Wobei – wir müssen da gleich mal korrigierend eingreifen: der ganz große Cruiser aus Fernost ist der Hyundai Santa Fe nämlich nicht. Es gibt da noch einen größeren im Hyundai-Programm: den Grand Santa Fe. Den wollten wir aber nicht, wir verzichteten auf das Grand, das man auch mehr mit luxuriösen oder zumindest luxuriös anmutenden Hotels verbindet als mit einem SUV der Mittelklasse.
Etwas mehr als 31.000 Euro kostet der günstigste Santa Fe in der Trend-Ausstattung mindestens. Damit sticht er voll in das Lager von VW Tiguan, Ford Kuga und Mazda CX-5. Und wie die Koreaner nunmal sind, packen sie bereits die Einstiegsversion voll mit nützlichen Dingen (wie Rückfahrkamera, Klimaautomatik und diverse Sensoren), die man bei der Konkurrenz zumeist teuer bezahlen muss. Wer noch mehr will, greift wie wir zum Santa Fe Premium. Da bleiben dann höchstens noch Wünsche wie Panoramadach oder kühlbare Vordersitze offen, ansonsten ist der Premium voller als voll ausgestattet. Kostet dann aber auch die stolze Summe von mindestens 45.600 Euro. Allrad ist immer dabei, unser Testwagen hatte zusätzlich den dicken 2,2-Liter-Diesel mit 200 PS samt Sechsgang-Automatik an Bord.
Doch er möchte ohnehin lieber Cruisen. Dafür ist der Santa Fe wie gemacht: die schicken und vor allem bequemen Ledersitze laden zum Lümmeln ein, Seitenhalt ist dafür relativ wenig vorhanden. Auch die Sechsgang-Automatik vermag jeglichen sportiven Anspruch im Keim zu ersticken, hält die hohen Gänge recht lange, um dann unvermittelt (und zu spät) um mehrere Gänge zurückzuschalten, falls denn doch mal ein Befehl vom Gaspedal übermittelt wurde. Andererseits: ein Handschalter würde sich in einem so großen SUV recht deplatziert anfühlen. Also zurücklehnen. Geht sogar ganz gut in der zweiten Sitzreihe, die auch bei großen Fahrern immer ausreichend Beinfreiheit gewährt. Wir haben lediglich mehr Ablagemöglichkeiten für den alltäglichen Bedarf vermisst. Der Kofferraum langt völlig für den Reiseausflug zu Viert, ist jedoch etwas kleiner als bei der Wolfsburger Konkurrenz (534 zu 615 Liter im Tiguan).
Gemütlich lässt es der Santa Fe auch bei der Fahrwerksabstimmung angehen. Er federt weich und souverän über schlechte Straßen, wie man es von ihm erwartet. Wer es sportlicher angehen lässt, erntet in engen Kurven recht unmotiviertes Untersteuern, doch das können wir bei einem Auto dieser Klasse auch nicht ernsthaft kritisieren. Der Santa Fe weiß um seinen Einsatzbereich und füllt ihn aus – mehr kann man nicht verlangen.
Da widmen wir uns lieber dem mit braunem Leder ausgeschlagenen Innenraum zu. Die Verarbeitung ist für Hyundai typisch: nichts klappert, nichts knarzt und auch das teils günstigere Plastik im unteren Bereich der Mittelkonsole weiß seine Herkunft geschickt zu kaschieren. Angenehmer Pluspunkt: glücklicherweise hat man bei Hyundai auf die Verwendung großflächiger und schmutzanfälliger Oberflächen in der sonst so beliebten „Klavierlack-Optik“ verzichtet.
Und was bleibt? Mit wenigen echten Schwächen und vielen Stärken ist der Hyundai Santa Fe eine ernstzunehmende Alternative zur europäischen Konkurrenz. Allerdings bewegt er sich auch preislich auf ihrem Niveau, muss sich dafür mit einer deutlich schlechteren Restwertprognose herumschlagen. Doch am Ende entscheidet wie so häufig der Geschmack. Wie bei der Auswahl eines passenden Hotels – ob mit oder ohne das „Grand“ im Namen.
Modell: Hyundai Santa Fe 2.2 CRDi blue Premium 4WD
Motor: Vierzylinder-Reihe, 2.199 ccm
Leistung: 200 PS (147 kW) bei 3.800 U/min
Drehmoment: 440 Nm bei 1.750 U/min
Antrieb: Allradantrieb, Sechgang-Automatikgetriebe
Verbrauch (ECE): 5,9 l Diesel/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 8,7 s
Höchstgeschwindigkeit: 203 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4.70 m/1,88 m/1,68 m
Gewicht: 1.930 Kg
Grundpreis: 45.600 Euro
Typklassen (HP/VK/TK): 20/23/22
*Herstellerangaben