Driven: Porsche Panamera GTS

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Vier Männer in Rennoveralls und Helmen die einen Panamera GTS mit sichtlich Spaß über die Rennstrecke prügeln – so suggeriert es das Werbevideo von Porsche. Nun, es ist kein sonderlich großes Geheimnis, dass Werbestrategen gerne etwas zu viel des Guten versprechen: Total eingesaute Hemden werden wieder strahlend weiß, Durchschnittstypen werden mit dem richtigen Deo für die Frauenwelt unwiderstehlich und ein 1,9 Tonnen schwerer Viersitzer soll Fahrspaß auf einem Rundkurs bieten. Wer es glaubt wird selig … Somit war für uns klar, dass der Panamera GTS das ideale Fahrzeug für den flotten Zahnarzt ist, der nach einem Tag voller Wurzelbehandlungen und Kariesprophylaxen noch vor Toresschluß an die Rennstrecke kommen will. Dort wechselt er für ein paar zügige Runden selbstverständlich standesgemäß in einen GT3 RS.

Allerdings haben wir die Rechnung ohne die schwäbischen Ingenieure aus Zuffenhausen gemacht. Bei  der Fahrpräsentation des Porsche Panamera GTS im Ascari Race Resort erteilt uns Walter Röhrl höchstpersönlich eine Lektion in Sachen Quer-und Längsdynamik. Mit drei Mann Besatzung ballert der Godfather der sportlichen Fortbewegung auf vier Rädern dermaßen rasant um den Parcours, dass sich bereits nach wenigen Sekunden bei allen Mitfahrern eine gewisse Achselfeuchte nicht mehr leugnen lässt. Kritiker werden jetzt sagen: „ Ja, der Röhrl … Der hat’s auch drauf!“ Doch auch unsere eigenen Fahrten mit dem 430-PS-Boliden werden von Runde zu Runde schneller, die Bremspunkte kommen später und die Kurven werden zunehmend flüssiger. Die kleinen Helferlein namens Dynamic Chassis Control (PDCC) und Stability Management (PSM) leisten erstklassige Arbeit und hindern den GTS eindrucksvoll am Übersteuern, Ausbrechen oder was auch immer man von einer Familienkutsche erwartet, mit der man deutlich zu schnell in die Kurve schießt. Der jüngste Porsche-Spross zeigt uns eher unser Grenzen auf, als dass wir es umgekehrt schaffen würden.

Untermalt wird das Fahrdynamik-Feuerwerk stets von einem Sound zum Niederknien. Der Sound Symposer leitet auf Knopfdruck das Ansauggeräusch des weiterentwickelten V8-Saugmotor in den Innenraum weiter. Dort angekommen stimulieren das schaurig schöne Röcheln beim Beschleunigen sowie das Backfire beim Herunterschalten direkt das Suchtzentrum im Gehirn. Wir erwischen uns dabei, wie wir unnötig oft Gas geben und Abbremsen. Gas geben und Abbremsen. Gas geben und Abbremsen … Immer und immer wieder … Und jedes Mal durchfährt unseren Körper ein wohlig angenehmer Schauer von Kopf bis Fuß. Alle anderen Verkehrsteilnehmer zwischen Malaga und dem Ascari Race Resort mögen uns diese emotionale Entgleisung verzeihen. Wir waren nicht mehr Herr unserer Sinne.

Doch trotz des Namenskürzels GTS will dieser Porsche nicht immer nur Halligalli. Bei Bedarf mimt er die brave Schmusekatze. Sound Symposer aus, Sport-Modus aus, das Fahrwerk auf weich gestellt und schon zeigt sich der wechselhafte Schwabe von seiner sanften Seite. Erhaben, ja schon fast majestätisch gleitet er dahin und erinnert in keinster Weise an den Raufbold, der uns gerade eben noch auf der Rennstrecke gezeigt hat, wo der Hammer hängt. Die Floskel, dass Porsche den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Sportlichkeit perfekt beherrscht ist mittlerweile schon etwas abgegriffen. Aber sie passt wahrscheinlich auf kein Modell besser als auf den Panamera GTS. Samstag auf die Nordschleife und sonntags ein Ausflug mit den Lieben? Mit dem Porsche Panamera GTS kein Problem. Außerdem wird ausdrücklich davor gewarnt, zukünftige Werbevideos der Schwaben als Hirngespinste aus der Marketingabteilung zu verurteilen. Auch wir wurden eindrucksvoll eines Besseren belehrt …

Technische Daten:
Modell: Porsche Panamera GTS
Motor: V8, 4806 ccm
Leistung: 430 PS bei 6700 U/min
Drehmoment: 520 Nm bei 3500 U/min
Antrieb: Heck, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
Verbrauch: 10,9 L/100 km (Herstellerangabe)
0-100 km/h: 4,5 sek. (Herstellerangabe)
Vmax: 288 km/h
Preis: ab 116.716 Euro