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Großer Schluckspecht mit kleinem Durst: Der Vivaro Life Cosmo 2.5 CDTI schluckt reichlich Zuladung, aber wenig Diesel.
Um es vorweg zu nehmen: Der Opel Vivaro ist ebenso wie seine Stiefbrüder Nissan Primastar und Renault Trafic als Transporter konzipiert, und daraus macht der große Rüsselsheimer auch keinen Hehl. Detailverliebte Verarbeitung gibt es daher ebenso wenig, wie fahrdynamische Agilität oder die Flexibilität des aktuellen Meriva (Opel Meriva Turbo im Test) – auch nicht in der von uns gefahrenen Kleinbusvariante Life. Dafür ist jedoch vor allem eines mit an Bord: Unglaublich viel Platz für jede Gelegenheit. Und damit macht der Vivaro Life Cosmo 2.5 CDTI so manche Schwäche doppelt wett.
Rein optisch hat der Vivaro Life dabei das Image der Handwerker-Droschke dank schwarzem Business-Lack, großen Alufelgen im 16-Zoll-Format und und sechs Einzelsitzen zwar erfolgreich abgelegt, fahrdynamisch merkt man ihm seine Ursprünge jedoch nach wie vor an. Vor allem unbeladen knarzt und hoppelt der Sechssitzer sich über die Autobahn, gibt sämtliche Unebenheiten deutlich zu vehement weiter und verlangt entsprechend eine gehörige Portion guten Willen von seinem Piloten. Und auch in puncto Verarbeitungsqualität schimmern die Transporter-Gene beständig zu Tage. Wer sich jedoch in Anerkennung der Tatsache, dass man es eben nicht mit einem Pkw zu tun hat, auf den Vivaro einlässt, lernt schnell dessen Vorzüge zu schätzen.
Etwa den lautstark aber kraftvoll unter der kurzen Haube agierenden, knapp 2,5 Liter großen Euro-4-Selbstzünder. Der leistet immerhin stattliche 146 Pferdestärken bei 3500 Touren und bietet bärige 320 Newtonmeter Drehmoment zwischen 1750 und 2250 Umdrehungen. Und die schieben den mit einem Leergewicht von knapp über 2 Tonnen nicht gerade zierlichen Lastesel in annehmbaren 13,3 Sekunden von 0 auf 100. Den Quell des Vortriebs bezieht der Dieselmotor dabei aus einem 90 Liter Tank. Dank eines überraschend geringen Verbrauchs – Opel beziffert den Durst des Kleinlasters im Schnitt mit 8,8 Litern, wir haben uns dank Sechsgangschaltung und entsprechender Fahrweise jedoch durchaus auch in Bereichen von unter sieben Litern bewegt – reicht das für äußert seltene Tankstopps. Zumindest dann, wenn die werksseitig angegebene Endgeschwindigkeit von 170 km/h nicht permanent ausgereizt wird. Insgesamt genehmigte sich der Vivaro in unserem Test durchschnittlich rund acht Liter Diesel.
Mit steigender Anzahl an Gepäckstücken schwinden die Sprinterqualitäten des Rüsselsheimers allerdings zusehens. Entsprechend gemächlicher es voran, wenn das Maximalgewicht von 3040 Kilogramm voll ausgereizt wird. Dann sind jedoch immerhin auch 1011 Kilogramm an Insassen und Gepäck mit an Bord. Dieses üppige Zuladepotential ist vor allem den überbordenden Maßen unseres Vivaro in der Karosserievariante L2H1 geschuldet. Schließlich wartet Letztere mit Außenmaßen von 5,18 Meter in der Länge, gut 2,2 Meter (mit Spiegeln) in der Breite und 1,94 Metern in der Höhe auf. Was von außen dabei nicht unbedingt als Augenschmeichler zu bezeichnen ist, bietet innen allerhand Vorteile. So dürfte es nur wenig alltägliches Ladegut geben, dass im 2,8 Meter mal 1,67 Meter (zwischen den Radkästen 1,2 Meter) großen Gepäckabteil keinen Platz findet – sei es das Motorrad, die Campingausrüstung oder der komplette Jahreseinkauf einer Großfamilie.
Im Innenraum wartet der Vivaro neben weitreichenden Plastiklandschaften zudem mit allerhand Annehmlichkeiten auf. So gibt es neben einem Bordcomputer samt Lenkradfernbedienung ein Navigationssystem, eine getrennt regelbare Klimaanlage vorne und hinten sowie elektrische Fensterheber und zahlreiche Ablagefächer. Für ausreichenden Langstreckenkomfort sorgen in Länge und Höhe verstellbare Sitze für Fahrer und Beifahrer. Der Fahrersitz ist zudem in der Neigung verstellbar. Die restlichen Passagiere nahm unser Testwagen in vier dreh- und längsverschiebbaren Einzelsitzen mit zwei Armlehnen auf. Die waren zwar jeweils einzeln herausnehmbar, konnten in Ermangelung eines separaten Tisches jedoch keinesfalls den Mehrwert der optional erhältlichen Rückbank mit Schlaffunktion bieten. Gänzlich ausgeschlafen zeigt sich der Vivaro dafür in puncto Sicherheit. So sind serienmäßig ein elektronisch geregeltes ABS, ein Bremsassistent, ESP und Scheibenbremsen rundum mit an Bord. Im Fall der Fälle versuchen Airbags für Fahrer und Beifahrer samt Gurtstraffer die Unfallfolgen für die Passagiere der ersten Reihe abzumildern.
Insgesamt hat Opel mit dem Vivaro einen King-Size-Van irgendwo zwischen Volkswagens T-Modell und der Transporterriege rund um Mercedes Sprinter, Ford Transit und Co. auf die Beine gestellt, der durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Schließlich bietet der Rüsselsheimer deutlich mehr Platz und Laderaum als der Erstgenannte, dabei jedoch erheblich mehr Komfort und Pkw-Qualitäten als Letzterer. Das hat ebenso überzeugt, wie der Einstiegspreis von 33.155 Euro (mit Sechsgangautomatik 33.703 Euro) und der Umstand, dass der Vivaro mit seiner mächtig großen (Heck-)Klappe einiges schlucken kann, ohne sich dabei allzu gütlich am teuren Dieselkraftstoff zu tun.
Technische Daten
Modell: Vivaro Life Cosmo L2H1 2.5 CDTI
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
Hubraum: 2.464 ccm
Leistung: 146 PS / 4000 Umin
Drehmoment: 320 Newtonmeter / 1750 – 2250 Umin
Antrieb: Front
Gewicht: 2029 kg
Verbrauch: 8,8 Liter / 100 km (Werksangabe)
0-100 km/h: 13,3 sek.
Vmax: 170 km/h
Preis: 33.155 Euro