Driven: Lexus IS250 Cabrio

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Wenn Audi A5 Cabrio, BMW 3er Cabrio und Mercedes CLK Cabrio als Konkurrenten anvisiert sind, dann muss sich Lexus mit dem neuen IS250C schon einiges auffahren. Wir sind der Einladung der Toyota-Nobelmarke nach Nizza gefolgt und haben den 208 PS starken Metall-Klappdach-Japaner in Augenschein genommen.„Ich bin ein Cruiser! Hör mir auf mit Kurvenhatz, Ampelrennen und Topspeed-Etappen. Auf so was kann ich gar nicht.“ Das stellt der neue, 208 PS starke Lexus IS250C bereits nach den ersten Metern unserer Testfahrt an Frankreichs Mittelmeerküste klar. Schon auf dem Papier lässt sich erahnen, dass das knapp 1,75 Tonnen schwere Metallklappdach-Cabrio aus dem Land der aufgehenden Sonne kein Racer ist. Mit einer Sprintzeit von glatten neun Sekunden auf Tempo 100, gerade einmal 210 km/h Topspeed und ausschließlich mit Automatik lieferbar hat er gegen Audi A5 2.0 TFSI, BMW 325i und Co. das Nachsehen. Auch preislich kann sich der allerdings nahezu vollständig ausgestattete Lexus (siehe Serienausstattung) keinen Vorteil verschaffen: Rund 50.000 Euro ruft Lexus für den IS250C auf, Audi verlangt für seinen manuellen Vierzylinder-A5 nur 42.000 Euro und der 218 PS starke 325i (Reihensechser) kostet etwa 46.000 Euro. Die Überlegung, einen Nobel-Japaner zu kaufen, ist also einmal mehr eine Bauchentscheidung.

Und speziell beim neuen IS250C darf auf logische Argumente nur wenig Rücksicht genommen werden. Denn der Käufer dieses 4,63 Meter langen Cabrios muss explizit einen Cruiser haben wollen und auf sportliche Ambitionen fast gänzlich verzichten können. Sowohl die Sechs-Stufen-Automatik als auch der sensationell leise 2,5-Liter-V6 unter der Haube und die sehr bequemen Sitze kennzeichnen den offenen Bruder der IS-Limousine als eher gesitteten Vertreter. Sicher, wir haben dennoch versucht, das 250er Cabrio sportlich durch die engen Kehren der schmalen Côte d’Azur-Straßen zu drücken, doch der Spaß hielt sich in Grenzen. Zu schlapp der Motor mit seinen 252 Newtonmetern, zu träge die Automatik, zu wenig Seitenhalt bei den Sitzen. Allein die Schaltpaddels hinter dem Lenkrad (wie beim IS-F) und das Fahrwerk zeigen sich der härteren Gangart gewachsen und verlangen nach mehr. In Kombination mit dem restlichen Cruiser-Equipment wirkt erwähntes Fahrwerk allerdings fast etwas zu hart. Doch das ist zu verschmerzen und so will wohl jeder, der bei geöffnetem Dach die Sonne genießt und entspannt dahingleitet, nur sehr ungern aus dem 250C wieder aussteigen.

In nur 20 Sekunden öffnet sich das dreiteilige Dach und reduziert damit den bis dahin 420 Liter fassenden Kofferraum zu einem Handtaschen-großen Räumchen von 165 Litern, in das aber laut Lexus noch ein Golfbag passen soll. Nachgemessen haben wir nicht, es zu glauben, fällt uns allerdings schwer. Schade ist es auf jeden Fall, dass einem sonnigen Wochenendausflug mit der Freundin jetzt vor allem der mangelnde Platz fürs Gepäck im Wege steht.Wer nur mit seiner Visacard bewaffnet auf die Reise geht, der kann das Kofferräumchen verschmerzen und ist außerdem noch mächtig cool. Das wird es bei Bedarf auch im Cockpit des IS250C. Die Klimaanlage arbeitet geschwindigkeitsabhängig, kühlt auch bei geöffnetem Dach ohne Tadel und die optionale Sitzlüftung half uns sogar die über 35 Grad am Mittelmeer oben ohne zu genießen. Herrlich! Leise und kaum hörbar säuselt der V6 unter der Haube, die Verwirbelungen im Cockpit stören überhaupt nicht und selbst bei 100 km/h kann man sich noch unterhalten.

In der zweiten Reihe geht’s da etwas weniger luxuriös zu. Auf den zwei Einzelsitzen können zwar auch Erwachsene Platznehmen, die recht steilen Sitze und die bei normaler Sitzposition von Pilot und Co-Pilot dezimierte Beinfreiheit lassen aber keine langen Etappen zu. Da nützt der zumindest bei geschlossenem Dach ausreichende Stauraum im Gepäckabteil für den Kurzurlaub zu viert auch nicht viel.Wir verzichten auf den flotten Vierer und gleiten weiterhin nur zu zweit über südfranzösische Sträßchen. Uns hallen noch die Worte des Lexus-Pressemanns in den Ohren, dass man nach IS-Limousine und IS-F mit dem IS250C nun bewusst eine Evolutionsstufe – die des Coupés –übersprungen hätte. Stattdessen soll der Klappdach-Vierer beide Karosserievarianten vereinen. Schade, denn so wirklich hin und weg sind wir von der Silhouette des geschlossenen IS250C nicht. Ok, andere Viersitzer-Cabrios mit Metallklappdach haben einen deutlich ausgeprägteren Pummel-Hintern, trotzdem hätten wir uns vom IS noch ein waschechtes Coupé mit stimmigeren Proportionen erhofft. Tja, aus der Traum. Und auch weitere Motorisierungen, etwa einen IS-F Cabrio, schließen die Lexus-Mannen aus. Es bleibt beim von uns getesteten 250er und basta.

Nach unserem Trip entlang der von Touristen überfüllten Côte d’Azur gaben wir den offenen Lexus nur ungern ab. Braungebrannt und vom IS250C durchaus angetan, lautet unser Urteil: Der IS250C wird seine Käufer finden. Die für den europäischen Markt angestrebten 2000 Wagen wird Lexus mit Sicherheit an den Mann oder die Frau bringen. Speziell die südlichen Länder dürften großen Gefallen am coolen Japaner finden. Neben den vielen Sonnenstunden

Technische Daten
Modell:
Lexus IS250C
Motor: 6 Zylinder Benzin V6, 2500 ccm
Leistung: 208 PS
Drehmoment: 252 Newtonmeter
Antrieb: Heckantrieb, Sechsgang automatisch,
Verbrauch: 9,3 l/100 Km Benzin
0-100 km/h: 9,0 sec
Vmax: 210 km/h