An was denkt ihr beim Stichwort Oldtimer? Also ich muss gestehen, mir kommen sofort heißbegehrte Ferrari-Modelle aus den 40er Jahren, das Model-T von Ford oder auch der VW Käfer in den Sinn. Und auch Porsche 356, Horch-Fahrzeuge und Isetta Kabinenroller tuckern und dröhnen vor meinem geistigen Auge vorbei. Alles richtig, aber eben nur, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke. Denn heute – im Jahr 2022 – können auch Fahrzeuge ein H-Kennzeichen beantragen, die in meiner Jugend gerade erst auf den Markt kamen. Jawohl liebe Herrschaften, alle Autos, die im Jahr 1992 zugelassen wurden, können heute als Oldtimer angemeldet werden. Die Vorteile dieser Zulassung halten sich inzwischen allerdings in Grenzen. Denn bis auf eine Steuererleichterung auf 192 Euro gibt’s hier nichts zu gewinnen und da man in solch alten Autos nicht einmal übers Entertainmentsystem im Auto Merkur kostenlos spielen kann, sogar etwas zu verlieren. Angesichts der 90er Jahre-Kat-Technologie und der damit verbundenen, relativ geringen Steuern auch für großvolumige Benzin-Modelle ist der Anreiz also gering. Lediglich Diesel-Fahrzeuge mit großen V8-Motoren können hier noch richtig sparen. Und dennoch …. Einen waschechten Oldtimer in der Garage stehen zu haben, ist halt einfach cool. Zumal man sich damit vielleicht sogar einen Kindheitstraum erfüllen kann.
Beginnen wollen wir unsere Zeitreise am Anfang des Alphabets bei Alfa Romeo und enden werden wir beim Jetta-Nachfolger mit Namen Vento aus dem Hause Volkswagen. Vollständig ist diese Liste natürlich keineswegs. Vielmehr seht ihr hier eine Auswahl an interessanten Modellen.
Ab 1992 war der Alfa 155 in Deutschland zu haben. Die viertürige Limousine teilte sich die Plattform mit den Konzern-Schwestern Fiat Tipo und Tempora und sorgte als Topmodell mit 2,5 Liter großem V6 unter der Haube für sportliche Fahrleistungen. Angetrieben wurden die Vorderräder, weitere Karosserie-Varianten waren 92 nicht erhältlich.
Weniger italienisches Temperament, dafür mehr Laderaum und sogar mehr Hubraum brachte der 1992 eingeführte Audi 80 Avant mit. Im Topmodell sorgt ein 2,8 Liter großer VR6 mit 174 PS für Vortrieb.
Noch deutlich sportlicher – allein schon optisch – kommt der im gleichen Jahr in die Verkaufsräume gerollte BMW 3er als Coupé daher. Der E36-Dreitürer ist heute vor allem als Sechszylinder-Modell heiß begehrt, ein unverbasteltes Coupé zu finden, ist allerdings nicht gerade leicht. Das sportliche Potenzial des E36er Coupé kann man sich noch heute auf der Nordschleife anschauen, wo diverse zu Tracktools umgebaute Fahrzeuge auf Zeitenjagd gehen.
Und nun kommen wir zu einem Modell, dass in Deutschland zwar ein seltener Gast auf der Straße ist, für den sich die Zulassung als Oldtimer aber besonders lohnen dürfte: Die Dodge Viper RT/10. Immerhin schlummert unter der ellenlangen Haube des Musclacars ein satter Achtliter-V10, der die KFZ-Steuer mächtig in die Höhe treibt.
In einer ähnlichen Liga wie der Dodge, jedoch viel teurer und seltener spielte der 1992 vorgestellte Jaguar XJ220. Dieser wundervolle Sportwagen sollte 220 mph schnell sein (354 km/h) – daher der Name – und eigentlich von einem V12 angetrieben werden. Daraus wurde leider nichts, stattdessen musste ein 3,5-Liter-V6 herhalten. Rund 550 PS und eine Sprintzeit von 3,8 Sekunden auf Tempo 100 klangen damals aber dennoch recht interessant. Der Preis von 1.000.000 DM schreckte allerdings etwas ab.
Geradezu als Schnäppchen kam einem da der Mazda RX-7 vor, der natürlich mit damals 85.000 Euro immer noch schweineteuer war. Dafür bekam man aber auch einen Sportwagen mit 239 PS starkem Wankelmotor, der längst Kultstatus erlangt hat und dessen Nachfolger RX-8 wir natürlich auch schon mal als Testwagen in der Redaktion hatten.
Ins gleiche Sportwagen-Horn stieß der ebenfalls im Jahre 1992 vorgestellte Porsche 928 GTS, der das Ende dieser Baureihe einläutete. Angetrieben wurde das Flaggschiff der Marke von einem neu entwickelten 5,4-Liter-V8 mit 345 PS. Wäre es nach Ferdinand Piech gegangen, wäre ein V10 – zusammengesetzt aus zwei Audi-Fünfzylindern – zum Einsatz gekommen.
Im krassen Gegensatz dazu debütierte im gleichen Jahr der VW Vento, der das Erbe des VW Jetta antrat. Beide Modelle fristeten in Deutschland ein Nischendasein, waren vor allem in den östlichen Nachbarländern aber heiß begehrt. Heute ist es vor allem der Vento VR6 mit sattem Sechszylinder in Vorne-Reihe-Bauweise und 174 PS, der gefragt ist.