Driven: Porsche Cayenne S Diesel

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Es ist die alte Leier: In diesem Leben werde ich kein SUV-Freund mehr. Warum? Weil ich S-Klasse fahre, wenn ich es komfortabel haben will, in den Wald zum Förster gehe, wenn ich hoch sitzen will und einen 911er nehme, wenn es schnell gehen soll.

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Aber all das in einem Auto? Nein, das ist nichts. Denn ein Kompromiss ist immer nur ein Kompromiss. Fisch oder Fleisch. Zwar müssen wir zugeben, dass ein Cayenne turbo den großen Spagat erschreckend gut beherrscht, der Materialeinsatz den er für seine Leistung braucht, ist aber in gleichem Maße erschreckend. Weshalb wir den 270km/h schnellen Zweieinhalbtonner auch eher als nicht zeitgemäß einstufen. Nun gibt es aber wieder etwas Neues aus Zuffenhausen: einen Diesel. Einen richtig fetten Diesel. In Zeiten, in denen die Konkurrenz die großen Ölmotoren schon lange aufs Altenteil geschoben hat und Leistung aus Ladung holt, schiebt Porsche im Cayenne S Diesel einen V8-Selbstzünder an den Start. Und das ist gut so. Denn wenn Dir auf einer grob geflickten Passstraße in der Steiermark der Koloss bei Vollgas im Zweiten einfach mal lässig in den Drift gleitet, dann hat das schon seinen ganz eigenen Reiz.

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850 Newtonmeter stellt das 4,2 Liter große Triebwerk nicht nur maximal bereit, sondern praktisch in allen Lebenslagen. Schon unterhalb von 2000 Touren drücken die acht Kolben genug Abgas aus den Zylindern um die beiden Turbolader auf Touren zu bringen. Schluss mit lustig ist er bei weit über 4000 U/min. Selbst der Klang ist irgendwie gut. Natürlich knuspert der Diesel bei geringer Wassertemperatur ein wenig, einmal in Schwung mischt sich aber eine schöne V8-Stimme unter das harte Verbrennungsgeräusch. Und wenn man den massiven Endrohren direkt ins Auge blickt, dann wummert der große Selbstzünder jedes Vorurteil souverän aus dem Sinn.

Sie haben also viel richtig gemacht, beim neuen Cayenne S Diesel. Denn selbst nach dem ersten Bad im Drehmomentüberangebot reißen die guten Nachrichten nicht ab. Das aktive Fahrwerk lässt den schweren Geländewagen zügig durch die Kurven wedeln, die Lenkung ist ein feiner Partner bei der Suche nach der Ideallinie und die Geschwindigkeiten, mit denen man sich durchs Geläuf schießt, sind im Grunde genommen Wahnsinn. Wenig Seitenneigung, ordentliches Gefühl für die Straße – mit verbundenen Augen auf dem Beifahrersitz könnte man sich auch in einem Golf GTI wähnen.

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Nur das dieser einem nicht luftkissengestützt den Rücken massiert und keine perfekt abgestimmten Klänge aus der Burmester-Anlage serviert. Denn in Sachen Luxus gibt es ebenfalls wenig, was dem Cayenne gefährlich werden könnte. Handwerklich perfekt verarbeitetes Leder an fast allen Orten, der Rest ist mit Alcantara und Carbon ausgeschlagen – wer hat, der kann eben. Über das Platzangebot brauchen wir ebenfalls kaum ein Wort zu verlieren, denn es ist mehr als ausreichend. Ob zu viert ins Skigebiet oder mit dem GT3-Kreischeisen auf dem Hänger zum nächsten Trackday – der große Stuttgarter bietet sich einfach überall an.

Und an dieser Stelle sind wir plötzlich nicht mehr so sicher, ob Fisch und Fleisch nicht doch auf einem Teller einhergehen können. Denn selbst gröbste Leistungsabforderung aller 382 PS lassen den Bordcomputer bei Werten um 14 Liter pro 100 Kilometer verharren, bei sanfterer Fahrweise lassen sich sogar einstellige Werte erreichen. Und genau dieser Umstand ist es, der uns milde stimmt. Unbändige Kraft bei überschaubarem Konsum, das hat dem Cayenne bisher – zumindest mit Blick auf den deutschen Markt – gefehlt. Denn zum eher halbgaren Hybrid wollen wir an dieser Stelle keine Stellung beziehen, da der V8-Diesel nicht nur in jeder Situation schneller ist als der vermeintliche Klimaretter, sondern auch noch weniger Treibstoff braucht.

Alles gut also? Schon, irgendwie. Natürlich macht auch die Sport-Stellung im Menü einen 911er nicht obsolet, aber man muss sich nun auch nicht mehr als schlechter Mensch fühlen, wenn man mit dem schnellen Hochsitz unterwegs ist. Und sollte man sich irgendwann seiner Entscheidung doch nicht mehr sicher sein, dann hilft ein kurzer Gasstoß. Die Achtgang-Automatik wird unmerklich zwei bis drei Gangstufen zurücklupfen, den großen V8 aus dem Drehzahlschlaf wecken, die Fuhre lässig gen Horizont reißen und Dir das schlechte Gewissen einfach aus dem Kopf blasen. Denn eine solch souveräne Urgewalt, die Dir jederzeit das Gefühl gibt Zöpfe in alle vier Antriebswellen flechten zu können, bietet einfach nur ein mächtiger Diesel. Man scheint das gewusst zu haben in Zuffenhausen…

Technische Daten:
Modell: Porsche Cayenne S Diesel
Motor: Acht-Zylinder-Diesel, 4134 ccm
Leistung: 281 kW / 382 PS
Drehmoment: 850 Nm
Antrieb: Allrad, Achtgang-Automatikgetriebe
Verbrauch: 8,3 Liter Diesel / 100km
0-100 km/h: 5,7 sek.
Vmax: 252 km/h
Preis: ab 77.684 Euro

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