Volvo

Im Fahrbericht: Der neue Volvo S90 D5 AWD

„Der Pilot Assist macht das Fahren im neuen S90 gemütlicher, entspannter.“ Diese Worte von Michael Schweitzer auf der Produkt-Pressekonferenz zum Volvo S90 werden uns noch in den Ohren liegen. Gemütlicher! Oder eingeenglischt: relaxed confidence. So zumindest umschreibt Volvo sein neues Flaggschiff – eine große, konservative Limousine, die neben dem Bestseller XC90 und dem demnächst folgenden Kombi V90 die Speerspitze der schwedischen Produktpalette darstellen soll. Wie sie das macht? Sie macht das ganz ausgezeichnet.

Volvo S90 D5 (43)

Denn Du rollst so lässig und „gemütlich“ durch den hektischen Nachmittagsverkehr auf der A5, wie sonst kaum zuvor in einem Auto. Gut, der Fahrer des Siebeneinhalbtonners mit freiem Oberkörper sieht auch noch recht entspannt aus, doch er muss seine Hände am Lenkrad lassen.

Im S90 dagegen reicht’s, bei der Aufforderung Lenken im Head-Up-Display mit Zeige- und Mittelfinger kurz ans Lenkrad zu datschen, den Rest macht der Autopilot. Lenken, Bremsen, Gas geben, bis 130 Km/h. Volvo sagt, man solle stets mindestens eine Hand am Lenker lassen. Und nicht etwa während der Fahrt Kaffee trinken, Zeitung lesen oder mit dem Handy spielen. Rein theoretisch (!) ginge das aber. Wir sind einfach in einer neuen Ära der Fortbewegung angekommen. In einer Zeit, in der es auf individuelle Mobilität so sehr ankommt wie sonst noch nie. Doch auch in einer Zeit, in der es kaum noch auf eine extrem direkte Lenkung, ausgesprochene Fahrdynamik oder auf kurze Schaltwege ankommt. Volvo scheint diese Zeichen der neuen Zeit erkannt zu haben.

New Volvo S90 & V90 interior

Denn trotz der Tatsache, dass es uns bei evocars ja normalerweise schon auf solche Merkmale ankommt und wir „gemütliche“ Autos verabscheuen wie der Teufel das Weihwasser, ist das schon faszinierend, dieses autonome Fahren. Volvo spricht übrigens selbst von einem Stufe 2-System, wie schon gesagt, Hände sollen am Lenkrad bleiben und so. Stufe 4 wäre wiederum zu teuer, um es serienmäßig anzubieten. Habt Ihr das gehört, Audi, BMW oder Mercedes? Serienmäßig!

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Abgesehen vom serienmäßigen Pilot Assist fährt sich der S90 unauffällig und tatsächlich gemütlich, auch als Selbstfahrer. Auf kurvigen etwas schneller genommenen Strecken wird das recht hohe Gewicht von gut 1,9 Tonnen spürbar, nicht widerwillig, aber auch nicht behände folgt der große Volvo dem Lenkeinschlag. Der lange Radstand trägt dazu bei, jedoch vor allem auch dazu, dass der S90 unheimlich satt auf der Straße liegt. Auch Straßen dritter Ordnung meistert er souverän, das optionale Luftfahrwerk dürfte noch ein wenig besser sein, wir haben es nicht ausprobiert. Passagiere auf den hinteren Plätzen genießen dafür stets fürstliche Platzverhältnisse.

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Und der D5-Diesel? Nun, der verfügt analog zum XC90 über 235 PS und die sogenannte „Powerpulse“-Technologie. Der Turbolader wird hier mittels Frischluftspeicher immer auf Touren gehalten, um ein schnelleres Ansprechen zu ermöglichen. Das funktioniert fantastisch, braucht es aber auch in einer Limousine dieser Größenordnung. Sehr druckvoll und spontan geht der Zweiliter zu Werke, erinnert eher an größere Maschinen der Konkurrenz. Zum ersten Mal würden wir sagen: wir vermissen den Fünfzylinder nicht.

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Was bleibt, ist das Wissen, dass der S90 eine absolute Außenseiterposition auf dem deutschen Markt einnehmen wird. Da braucht es den Kombi, V90, der demnächst offiziell seine Einführung feiert. Volvo geht von einer Verteilung von ein Drittel zu zwei Dritteln zugunsten des Kombis aus, wir denken, dass die Differenz noch deutlicher ausfallen wird. Doch das muss nichts schlimmes sein. Individualität ist Trumpf. Auch im Falle des S90.