90.000 Euro sind eine Menge Geld. Zumindest für viele von uns. Doch auch wer diese Summe ruhigen Gewissens in einen Sportwagen investieren kann, der überlegt sich zwei Mal, in welches Modell er sich verguckt.
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Obwohl: Eigentlich hat solch ein Kauf nur sekundär etwas mit logischen Gesichtspunkten und handfesten Argumenten zu tun. Wer sich für einen neuen Porsche, gebrauchten Lamborghini oder einen anderen Sportler entschieden hat, der wird Spritverbrauch, Platzangebot oder Versicherungseinstufung wohl eher selten zur Entschlussfindung heran gezogen haben. Und so kann es kommen, dass solch unterschiedliche Kontrahenten wie der 2011er Nissan GT-R und der Lamborghini Gallardo der Pre-LP-Ära (2006) zur Debatte stehen. Beide Modelle sind für rund 90.000 Euro zu haben, ähneln und unterscheiden sich doch wieder. Asia-Renner oder Italo-Bolide? Was darf’s sein? Mit Allrad-Antrieb können beide aufwarten. In unter vier Sekunden hechten sowohl der Kampfstier als auch der als Godzilla bekannte Nachfolger des Skyline GT-R R34 über die 100-km/h-Schwelle. Der Nissan jedoch absolviert diese Disziplin in glatten 3,0 Sekunden, während der Gallardo 0,9 Sekunden (3,9 sek.) länger braucht.
Sicher, der Italiener hat auch mit einem Leistungsdefizit von zehn PS zu kämpfen, seine 520 Pferdchen müssten den Gallardo in Kombination mit seinem immensen Gewichtsvorteil von über 300 Kilogramm aber deutlich näher an die Zeit des Nissan bringen. Hier macht sich aber wohl 1. der technische Fortschritt und 2. die bedingungslose Ausrichtung des GT-R auf eine perfekte Sprintzeit bemerkbar. Beim Topspeed liegen die beiden Kontrahenten allerdings gleichauf, bei 315 km/h unterwerfen sich die beiden dem Luftwiderstand.
Erkauft werden diese Werte natürlich mit „etwas“ überhöhten Verbräuchen. Doch auch, wer’s langsam angehen lässt, soll den Lamborghini Gallardo im Schnitt mit 17,0 Litern bewegen. Der Nissan soll sich angeblich mit 12,0 Litern begnügen. Angesichts der grundlegend verschiedenen Antriebskonzepte dürfte dieser Unterschied allerdings wenig erstaunen. Immerhin wummert im Heck des Stiers ein 5,0-Liter-V10, der seine 520 PS frei saugend erst bei 7800 U/min abgibt, während der 530 PS starke 3,8-Liter-Nissan-V8 mit Doppelturbo bei 6400 U/min gipfelt. Wobei wir auch schon bei einem der Entscheidungsknackpunkte wären: Hightech-Japan-Turbo oder Hubraum-V10? Hier helfen keine Zahlen, hier entscheidet der Bauch.
Gleiches gilt für die Optik der beiden auch hier sehr verschiedenen Sportler. Ist der Nissan GT-R nicht jedermann bekannt und „schließlich nur ein Nissan“, macht der Lamborghini allerorten immer noch die große Welle. Lamborghini-Gallardo-9Vor der Disco, vor dem Restaurant oder der Oper: Wer mit einem Gallardo vorfährt zeigt „wo ich bin, ist vorne!“. Dezent und bescheiden ist der V10-Stier jedenfalls nicht. Kein Vergleich zu Aston Martin oder Porsche. Doch wer genau das im Sinn hat, der ist mit dem Italiener sicher besser bedient. Wer auf verdrehte Insider-Köpfe steht und dem „alten“ V10 im Heck nichts abgewinnen kann, der freut sich über die relative Diskretion des Nissan. Mit dem Sound des stimmgewaltigen Aggregats des Lambo kann der V6-Turbo allerdings nicht mithalten. Dieses Manko könnte etwas weniger schmerzhaft sein, wenn nach dem Besuch der Inspektion die Rechnung der Werkstatt auf dem Tisch liegt, denn hier wird die Exklusivität des Lamborghini auf recht monetäre Weise sichtbar. Der Nissan indes wurde von einem Großserien-Hersteller erdacht und gebaut.
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Beim Thema Motorsport beweisen Nissan und Lamborghini in ähnlichem Maße, was auf Rundstrecken rund um den Globus aus ihren Sportlern herausgeholt werden kann. Und auch beim Tuning nehmen sich GT-R und Gallardo wenig: Bringen Heffner und Underground Racing die Gallardo-Fraktion mit TwinTurbo-Umbauten um die 1000-1200 PS zum Jubeln, donnern 1000 PS starke Nissan GT-R von AMS und Switzer Performance in knapp über neun Sekunden über die Viertelmeilen-Distanz.
Und was bleibt unterm Strich? Das Buchgefühl. Wer auf den italienischen V10-Kraftmeier mit dem Stier auf der Haube steht, der ist gegenüber den Nissan-Zahlenspielen unempfänglich. Gleiches gilt für Freunde des Hightech-Godzilla mit Launch-Control und Playstation-Charakter: Für einen 3,0-Sekunden-Sportler 90.900 Euro auszugeben ist für sie nur eine logische Konsequenz.