Es ist ein Auto wie es die Welt nicht braucht. Aufgepumpt bis zum Äußersten. Ein Kraftlackel, der kaum mehr laufen kann und doch nicht von der Elektronik bevormundet wird.
Hart rangenommen: Das BMW 1M Coupé im Test
Nur Du, drei Pedale und ein kurzer Taktstock. Und wenn dann ohne Zwischengas zurückgeschaltet wird, die Kupplung zu schnell kommen gelassen und die Hinterachse daraufhin kurz stehenbleibt, dann fliegst Du eben ab. Hecke auf, Hecke zu – so einfach. Haarsträubende Traktion bei kalten Reifen, eine Feinfühligkeit in der Gasannahme, bei der Millimeter zwischen Startplatz und Schrottplatz entscheiden und doch nur ein ganz normaler kleiner BMW.
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Es war ein Fest. Die Granden des Genres haben ihm zu Füßen gelegen: Kornherr, Clarkson, Harris und der Chali. Auch Axel war angetan. In zwei Wochen hatte er nicht nur den Satz Hinterreifen, sondern auch drei Waschmaschinen an verschwitzten T-Shirts durch. Und so kam es, wie es kommen musste: ein 1M wurde gekauft. Nicht zum Boulevard-cruisen, sondern zum Ballern. Der geplatzte Leasingvertrag eines dann doch nicht so wohlhabenden Münchners aus Grünwald kam da gerade recht: schwarz, manuelle Sitzverstellung (Kopffreiheit für den Helm!) und vormontiertes KW V3 Gewindefahrwerk.
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Leider lag das Fahrwerk ähnlich tief wie der Kontostand des alten Besitzers, was eine komplett ruinierte Geometrie zur Folge hatte. Das aufregende und fordernde Naturell des 1M war schlicht unfahrbar geworden. Unkomfortabel obendrein. Zur Saisonvorbereitung gab es deshalb nicht nur eine schrille Beklebung, sondern auch ein vernünftiges Setup: Das Fahrwerk wurde vorne um 5mm und hinten um 12 mm höher geschraubt, die Dämpfer vorne von komplett geschlossen in Zug und Druck auf je sieben Klicks geöffnet. Hinten in der Druckstufe sogar auf fünf Klicks um das Rad beim Einfedern jederzeit sauber auf der Strecke zu halten.
Mit Porsche 911 statt BMW 1M: Griesinger in der Grünen Hölle
Viel wichtiger aber war die Korrektur der ambitionierten Spurwerte. Denn wer in einem 1M acht Minuten Nachspur an der Hinterachse einstellt, der hat a) irgendetwas nicht richtig verstanden b) die falschen Pillen genommen am Morgen oder wäre c) lieber Gabelstaplerfahrer. Zumal in Kombination mit einer relativ heftig geschlossenen Spur an der Vorderachse. Vielleicht hat der vermessende Mechaniker auch einfach das falsche Buch aufgeschlagen. „Wie baue ich einen Kreisel“ anstatt „wie erziehe ich den Bengel“. Bei Raeder Motorsport in Oberbaar hat man die richtige Literatur im Regal und deshalb auch schnell das passende Setup zur Hand. Insgesamt weicher, ein bisschen mehr Federweg, Nullspur an der Vorderachse und ein wenig Vorspur für die Antriebsachse. Dazu eine gute Portion Sturz (-1.9° VA, -2.3° HA) und schon ist das Biest gezähmt. Oder?
Nicht ganz, denn der Wahnsinn lauert nicht nur im Chassis, der Wahnsinn lauert zum Großteil auch hinter dem Lenkrad. Und wenn der Schwabe dann bei der GLP-Fahrerbesprechung in der Eifel lieber auf Toilette geht und danach seine bigblogg-community mit Bildern aus dem Fahrerlager bespaßt, dann bekommt man grundlegende Regeln eben nicht mit. (Ich spreche mich von jeder Schuld frei, schließlich lautet es „Fahrerbesprechung“ und nicht „Beifahrerbesprechung“!) Und so ging das Team Vollgas mit gefährlichem Halbwissen und großem Tatendrang auf die Strecke.
Die ersten Runden liefen gut. Die zwei geliehenen Stoppuhren zeigten gute Zeiten, das Schweizer Messer mit dem ausklappbaren Kugelschreiber (Vorbereitung ist alles, wer braucht schon was zu schreiben auf der GLP?) notierte brav die Sektormessungen und GoPro wie iPhone schnitten fleißig Material für „60 Sekunden auf der Nordschleife“ mit. Als es in Runde sechs dann zum Tanken in die Halbzeitpause ging, wollte es der Wahnsinnige dann aber wissen: „Komm, wir brauchen jetzt keine drei Minuten halten, wir müssen in Summe der Tankrunden bloß auf 45 Minuten kommen – ich will die Döttinger Höhe einmal voll fahren!“.
Gesagt, getan. Schon kurz vor der Zufahrt hatte der Dreiliter die 270 auf dem Tacho eingestellt und warf sich im Tempobegrenzer in den Tiergarten. Herrlich. Die Hinterachse arbeitete feinst: kein Ausbüchsen und keine anderen Dramen. Die letzten beiden Kurven bis zur alten Boxeneinfahrt schnell noch zwei 911 geschnupft und danach locker ausgerollt – bis zur schwarzen Flagge.
„Jungs, was war das denn?“ – „Wieso, haben wir was falsch gemacht?“ – „Ich habe es eben bei der Besprechung extra noch gesagt: nicht unter 11:15min! Ihr wart drei Minuten unter der Zeit, das kann ich Euch nicht durchgehen lassen!“. Widerrede zwecklos. Disqualifikation. é
Aber so ist er eben, der 1M. Außer Kontrolle. Gut so!
Die Zeiten der ersten Hälfte waren in der Tat bestens: mit einer 11:57.290min in der Setzrunde und 11:57.190min, 11:57.400min und einer mäßigen 11:56.660min in den Bestätigungsrunden lagen wir mit 8.4 Strafpunkten auf Top-Ten-Kurs!
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