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Driven: Ford Fiesta ST

Hothatch! Der weltweite bekannte Begriff für eine Fahrzeuggattung, die durch zwei Kriterien definiert wird: Eine kompakte Schrägheck Karosserie und einen leistungsstarken Motor. Die Kombination von beidem macht aus braven Kleinwagen böse Projektile, die in der Regel noch bezahlbar bleiben und somit speziell bei jungen Kunden häufig schlaflose Nächte verursachen. Das Werben um die Gunst dieser vorwiegend männlichen Käufer wird dabei mit fast genau so viel Power ausgefochten, wie die Kleinwagen unter ihrer Haube haben. In diesen Kampf mischt sich nach einer kleinen Kreativpause jetzt auch wieder ein alter Bekannter ein, der frisch gestärkt, mit einem 182 PS leistenden 1,6-Liter unter der Haube, den GTIs, RS‘, OPCs und Cupras zeigen möchte, wer der Heißeste unter den Hothatches ist. Sein Name: Ford Fiesta ST.

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Ford Fiesta ST 2012 Wallpaper (1)

Ein alter Bekannter? Ja, denn Ford nimmt für sich in Anspruch, auf eine lange Tradition der sportlichen Fiestas blicken zu können. Und richtig, bereits 1981 begann alles mit dem XR2. 84 PS stark, deutlich unter 900 kg leicht, frei saugend und mit vier Gängen nach vorne stürmend. Heute, 32 Jahre später, lockt man mit 170 km/h Spitze und 10,1 Sekunden für den Standardsprint natürlich niemanden mehr hinter das Lenkrad. Die mittlerweile vierte Generation des Fiestas kann daher auch mit deutlich verlockenderen Werten aufwarten: 6,9 Sekunden auf 100 km/h und 223 km/h Spitze stehen im Datenkasten des Kölner Hothatch.

Doch niemand kauft sich einen vier Meter Zwerg, um auf deutschen Autobahnen stundenlang Höchstgeschwindigkeit zu kloppen. Ein Hothatch muss von Kehre zu Kehre stürmen, um dann in der Kurve ordentlich zu grippen. Und genau das macht der ST erstaunlich gut. Torque Vectoring Control (TVC) heißt dabei das Zauberwort, das aus dem turbobefeuerten Fronttriebler einen extrem unterhaltsamen Kurvenkünstler macht. Durch ein gezieltes Zuteilen der maximal 240 Newtonmeter Drehmoment an die beiden Vorderräder wird nämlich das Durchdrehen der 205er Reifen verhindert und somit die Agilität erhöht. Also Gas statt Bremse, wie man es sonst vom ESP kennt. Das Stabilitätsprogramm meldet sich somit nur noch, wenn die Sensoren signalisieren, dass der 1.163 kg leichte Fiesta komplett außer Kontrolle gerät. Und das auch nur, wenn der Pilot es will, denn Ford traut seinen Käufern durchaus eine gewisse Eigenverantwortung zu und spendiert dem Fiesta ein dreistufig deaktivierbares ESP.

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Das Ergebnis: Selten haben wir uns so schnell und ohne am Lenkrad reißen zu müssen oder Rauchzeichen am kurveninneren Vorderrad aufsteigen zu sehen, mit einem kleinen serienmäßigen Fronttriebler aus einer Kurve herauskatapultiert. Leider wird die fesche Kurvenhatz durch die zu leichtgängige und damit etwas an Präzision verlierende Lenkung getrübt. Im Gegensatz dazu steht das humorlos trockene Fahrwerk, das langsames Dahinrollen auf den Tod nicht ausstehen kann und es mit entsprechendem Poltern quittiert.

Also heißt es im Fiesta ST immer ordentlich Tempo machen. Das treibt zwar den Verbrauch von angegebenen 5,9 Litern auf rund 11,5 Liter beim scharfen Angasen, lenkt aber auch  den Blick von der etwas überfrachteten Mittelkonsole ab. Intuitiv drückt man hier nämlich immer nur eins: Den falschen Knopf. Doch diese kleinen Minuspunkte übersieht man gerne, wenn man das Preisschild am kleinen Kölner entdeckt hat: 19.990 Euro steht da und das ist ein absoluter Kampfpreis in dieser Klasse. Die Konkurrenz aus Wolfsburg, Oxford, Rüsselsheim, Mladá Boleslav, Boulogne-Billancourt, Paris oder Martorell liegt nämlich in der Regel rund 3.000 Euro über dieser Kölner Ansage.

Nur eine Option sollte man in der äußerst überschaubaren Liste der Sonderausstattungen unbedingt wählen: Die im Leder-Sport-Paket enthaltenen Recaro Sportsitze für 1.000 zusätzliche Euro, die der Besatzung in der ersten Reihe einen wunderbaren Seitenhalt geben. So ausgestattet stellt der Fiesta ST einen grundehrlichen und erschwinglichen Hothatch dar, dem man daher sogar seinen zwar sonoren, aber leider künstlich erzeugten Motorensound im Innenraum verzeihen kann.

Technische Daten*
Modell: Ford Fiesta ST
Motor: Vierzylinder Turbo-Benziner, 1596 ccm
Leistung: 182 PS bei 5700 U/min
Drehmoment: 240 Nm bei 1600-5000 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Sechsgang, manuell
Gewicht: 1163 Kg
Verbrauch (mix/innerorts/außerorts): 5,9/7,8/4,9 Liter /100 Km
0-100 km/h: 6,9 sek.
Vmax: 220 km/h
Preis: ab 19.900 Euro
* Herstellerangaben