Oh ja, mittlerweile haben wir Hochsommer und die Temperaturen steigen mächtig in die Höhe. Und dennoch – oder gerade zur Abkühlung – wollen wir heute die Geschichte unseres Roadtrips mit zwei Gebrauchtwagen-Klassikern in das etwas andere Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien erzählen. Denn schon die Vorboten lange vor dem Start in die diesjährige K.I.S.S. Winterrallye, organisiert vom Boxenstop-Museum in Tübingen, ließen nichts Gutes vermuten: eine gerissene Frontscheibe und schlechte Gasannahme beim frisch erworbenen Audi A6 4.2 zeugten von einer gewissen Lustlosigkeit des Kraftwagens, sich überhaupt auf die Tort(o)ur über von Salz und Schnee gebeutelten Straßen einzulassen. Das Backup-Car in Form des Golf V R32 nahm diese Aussichten hingegen mit einer gewissen Gelassenheit, genehmigte sich noch einen Ölwechsel und war sodann startklar. Na immerhin einer von beiden.
Doch die menschliche Lust aufs Fahren kann auch ein noch so lustloses Auto nicht stoppen und so liefen wir an einem späten Mittwochabend am Startpunkt im norditalienischen Brixen ein. Das Wetter war gut, zu gut, es sorgte bei der Mehrzahl der insgesamt 19 Teilnehmerteams für gewissen Verdruss, hatte man sich doch eine ordentliche Portion der weißen Pracht gewünscht. Der Wurm der letzten Jahre in Form von Schneelosigkeit scheint sich bei der K.I.S.S. Parade eingefressen zu haben, dabei war eine Vielzahl aller Autos mehr als bestens vorbereitet: Calibra 4×4, 325xi, 964 Carrera 4, Audi quattro und natürlich das EVOCARS-Team mit 4Motion und V8 quattro – wir waren alle sowas von geil auf Schnee!
Doch auch kurz vor dem Start am nächsten Morgen machte sich Ernüchterung breit: Dicke Plusgrade und Sonne satt begrüßten uns beim Blick aus dem Hotelzimmer. Und nicht nur das Wetter sollte für schlechtere Laune sorgen, denn eigentlich wollte das EVOCARS-Team ja im Konvoi fahren. Das klappte nur bis zur ersten Kreuzung – der A6-Pilot verließ sich auf seine Schneewitterung, bog richtig ab und sollte an diesem Tag als einziger Teilnehmer Schnee unter den Rädern haben. Leider war die gewählte Strecke später so falsch, dass er auch um die Mittagszeit noch in Cortina d’Ampezzo herumkurvte, während das R32-Gespann sich nach Kurskorrektur schon an der Bar im Etappenziel Lavant das erste Bier schmecken ließ. Und der A6 demonstrierte einmal mehr seine Bocklosigkeit in Form von immer schlechterer Gasannahme und leicht erhöhter Temperatur. Letzten Endes fanden das fiebrige Ross und sein Reiter doch noch den Weg zum Abendessen und die Erkenntnis war geboren, um jeden Preis am nächsten Tag im Konvoi zu fahren.
Gesagt, getan. Den folgenden Morgen röhrten ein R32, ein wieder gesundender – ein defekter Luftmassenmesser war schuld – A6 4.2, ein CLK 320 und ein GTI Clubsport die Pustertaler Höhenstraße hinauf und wieder hinunter – hier waren wir ausnahmsweise froh, dass die Strecke schneefrei und trocken war, sonst hätte man sich die Angaserei auch sparen können. Doch leider lief auch an Tag Zwei nicht alles glatt: diesmal wollte ausgerechnet ein Vorderreifen des R32 nicht mehr und einem der ansonsten famosen Dunlop Winter Sport 3D ging buchstäblich die Luft aus.
Das Team R32 war mal wieder erfreut über ein herkömmliches Notrad anstelle nutzlosen Tirefit-Gedönses, ließ den Rest der Truppe nach erfolgreichem Reifenwechsel auf der Passhöhe weiterziehen und kümmerte sich fortan über die Organisation eines Winterreifens in 225/40 R18 an einem Freitagnachmittag im südöstlichen Österreich. Einige Stunden später konnte es dank kompetenter Hilfe eines Lienzer Reifendienstes weitergehen und trotz vorgerückter Stunde entschied es sich für die Abfahrt der kompletten 200-Kilometer-Tour von Lienz nach Bad Bleiberg. Eine gute Entscheidung, wie sich schnell herausstellen sollte, denn die verlassenen Straßen der historischen italienischen Region Karnien waren alleine schon die Reise wert: sie waren so verlassen, dass über 45 Minuten kein anderes Auto zu sehen war.
Die A6-Besatzung war derweil zu dem Schluss gekommen, ihren fahrbaren Untersatz am nächsten Tag besser auf dem hoteleigenen Parkplatz stehen zu lassen – ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Denn an diesem Tag ging es ins slowenische Planica und ausgerechnet dort fanden wir ihn letzten Endes: den Schnee! Zwar lag er nur auf einem abgesperrten Parkplatz, der uns von einigen vollkommen vertrauenswürdigen slowenischen Parkwächtern als „Audi-Teststrecke“ verkauft wurde – und das zog: innerhalb weniger Sekunden war die erste Hälfte der Truppe kopflos in ihre Autos gestürmt. Bis zum Mittagessen wurden hier freudig Kreise gedreht, die Traktion der unterschiedlichen Allrad-Konzepte verglichen und nebenbei noch ein kleines Feuer gelöscht, das den angeranzten C 230 ansonsten vollständig in Besitz genommen hätte.
Zurück ging es ins malerische Bad Bleiberg und hier wurde die Tour mit einer obligatorischen Fackelwanderung und anschließendem Umtrunk beschlossen, genauso wie das Vorhaben, nächstes Jahr erneut am Start zu sein: diesmal aber mit einem wirklich alten Auto, denn eine große Portion Abenteuer darfs dann schon sein. Ein Erlebnis war es so oder so: eine 33-köpfige, vollkommen autoverrückte Truppe, die vier Tage sämtliche Nebenstraßen dreier Länder erkundet und sich so schnell von nichts aufhalten lässt. Kalt Ice Sau Schnee – selten hat ein Kürzel so gut zu einer Rallye gepasst. Na ja, bis auf die Sache mit dem Schnee, daran müssen wir noch ein wenig arbeiten.