Es muss ja ein ganz fantastisches Event gewesen sein, die Touchy-touchy-Präsentation des neuen Audi A8 für einige „exklusiv“ ausgewählte Blogger und Influencer vor einigen Tagen. Denn sehen durften die Damen und Herren den neuen Luxusliner nicht, aber sie durften ihn ertasten. Toll, wenn man die Zeit dazu hat und natürlich umso „spannender“, wenn man vorher weiß, um welches Auto es sich handelt. Und dass sich dieses dann natürlich ganz besonders anfühlt und selbstredend nicht genauso anfasst oder gar riecht wie ein aktueller A6 oder – um in der Klasse zu bleiben – ein aktueller BMW Siebener oder eine S-Klasse. Ist klar. Da fragten wir uns? Hat Audi es wirklich nötig, seinen frisch gemachten Luxusliner auf diese Art und Weise in Szene zu setzen? Ist er tatsächlich so gut oder gibt es einfach nichts zu erzählen?
Die Antwort lieferte Audi nun heute auf dem AudiSummit in Barcelona. Und wir müssen feststellen: ja, das sieht ganz gut aus, das neue und aktuell größte Auto der Ingolstädter. Auch wenn wir noch nicht genau wissen, ob wir das mindestens 5,17 Meter lange (A8 L: 5,30 Meter) Flaggschiff so „stilprägend“ finden, wie Audi das laut Pressemeldung gerne hätte. Aber schick ist er, der A8 der vierten Generation. Der sehr breite und steil stehende Singleframe-Grill flößt nun deutlich mehr Respekt ein und macht den notorischen Linksfahrern ein für alle mal klar, wer hier der Boss der Autobahn sein will. Die Seitenlinie wiederum ist klassisch A8, die verchromte Fensterumrandung stets charakteristisch. Dagegen erinnert die leicht abfallende Heckpartie ein wenig an einige Japaner, die sich über den gesamten Kofferraumdeckel erstreckende Lichtleiste an die Konzernschwester Porsche.
Interessant auch die Veränderungen im Innenraum. Hier wird alles auf die digitale Welt zugeschnitten – ob das ein Vorteil ist, muss jeder für sich entscheiden. So müssen wir nicht nur von den analogen Instrumenten des Vorgängers Abschied nehmen, sondern auch auf beinahe sämtliche weiteren Tasten verzichten. Stattdessen werden Klimaanlage und andere Fahrzeugfunktionen über zwei große Touch-Displays in der Mittelkonsole gesteuert. Sie sollen – anders als bisherige Touchscreens – über eine haptische Rückmeldung verfügen. Bei Audi heißt das System nun MMI touch response. Und auch dessen Sprachbedienung und Navigationsfunktionen sollen umfangreich verbessert worden sein.
Wer lieber hinten rechts sitzt, kann als Beifahrer in der Langversion auf einige Goodies zurückgreifen. Allen voran die neue Fußmassagefunktion im Beifahrersitz, der, sofern ganz nach vorn gefahren, die Füße des hinten sitzenden wärmt und massiert. Eine eigene Bedieneinheit für Ambientebeleuchtung, Telefon und Sitzeinstellungen ist selbstverständlich.
Selbstredend kann der neue Audi A8 auch fahren. Und das wohl gar nicht schlecht, lässt man sich die neuen technischen Feinheiten auf der Zunge zergehen: Allradlenkung, serienmäßiger quattro-Allradantrieb samt (optionalem) Sportdifferential oder das sogenannte Audi AI Aktivfahrwerk dürften für ein ausreichend dynamisches Fahrerlebnis sorgen. Das Fahrwerk ist in der Lage, auf jede Fahrsituation und jedes Rad einzeln einzugehen und letzteres über aktive Aktuatoren nach oben zu ziehen oder nach unten zu drücken. Dafür benötigt es ein (ebenfalls serienmäßiges) 48-Volt-Bordnetz.
In den Genuss dieses Systems kommt vor allem aber einer: der Computer. Denn der A8 fährt – zumindest schon teilweise – vollkommen autonom. Das gilt in der ersten Ausbaustufe bis 60 Km/h für den sogenannten Staupiloten, der in zähfließendem Verkehr auf der Autobahn oder in der Stadt das Lenken, Bremsen, Anfahren und Beschleunigen übernimmt. Ferner gibt es einen Park- und einen Garagenpiloten, der den A8, Sie ahnen es, in die Garage oder eine Parklücke fährt, ohne dass der Fahrer am Steuer sitzen muss. „Beaufsichtigen“ muss er seinen Wagen aber trotzdem, was auch immer das in der Praxis genau bedeutet.
Hinsichtlich den Motorisierungen hat Audi nicht gerade einen rausgehauen. Fünf Motoren werden vorerst zur Auswahl stehen. Vom bekannten 3.0 TDI (286 PS) über den 3.0 TFSI (340 PS) und den Achtzylinder-Modellen 4.0 TDI (435 PS) und 4.0 TFSI (460 PS) bis hin zum Topmodell 6.0 W12 ist nichts dabei, was vom Hocker haut. Ein kleines bisschen wegweisend ist die sogenannte „Mild-Hybrid-Technologie“. Diese wird durch einen Riemen-Starter-Generator ermöglicht, der in jedem neuen A8 für besagtes 48-Volt-Netz erforderlich ist. Dadurch kann der große Audi mit ausgeschaltetem Motor „segeln“ und rekuperieren – was immerhin 0,7 Liter Benzin pro 100 Kilometer spart. Rein elektrisches Fahren ist dadurch jedoch nicht möglich.
Das wird es dann mit dem A8 L e-tron quattro, der „zu einem späteren Zeitpunkt“ auf den Markt kommt. Dieser wird den 3.0 TFSI-Motor sowie einen Elektromotor unter der Haube tragen. Damit wird eine Systemleistung von 449 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment erreicht. Die elektrische Reichweite wird jedoch wiedermal lediglich etwa 50 Kilometer betragen – wir vermuten, unter Optimalbedingungen. Dafür wird wenigstens Wireless Charging über eine Bodenplatte in der heimischen Garage möglich sein. Einen Preis hat Audi hierfür noch nicht genannt, doch die Einstiegsmodelle starten bei 90.600 Euro (A8 L: 94.100 Euro). Die Markteinführung erfolgt im Herbst dieses Jahres. Und die Moral von der G’schicht? Da war der Ringelpiez mit Anfassen vor der offiziellen Präsentation ja doch nötig.