Autos machen unabhängig – das war zumindest der Wahlspruch vor einiger Zeit. Doch inzwischen steigt die neu gewonnene Unabhängigkeit so manchen zu Kopf. 43,9 Millionen Autos zählte das Kraftfahrt-Bundesamt im Jahr 2014 und einen Rückgang sieht so schnell keiner kommen, Car-Sharing und alternativen Verkehrsmitteln zum Trotz. Doch schon jetzt kapituliert das überlastet Straßennetz, das der täglichen Inanspruchnahme durch derartig viele Verkehrsteilnehmer nicht schnell genug angepasst werden kann.
Also soll es das Auto selbst richten, und seinem Fahrer den Weg durch das Getümmel so einfach wie möglich machen. Das fängt schon beim Einsteigen an: Keyless Start & Entry registriert den Autoschlüssel in der Hand- oder der Hosentasche, entriegelt die Türen, stellt Klimaanlage, Soundsystem und Sitzposition ein und startet am Ende auf Tastendruck das Fahrzeug. Wie beinahe jeder Komfortgewinn birgt dieser jedoch auch gewisse Risiken: Denn die Datenströme, die dabei das Fahrzeug durchlaufen, müssen vor Angriffen von außen geschützt werden. Doch einige Sicherheitsvorkehrungen lassen sich trotzdem umgehen: Einmal gestartete Autos mit schlüssellosem Zugang fahren beispielsweise auch dann weiter, wenn sich der Schlüssel gar nicht mehr im Auto befindet. Eine Lösung für diese Problematik ist noch nicht in Sicht. Denn würden völlig schlüssellose Autos einfach automatisch gestoppt, entstünde ein erhebliches Unfallrisiko für den nachfolgenden Verkehr. Es steht jedoch im Raum, dass der Fahrer vom System zu einem „sicheren Anhalten“ hingeleitet werden soll.
Doch bevor diese Problemlösung umgesetzt wird, müssen Fahrerinnen und Fahrer bereits vor etlichen anderen Gefahrensituationen bewahrt werden. Hier setzt die neue Fahrzeuggeneration auf sogenannte „Car-to-Cloud“ und Car-to-Car“-Systeme. Dadurch kann in Echtzeit auf entstehende Verkehrsstörungen, -hindernisse oder -unfälle in der näheren Umgebung reagiert und schnell eine entsprechende Ausweichroute gefunden werden. Dafür sind in den Autos entsprechende Internet-Schnittstellen integriert, mit denen sie auch untereinander und – für den Fahrer zunächst völlig unsichtbar – „kommunizieren“ können.
Ist nun einem entsprechend ausgestatteten Fahrzeug selbst ein Unfall passiert, sendet es automatisch einen Notruf an die entsprechende Notrufnummer ab und teilt der Notrufzentrale sogleich den exakten Unfallzeitpunkt und die Position des Unfallfahrzeugs mit, damit die Helfer problemlos und vor allem schnellstmöglich das verunglückte Auto finden können. Vermehrt können Autos zudem mit einer Blackbox ausgestattet werden, über die der Unfallhergang möglicherweise rekonstruiert werden kann.
Interessant wird die neue Fahrzeugkommunikation auch im After-Sales-Bereich, sprich: bei Wartung und Reparatur. Dank der neuen Techniken ist es möglich, dass Autos ihren Wartungsbedarf ohne Umwege der entsprechenden Vertragswerkstatt mitteilen, sodass zur Terminvergabe nun die Fahrzeughalter von den Werkstätten kontaktiert werden und nicht andersherum. Eine schnellere Abwicklung, die Einhaltung der Serviceintervalle und eine am Ende für den Kunden ebenso günstige Lösung sollen die Folge sein.
Doch die schöne neue Welt der Autosicherheit hat auch ihre Schattenseiten. Denn wie der Computer zu Hause müssen auch – und eigentlich erst Recht – die Computer im Auto vor Hacker-Angriffen geschützt werden, die für die Insassensicherheit von größter Relevanz sind. In Zeiten, in denen es bereits Teststrecken und Versuche mit autonom fahrenden Autos gibt, ist diese Problematik aktuell wie nie zuvor und die Hersteller sind zum Aufrüsten aufgefordert. Je mehr Autos miteinander vernetzt werden, desto sicherer muss das System werden, mit dem sie kommunizieren. Dann könnten Autos auch tatsächlich wieder richtig unabhängig machen.“
Bildquelle: Infineon