Früher war Ferrucio Lamborghini von Enzo Ferrari verächtlich als Traktorenbauer bezeichnet worden, heute müsste er sich mit japanischen Sportwagen duellieren. Denn Nissan hat mit dem GT-R seine Hausaufgaben gemacht. Nahm sich Godzilla vor einigen Jahren den Porsche 911 turbo zur Brust, greifen die Japaner mit dem Nismo GT-R nun eine Klasse höher an, direkt in die italienische Serie A der Sportwagen – Lamborghini.
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Denn der GT-R ist längst nicht mehr das hemdsärmelige Stück Technik, das ihm in seiner Anfangszeit herben Spott von der Porsche-Fraktion einbrachte. Für eine Runde war der GT-R gut, danach gab das Getriebe den Geist auf. Doch Nissan tüftelte weiter und brachte spätestens mit der zweiten Ausbaustufe und 530 PS einen ernstzunehmenden, haltbaren Sportwagen auf die Straße, der das Zeug zum Halsmuskelverrenken hatte. Und was war jetzt mit Lamborghini? Ganz klar, die Italiener leben von ihrem Mythos, von den heißblütigen, zu bändigenden Stieren, die ihrem Fahrer nicht den Hauch einer Chance lassen, falls er es übertreibt. Dass dieses zickige Verhalten spätestens mit dem Gallardo, Audi-Einfluss und Allradantrieb endgültig der Vergangenheit angehörte, störte jedoch keinen der Käufer. Der Gallardo war letzten Endes der größte Erfolg Lamborghinis in seiner langen Geschichte.
Mit dem jüngst vorgestellten Huracán wollen die Italiener nun weiter auf der Erfolgswelle reiten. 610 PS und 560 Newtonmeter Drehmoment leistet der überarbeitete 5,2-Liter-Zehnzylinder, der direkt hinter der Fahrerkanzel montiert ist. Dank Leichtbauweise nur 1.422 Kilogramm schwer geht es mit dem serienmäßigen Allradantrieb in lediglich 3,2 Sekunden auf Tempo 100. Schluss soll erst bei 325 km/h sein. Das ist bereits Supercar-Niveau, doch wo bleibt da der Nissan GT-R?
Die Antwort lautet Nismo. Die Motorsport-Abteilung hat bereits einige Spaßkanonen auf die Straße gebracht und versteht es, mit intelligenten Konzepten zu begeistern. Der Nismo GT-R – wie der Huracán kürzlich auf dem Genfer Autosalon vorgestellt – leistet gegenüber seinem zivilen Bruder 50 PS mehr und bringt somit aus einem 3,8-Liter-V6 satte 600 PS zum Kochen; nur 10 weniger als beim Lamborghini. Dafür schieben mit 652 Newtonmetern Drehmoment beinahe 100 mehr als im italienischen Hengst und trotz 1.720 Kilogramm Leergewicht dürfte der Japaner dank ausgeklügelter Technik in deutlich weniger als drei Sekunden auf 100 km/h sprinten. Bereits der normale GT-R erledigt diese Disziplin nämlich angeblich in 2,5 Sekunden. Die Preis-Keule holt der Nissan wie üblich zum Schluss heraus: Mit 149.990 Euro kostet der Nismo zwar über 50.000 Euro mehr als das Basismodell aber immer noch deutlich weniger als sein italienischer Kontrahent: Der Huracán steht mit mindestens 201.705 Euro im Showroom. Doch so mancher wird schon bereit sein, für italienische Leidenschaft ein wenig mehr auszugeben…