Wenn die Enthüllung einer neuen Mercedes-Benz S-Klasse ansteht, ist selbst die Fachwelt immer ein wenig aufgeregt. Es geht dabei weniger um das Auto an sich, als um die Innovations- und Strahlkraft des Technologieträgers. Denn was in einer S-Klasse auf den Markt kommt, wird in kommenden Generationen in fast allen Autos zu finden sein. So war es bei ABS, Airbags, ESP, Navigationssystem und vielen anderen Komfortmerkmalen.
Optisch überrascht das neue Flaggschiff aus Stuttgart kaum. Dem Ungeübten wird kaum auffallen, dass sich hier das vielleicht beste Auto der Welt zeigt. Im Detail ist die Designsprache der Marke aber überall deutlich verfeinert worden.
Lampen und der Kühlergrill sind schärfer und konturierter gezeichnet. Dagegen wurden die Flächen homogener gestaltet, sie wirken nun fließend, beinahe skulpturhaft. Generell scheint die Gestaltungsidee von Gorden Wagener mit den klassischen Proportionen zur Vollendung zu kommen. Die lange Haube, der gigantischer Radstand und die rückversetzte Kabine mit dem knackigen Heck wirken dynamisch wie elegant.
Der neuen Mercedes-Benz S-Klasse fehlt die Behäbigkeit vergangener Modelle. Sie könnte glatt als kleineres Modell durchgehen – und das ist als großes Lob zu verstehen. Auch im Innenraum wird die die neue Designsprache durchgezogen – vielleicht sogar noch eine Spur konsequenter.
Vorbei die Zeiten der schwülstigen Opulenz. In der neuen Generation stehen sich perfekte Handwerkskunst, feinste Materialien und reduziertes Design gegenüber. Und über allem schwebt – sprichwörtlich – die neue Welt der Digitalisierung.
Bis zu fünf Displays sorgen für beste Unterhaltung, das grösste davon auf Wunsch in OLED-Technik für brillanteres Bild. Dabei trägt Mercedes besonders viel Sorge dafür, dass die Funktionsvielfalt auch genutzt werden kann. Per Augenkontakt oder Fingerabdruck stellt die neue Mercedes-Benz S-Klasse alles auf Fahrerwunsch ein. Sitzposition, Radiosender, Klimatisierung, Insturmentenlayout, ja sogar den Aromaduft in der Luft, alles passiert vollautomatisch.
Dabei ist vieles typisch Mercedes, etwa das 3D-Fahrerdisplay. Wo bei anderen Herstellern ein simpler Grafiktrick für die Tiefenwirkung der Anzeige benutzt wird, reicht derlei in Stuttgart nicht. Zwei Kameras beobachten die Augenbewegung, während eine verschiebbare Ebene im Display dafür sorgt, dass beide Augen unterschiedliche Bilder sehen. Es ist genauso kompliziert wie es klingt, aber es funktioniert.
Es bleibt nicht der einzige Trick den die neue Mercedes-Benz S-Klasse beherrscht. So fährt sie, wenn der Fahrer über die Schulter nach hinten schaut, wie von Geisterhand die Heckrollos herunter. Auch das Zusammenspiel der neuen Sprachsteuerung, die täglich mitlernt, ist enger als je zuvor.
So kann sie nicht nur mit den Passagieren aller Plätze kommunizieren, sondern sogar dem vernetzten Smart Home. Essen im Lieblingsrestaurant bestellen, weil der Kühlschrank leer ist? Kein Problem für die S-Klasse. Oder die Klimaanlage nachjustieren, weil sich die Temperatur geändert hat – geht ohne Knopfdruck. Selbst wo sich der Verbandskasten befindet kann man sich vom digitalen Butler erklären lassen.
Denn in letzter Konsequenz zählt auch das alles zum Komforterlebnis. Und das soll die neue Mercedes-Benz S-Klasse bieten wie kein Auto vor ihr.
Dass das aktive Fahrwerk nicht nur an der Hinterachse mitlenkt, sondern auch im Unfall den Schaden minimiert. Dass alle Sitze über Kopfkissen verfügen, im Fond sogar mit einer Nackenheizung kombiniert sind. Dass Kabelschächte in den Innenraum doppelt isoliert sind und Karosseriehohlräume mit Dämmaterial ausgeschäumt sind, zeigt nur eins. Mercedes-Benz meint es ernst ihrem Flaggschiff.
Jedes Detail, jede Funktion, jede letzte Kleinigkeit wurde überarbeitet. Und wenn der Dieselmotor am Ende 10 PS weniger hat als im Vorgängermodell, dann nur aus einem Grund. Er ist jetzt noch besser geworden.
Ob man all diesen Fortschritt braucht wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass wir vieles davon in Zukunft wiedersehen werden. In anderen Autos, in kleineren Autos, in günstigeren Autos. Denn dann werden wir wissen, das wir es brauchen.
Die Mercedes-Benz S-Klasse weiß es schon heute. Aber nichts anderes erwartet die Welt von ihr.