe fünf Gänge, um den Topspeed zu erreichen, über den zweiten Gang kommen wir allerdings nicht hinaus. Schließlich schiebt schon der erste Gang bis Tempo 80 (!!!) und zudem hält das enge Geläuf weit mehr Kurven als Geraden parat. Und das ist gut so, können wir uns so doch trefflich an das Potenzial der verbauten Differenzialsperre herantasten. Jede Runde gehen wir an den Kurvenausgängen etwas früher ans Gas, bremsen vor der nächsten Kurve etwas später. Langsam verlieren die massiven Betonmauern, die ebenso blechverformenden, geparkten Baumaschinen am Rand und die knorrigen Apfelbäume direkt neben der Strecke ihren Schrecken.
Laut dröhnt der vermeintlich kleine 1,6er unter der Haube in den nahezu nackten Innenraum hinein, traumhaft knallt die Abgasanlage beim Schalten und spätestens nach der dritten Runde sind auch die Intermediates auf Temperatur. Es kommt, wie es kommen muss: Viel zu schnell ist das Ende der schnellen Runden erreicht, der „alte“ Rallye-Hase auf dem Beifahrerplatz gibt das Zeichen zum Abbiegen ins Service-Zelt. Schade. Jetzt sind wir angefixt. Das Shirt ist nassgeschwitzt, die Hände zittern vor freudiger Anspannung und erst langsam gewöhnen sich die Augen wieder an die „stehende“ Umgebung. Tja, da hilft wohl nur eins: Knapp 30.000 Euro auf den Opel-Tisch legen, nocheinmal rund 50.000 Euro pro Rennsaison einplanen und 2014 ebenfalls im ADAC Opel Adam Cup an den Start gehen. Fehlen eigentlich nur noch die Sponsoren ….
Wer sich in Natura vom Potenzial der kleinen Renner überzeugen will, der hat bei den noch kommenden Rallye-Veranstaltungen am 14./15.06. in Stemwede, am 5./6.07. in Osterode/Harz, am 6./7.09. in Grömitz, am 4./5.10. in Heidenheim und am 25./26.10. in Kirchham Gelegenheit dazu.
Opel ADAM „Cup“ – Technische Daten
Motor: 1.6-l-ECOTEC 16V, variable Nockenwellenverstellung, BOSCH Motorsport-Steuergerät
Leistung: ca. 140 PS bei 6.500 U/min.
Drehmoment: ca. 160 Nm bei 4.700 U/min.
Kraftübertragung: sequenzielles Sadev-Fünfganggetriebe, Sperrdifferenzial
Fahrwerk: REIGER Racing-Suspension, McPherson-Federbeine mit Uniballaufnahmen, Asphalt- und Schotterspezifikation
Lenkung: elektrohydraulische Servolenkung
Felgen: EVO Corse-Aluminiumfelgen, 6,5 x 16 Zoll (Asphalt), 6 x 15 (Schotter)
Bremssystem: hydraulische „Fly-Off“-Handbremse, Druckregulierung für Hinterachse; Brembo 4-Kolben-Bremssattel (Vorderachse);
Bremsscheiben: 305 mm belüftet (Vorderachse), 264 mm (Hinterachse);
Karosserie: Leichtbau-Rohkarosserie, integrierte Sicherheitsstruktur, Unterfahrschutz für Motor und Kraftstoffbehälter
innen: SPARCO-Competition-Sitze (HANS-Systemfähig), elektrisch auslösende Feuerlöschanlage, Trockenbatterie
außen: „OPC Line“-Karosserie-Anbauteile, Schnellverschlüsse für Motorhaube und Heckklappe, Abschleppschlaufen
Elektrik: modifiziertes Serieninstrument mit LCD-Ganganzeige und Schaltlampe, MONIT-Tripcomputer, zentrale Schalterkonsole, Kartenleselampe
Dimensionen: Länge 3.698 mm, Breite 1.720 mm, Höhe 1.442 mm (Fahrhöhe Asphalt), Radstand 2.310 mm, Gewicht 1.030 kg
Preis: 24.900 Euro(zuzügl. 19 % MwSt.) (fahrfertige „Ready to Rallye“-Auslieferung; Fahrzeugkauf bedingt die Teilnahme am ADAC
Opel Rallye Cup ab der Saison 2013)
Und hier ein Ausblick auf die R2-Variante des Opel Adam: