Driven: Audi S5 Modell 2012

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Statt mit wie bisher mit dem freisaugenden 4,2-Liter-V8 unter der Haube kommt der geliftete Audi S5 nun mit einem Kompressor-V6 daher. Wir sind mit dem 333-PS-Coupé ein wenig durch Spanien gedüst.
Der Streber

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Mit Strebern will eigentlich niemand gerne etwas zu tun haben. Sie sitzen in der Schule immer in der ersten Reihe, strecken immer sofort den Arm und schnippen mit den Fingern, wenn der Lehrer etwas fragt. Denn sie wissen grundsätzlich alles und vor allen Dingen besser. Dumm nur, wenn so ein Streber eine attraktive Erscheinung ist mit der man verdammt viel Spaß haben kann. Und jetzt kommt genau dieser Streber auch noch eine Spur gestriegelter, sympathischer und besser definiert ums Eck. Sein Name: Audi S5 Facelift.


S5 Coupé als letzter mit V8-Power
2007 kam der Audi S5 als zweitüriges Coupé auf den Markt. Von einem frei atmenden, 4,2 Liter großen V8-Motor befeuert und 354 PS stark. Doch dicke Motoren sind in Zeiten der ökologischen Nachhaltigkeit gerade bei einem strebsamen Alleskönner in der Mittelklasse nicht mehr oportun. Außerdem tut sich an dieser Stelle auch eine kleine Ungereimtheit in der sehr erfolgreichen S5 Sippe auf, denn während das Coupé mit dem 4,2 Liter Motor noch seinen herrlichen achtzylinder-Sound in die Umwelt entlassen durfte, mussten seine 2009 nachgeschobenen Brüder, S5 Cabrio und S5 Sportsback, mit einem deutlich kleineren V6 auskommen, dem ein mittig platzierter Kompressor zwar die notwendige Kraft einhauchte, jedoch ein deutlich unspektakuläreres Klangbild verbreitete.

Bye bye V8
Damit ist jetzt Schluss. Denn jetzt ist das S5 Facelift am Start. Und das lässt das Äußere der drei Modellvarianten nicht nur geschliffener erscheinen, sondern hobelt auch das Motorenwirrwar auf ein einheitliches Niveau. Das bedeutet: Nur noch der V6-Kompressormotor mit drei Litern Hubraum und Benzindirekteinspritzung wird zukünftig verbaut. Wie bereits von Cabrio und Sportback bekannt, liefert der Motor 333 PS, wurde nun aber mit einem Start-Stop-System und einem Rekuperationssystem bestückt und so deutlich verbrauchsoptimiert. Bis zu zwei Liter sollen die sportlichen Alleskönner jetzt weniger verbrauchen. Doch von kombinierten Verbräuchen um die neun Liter war während unserer Testfahrt in Andalusien nichts zu spüren. Beim dynamischen Ritt über die Landstraßen im Hinterland der Costa de la Luz stand rund das Doppelte des angegeben Normverbrauchs im Display: 16 bis 18 Liter Super Plus flossen pro 100 Kilometer in die Brennräume – Tja ….

Erstaunlich viel Fahrdynamik
Doch dafür bekommt der Fahrer auch einiges geboten. Einen kernigen Sound, ein perfekt schaltendes Doppelkupplungsgetriebe mit Namen S-Tronic und einen Allradantrieb, der dem S5-Trio eine Fahrdynamik verleiht, die vergessen lässt, dass die Basis aller S-Modelle der A5 mit Frontantrieb ist: Kaum Untersteuern und mit ausgeschaltenem ESP auch ein durchaus lebendiges Heck. Grund dafür ist das erstmals verbaute Kronenrad-Mittendifferenzial, das die Motorkräfte je nach Fahrsituation mechanisch zwischen Hinter- und Vorderachse verteilt. Jedoch könnte die von den Ingolstädtern zu diesem Antriebskonzept gewählte Fahrwerksabstimmung etwas straffer sein, um das Rollen über die Hochachse zu minimieren.

Sportlich, ohne ein Sportler zu sein
Doch damit kommen wir auch zum eigentlichen Problem des S5: Wer in allen Disziplinen nahezu perfekt ist, dem fehlt es ein wenig an Charakter und der eindeutigen Positionierung. Egal ob Coupé, Cabrio oder Sportback, dieser Audi ist sportlich, will aber kein Sportler sein. Schließlich muss ja noch Platz nach oben bleiben für den RS5, aber auch nach unten muss zusätzlich noch Luft zum Atmen für den A5 3.0 TFSI bleiben, der sogar den identischen Motor trägt, jedoch 61 PS weniger leistet.

Fazit
Das Fazit ist daher zwiegespalten. Der Audi S5 ist ein hervorragendes Fahrzeug mit sehr ausgewogenen Fahreigenschaften. Wie jeder Audi ist auch dieses Modell bei Materialanmutung und Ergonomie über jeden Zweifel erhaben, aber trotz seiner souveränen Motorisierung mag nicht so richtig der Fahrspaß aufkommen. Ein Streber eben, oft beneidet, aber nie geliebt.