Höher, schneller, weiter – so, oder so ähnlich lautet die Devise vieler Autohersteller. Im Bereich der E-Mobilität sind es die immer größer werdenden Reichweiten, bei den Verbrennern und Selbstzündern sind es die Pferdestärken. Es ist schon erstaunlich, was moderne Technik so alles möglich macht. 200+ PS aus einem Liter Hubraum und drei Zylindern.
Früher war das anders. Einfachere Technik, weniger Effizienz, wenig PS und geringe Höchstgeschwindigkeiten. In den 70ern ist man mit einem 1302 Käfer vorn mitgefahren, 50 PS reichten hierfür aus. Heute kann man sich solche alten Käfer auf Elektroantrieb umbauen lassen. Manch Jugendlicher wird erstaunt sein, wenn er einen Oldtimer auf der Straße sieht, keine LED oder Laser Scheinwerfer, keine 20 Zoll Felgen. Spätestens wenn dann die Leistungsdaten besprochen werden, wird er das Auto belächeln. Aber es gibt immer noch viele Menschen, die sich für alte Autos begeistern können. Sei es der 70-jährige Pensionär, der sich das Traumauto aus seiner Jugend kauft, weil es ihm mittlerweile finanziell möglich ist, oder die junge KFZ Mechatronikerin, die sich ein Projekt zur Restauration und Aufbau zugelegt hat.
Für heutige Verhältnisse waren die Preise für Autos damals sehr gering, gebrauchte Käfer gab es für ein paar Hundert Mark, aber auch Porsche, zum Beispiel den „Volksporsche“ 914 gab es damals als Neuwagen ab 12.000 DM. Heute kostet ein guter Käfer von damals mit wenig Kilometern in einem 2+ Zustand mindestens 30.000 €. Einen 914 konnte man Anfang der 2000er gebraucht für unter 10.000 € kaufen, in den letzten 10-15 Jahren hat sich der Preis verdreifacht.
Oldtimer sind als Wertanlage also nicht zu unterschätzen. Wer das richtige Näschen hat und Verhandlungsgeschick mitbringt, kann mit Oldtimern eine ordentliche Rendite erwarten. Im Oldtimermarkt ist die Einstiegshürde recht niedrig, man bekommt ordentliche Autos, wie einen DAF 66 mit Variomatic – der übrigens rückwärts genauso schnell fahren kann wie vorwärts – recht günstig. Auch ein NSU Prinz kann ein günstiger Einstieg ins Oldtimerhobby sein. Das komplette Gegenteil bilden hochpreisige Luxusoldtimer, wie zum Beispiel ein 300 SL von Mercedes Benz der sich in ordentlichem Zustand bei einem Wert von über einer Million Euro bewegt. Wem das noch nicht reicht: Ein 1957 gebauter Ferrari 335 Sport Scaglietti hat im Jahr 2016 bei einer Auktion den sagenhaften Preis von über 32 Mio. Euro erzielt, das teuerste Auto der Welt.
Für die Menschen, die handwerklich begabt sind, eine Möglichkeit haben selber zu schrauben und denen die Zeit nicht im Nacken sitzt, ist die Restauration eines Oldtimers ein interessantes Thema. Die gängigen Autobörsen, oder Kleinanzeigen bieten eine gute Möglichkeit sich zu informieren, Autos in Augenschein zu nehmen, oder letztendlich auch, um einen Kauf zu tätigen. Nachbarländer wie die Niederlande, oder Großbritannien haben ebenfalls ein großes Angebot an historischen Fahrzeugen. Hat man das Objekt der Begierde erstanden geht es auch schon los mit dem Restaurationsprojekt. Beim Ausräumen des Autos lässt sich vielleicht noch der ein oder andere Groschen finden, Handschuhfächer sind manchmal der Fundort der kuriosesten Dinge. Hier wird alles aufbewahrt, vom Feuerzeug, über Klorollen und Campingzubehör, bis hin zum fleshlight masturbator. Wenn dann die Innenausstattung entnommen wird, ist die Chance Geld zu finden noch am größten, denn das verirrt sich gern in die Unweiten zwischen den Sitzbänken. Für alte, nicht reparierbare, oder stark verschmutze Teile gibt es Ersatz. Einige der Autohersteller haben richtige „Classic“ Sparten gegründet, um Enthusiasten auch weiterhin mit Ersatzteilen zu versorgen. Betriebsstoffe gibt es beim freundlichen Händler um die Ecke und gute Gebrauchtteile auch auf Internetmarktplätzen. Die oben angesprochenen Kuriositäten, die sich ab und an im Handschuhfach finden lassen, bekommt man als fleshlight girls im Internet. Ist der Wagen dann teiletechnisch, elektronisch und mechanisch wieder fit, macht man sich an die Kosmetik. Neue Zierleisten, neuer Lack, frische Weißwandreifen etc. In Summe kommt da sicher auch eine Menge Geld zusammen, jedoch hat man sich ein Hobby geschaffen, Zeit sinnvoll und mit Freude genutzt und am Ende sicher doch den ein oder anderen Euro gegenüber einem fertigen Oldtimer im 2+ Zustand gespart.
Bildquellen: Ingo Doerrie auf unsplash (Titelbild), Alex Escu on unsplash (1. Bild im Text), Mercedes-Benz (2. Bild im Text)