Mercedes zerquetscht Replica eines 300 SL Flügeltürers

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Offensichtlich bleibt der schwäbische Automobilpionier alles andere als relaxt, wenn es um die Nichtbeachtung der eigenen Markenrechte geht. Und pingelig, wie es der hinlänglich bekannte Stereotyp den Schwaben vorschreibt, reagiert man nicht nur auf ein geklautes oder kopiertes Logo äußerst allergisch. Das musste nun der Hersteller einer Replika des legendären 300 SL feststellen.

Die aus Fiberglas gefertigte und nach dem Vorbild des 300 SL entworfene Hülle war den Verantwortlichen im Mercedes Classic Center wohl deutlich zu nah am Original und damit ein nicht tolerierbarer Verstoß gegen bestehendes Markenrecht. Dem gerade einmal 148 Kilogramm schweren Plagiat der SL-Karosse wurde nun auf wenig elegante Art der Prozess gemacht. Damit ist nicht der Rechtsweg gemeint, sondern das tätliche Vergehen an der Fiberglas-Kopie. Was es dazu braucht? Einen Gabelstapler und eine Presse mit der brachialen Power von 30 Tonnen. Tim Taylor würde frohlocken angesichts solch roher Maschinenkraft. Im Handumdrehen wird so aus der einstmals schicken Silhouette ein Haufen zerfetzter Einzelteile. Genau wie beim Zusammenbau macht Mercedes wohl auch beim Auseinandernehmen von Fahrzeugen keine halben Sachen.

Der 300 SL gilt als eines der schönsten Fahrzeuge aller Zeiten und gehört mittlerweile auch zu den teuersten Klassikern der Automobilgeschichte. Bei der Vorstellung im Jahr 1954 beeindruckte der „Gullwing“ vor allem durch seine außergewöhnliche, sehr emotional designte Form und natürlich die weit aufschwingenden Flügeltüren. 1999 wurde der 300 SL von einer internationalen Jury zum Sportwagen des Jahrhunderts gewählt. Da ist es doch nur zu verständlich, dass Plagiate nicht gerne gesehen werden.

Der intern W198 genannte 300 SL war schon bei der Markteinführung ein echtes technisches Zuckerstück. Statt eines Vergasers besaß er schon damals Benzindirekteinspritzung, was auch lange danach noch eine absolute Besonderheit war. Mit drei Litern Hubraum und 215 PS erreichte er für damalige Verhältnisse beachtliche Leistungsdaten, spurtete zum Beispiel in 10 Sekunden auf 100 Stundenkilometer und rannte bei Bedarf glatte 260 km/h. Mit einem Preis von utopischen 29.000 DM war die potentielle Käuferschaft von vornherein einer „natürlichen“ Selektion unterworfen. Survival of the biggest Geldbörse eben.

Nicht einfach ein Auto, sondern eine Ikone lief ab 1954 bei Mercedes vom Band. Kopien unerwünscht und überflüssig!