Driven: Volvo XC90 D5 R Design

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Er ist groß, er ist schwer und er sieht verdammt gut aus – das ist der Volvo XC90. Doch wie fährt sich der heftige Schwedenhappen? Wir sind mit dem stärksten Diesel durch die Lande gecruist.Er ist der Methusalem unter der den SUV. Er hat die Generationen von BMW X5 und Mercedes ML kommen und gehen sehen und sieht sich inzwischen mit jungen Heißspornen wie dem Audi Q7 konfrontiert. Ja, der seit 2004 fast unverändert gebaute Volvo XC90 hat es nicht leicht. Zwar bekam der 4,80 Meter lange Allradler 2006 ein dezentes Facelift und hier und da ein paar PS mehr spendiert, Up to date ist der große Schwede aber weiß Gott nicht mehr. Und trotzdem: Er hat seinen festen Platz bei den Freunden des schwergewichtigen Hochsitzens. Kein Wunder. Wird der XC90 doch inzwischen serienmäßig als Siebensitzer ausgeliefert, trumpft mit einer fabelhaften Stereoanlage, bietet traumhaften Sitzkomfort und überfordert den Fahrer nicht mit schwer bis unverständlichen Bedienkonzepten für die Bordelektronik. Des Weiteren kostet der XC90 bestens ausgerüstet immer noch weniger als ein vergleichbarer Audi Q7. Und auch optisch muss sich der mindestens 40.000 Euro teure Schwedenhappen nicht verstecken. Geschmack hin oder her: Zumindest im direkten Vergleich wirkt er größer gewaltiger als die Konkurrenz.

Aber diese Pluspunkte können nicht über einige altersbedingte Defizite hinwegtrösten, die speziell bei dem von uns getesteten XC90 D5 R Design zu tiefen Sorgenfalten führten. Größtes Manko des Kandidaten: Der verbaute 2,4-Liter-Diesel ist einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Gerade einmal 185 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment mobilisiert der Fünfzylinder und hat damit seine liebe Müh mit den 2,2 Tonnen des XC90. Selbst als Schalter mit manueller Sechsgang-Box dauert der Sprint 10,9 Sekunden, wer die Sechsgang-Automatik wählt, muss zähe 11,5 Sekunden warten. Überholmanöver auf der Landstraße fallen damit ebenso weg, wie Ampel-Gelb-Phasen in der Stadt. Die Kombination aus träger Automatik und schwächelndem Diesel-Aggregat hat verheerende Folgen: Es kommt einfach nie Fahrspaß auf. Selbst der Gedanke „Ich könnte, wenn ich wollte“ schleicht sich nie ins Bewusstsein.

Lediglich extrem entspanntes Dahin-Cruisen kann als Metier des Volvo XC90 D5 bezeichnet werden. Doch selbst dann fällt der Durchschnittsverbrauch nie unter die Zehn-Liter-Marke. Angesichts des bescheidenen 68-Liter-Tanks sind Monsteretappen also nicht drin. Zum Vergleich: Im Audi Q7 3.0 TDI lassen sich entspannte 100 Liter Diesel bunkern, hinzu kommt ein deutlich dezenterer Spritkonsum. Doch halt: Wir wollen unserem Testkandidaten keinswegs ein Messer in den Rücken rammen. Denn es gibt einen Ausweg. Volvo-Haustuner Heico Sportiv hilft allen Verzweifelten mittels einer neuen Steuersoftware aus dem Tal der Tränen. Für 1941 Euro (inkl. Einbau und TÜV) spielt jeder Volvo-Verträgshändler die neuen Bits und Bytes auf und verhilft dem 2,4-Liter-Aggregat so zu 210 PS und 460 Newtonmetern. Nach dem Eingriff sinkt die Sprintzeit auf 9,8 Sekunden und der Topspeed steigt auf immerhin 200 km/h. Speziell bei den Zwischen-Sprints soll die Power-OP zudem für mehr Dynamik sorgen. Hinweis: Für den Eingriff bei Wagen, die aus der Herstellergarantie raus sind, werden nur 1455 Euro fällig.

Nachdem das Abtriebsmanko aus der Welt geschafft ist, lässt’s sich gleich viel entspannter in die Ledersitze der R Design-Austattung lümmeln und dem durchaus betörenden Sound lauschen, der aus den vier verchromten Endrohren entfleucht. Selbst einige verdrehte Passanten-Köpfte können wir am Steuer des XC90 D5 R Design registrieren, was sicherlich vom stattlichen Erscheinungsbild, den schicken Felgen, dem verchromten Kühler und besagten Endrohren herrührt. Und sollte der Single-Fahrer des großen Schweden einmal gleich sechs weibliche Fans zu sich nach Hause einladen wollen, oder der Familien-Papa den halben Kindergeburtstag nach hause fahren, ist das auch kein Problem. Mit wenigen Handgriffen ist die dritte Sitzreihe aus dem Kofferraumboden gezaubert und wenn die Strecke nicht zu lang ist, werden die Damen nicht einmal wegen des Platzangebotes meckern – den Kindern ist’s eh egal. Einziges Manko: Die recht große Kassette mit der Kofferraum-Abdeckung darin findet beim Siebensitzer keinen Platz zum Verstauen, muss also diagonal durch die Reihen zwei und drei gelegt werden.

Gemeinsam geht’s dann – R Design sei dank – sehr straff gefedert und nach dem Tuning-Eingriff auch durchaus sportlich voran. Auf dem Weg kann der Fahrer selbstbewusst ein wenig angeben, dass das komplett ausgestattete SUV über 54.000 Euro kostet, damit aber trotzdem ein Schnäppchen ist. Der weniger luxuriöse Audi Q7 3.0 TDI startet bei 52.000 Euro und für den BMX X5 xDrive30d werden ebenfalls mindestens 54.000 Euro fällig. Beide Kontrahenten fahren dem Volvo-Methusalem allerdings so gehörig um die Ohren, dass Sie diesen Punkt lieber verschweigen und noch ein wenig auf den Seltenheitsfaktor des Schweden hinweisen sollten. Es war schließlich schon immer etwas schwieriger, einen anderen Geschmack zu haben.

Abschließend muss noch angemerkt werden, dass der XC90 auf absehbare Zeit weder den 204 PS starken Zweiliter-Diesel aus dem neuen Volvo S60 noch die kräftigere D5-Variante aus dem V70 verbaut bekommt. Wem der 2,4-Liter-Fünfzylinder im SUV also zu antiquiert wirkt, der muss auf das Nachfolgermodell warten. Dessen Erscheinen ist aber nicht einmal groß angedacht von einer festgelegten Messe-Premiere ganz zu schweigen.

Technische Daten:
Modell: Volvo XC90 D5 R Design Geartronic
Motor: R5, vorn quer. ein Turbolader
Hubraum: 2.400 ccm
Leistung: 185 PS / 4000 Umin
Drehmoment: 400 Newtometer / 2000 Umin
Antrieb: Allrad
Gewicht: 2144 kg
Verbrauch: 8,5 Liter / 100 km (Werksangabe)
0-100 km/h: 11,5 sek.
Vmax: 190 km/h
Preis: 54.140 Euro