Driven – Audi TT RS plus

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Der automobile Volksmund beschimpft so manchen kleinen Zweisitzer wie Mercedes SLK, Mazda MX5 und Porsche Boxster gerne verächtlich als Hausfrauenauto. Zum erweiterten Dunstkreis dieser bei den Herren der Schöpfung nicht sonderlich beliebten Fahrzeugspezies gehört eigentlich auch der Audi TT.

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Eigentlich. Denn zieren die beiden Buchstaben RS Kühlergrill und Heck, sind innerhalb von Millisekunden alle Vorurteile vergessen und in den Achselhöhlen macht sich ohne Vorwarnung ein feucht-warmes Dschungelklima breit. Kommt dann noch der Zusatz  „plus“ hinzu, ist es um die Contenance der Testosteron-Rambos meist geschehen. Zu Recht. Denn seit dem Audi RS2 im Jahre 1993 werden die RS-Modelle aus Ingolstadt nicht ohne Grund von einer Aura aus kompromissloser Sportlichkeit bei gleichzeitiger Alltagstauglichkeit umgeben.

Unterm Häubchen lauern 360 PS, mobilisiert aus 2,5 Litern Hubraum.

Genau in diese Kerbe schlägt auch unser 360 PS starke Testwagen (im normalen TT RS sind es 340 PS). Ein Blick auf das Datenblatt genügt, um zu wissen was Audi für einen Kracher herangezüchtet hat. Mit einem Sprintwert von 4,1 Sekunden wildert der TT RS plus mit S-Tronic im eigenen Stall und zeigt dem deutlich stärkeren R8 in der Achtzylindervariante die Heckleuchten. Der stürmisch drehende Fünfzylinder unter der Haube des Audi ist in jedem Drehzahlbereich auf dem Sprung und ein beherzter Kickdown lässt die Bestie von der Leine. Das Freudestrahlen des Fahrers ist besonders groß, wenn er die Nadel oberhalb von 3.000 Touren hält. Dann fühlt sich der Zwischensprint von 160 auf 200 Sachen an, als ob man im 100-PS-Golf von 50 auf 70 km/h beschleunigt. Im Drehzahlkeller mag der aufgeladene Fünfzylinder dagegen bauartlich bedingt eher ungern bewegt werden.

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Bei aktiviertem Sportmodus schaltet die Sportabgasanlage auf Durchzug und die geöffnete Klappe posaunt ihr eindrucksvolles Fünfzylinder-Turbo-Konzert an die Umwelt. Ein kurzer Gasstoß und das herrliche Kreischen der beiden Auspuffrohre schickt eine Ladung Endorphine auf die Reise durch den Körper. Ein ähnliches Verlangen es immer und immer wieder zu tun, erzeugt auch die Launch Control. Automatikhebel auf S stellen, ESP aus, linken Fuß auf die Bremse, mit dem rechten Fuß das Gaspedal durchtreten und zu guter Letzt die Bremse lösen.

Die Traktion des Allradantriebes ist der reine Wahnsinn, selbst bei schneenassem Untergrund schiebt der 1.550 Kilogramm schwere Allradler dann mit aller Gewalt in Bestzeit nach vorne und drückt einen in die satt passenden Schalensitze. Durch den kurzen Radstand von nur 2,47 Meter schreit der TT RS Plus förmlich nach engen Bergsträßchen. In Kombination mit dem hervorragenden Allradantrieb, dem straffen Fahrwerk und den 360 Pferden fährt man sich in einen wahren Rausch. Etwas getrübt wird der Fahrspaßorgasmus lediglich durch das leichte Übersteuern beim mutwilligen Gasgeben am Kurvenscheitelpunkt. Das sportlich abgestimmte ESP verhindert hier aber Schlimmeres und bleibt ansonsten als mahnende Instanz im Hintergrund.

Nur zu gerne schreien diese beiden Endrohre die Potenz des TT RS plus in die Welt hinaus.

Preislich gesehen ist der Audi TT RS plus fast schon ein Schnäppchen. Für die S tronic-Variante verlangen die Bayern 62.800 Euro. Der Platzhirsch  Porsche Cayman S mit Doppelkupplungsgetriebe PDK und „nur“ 325 PS kostet immerhin 66.944 Euro. Das gesparte Geld könnte Mann beispielsweise investieren, um mit seiner besseren Hälfte ausgiebig Shoppen zu gehen. Stauraum für die zahlreichen Einkaufstüten bietet der TT mit umgeklappten Rückenlehnen der Notsitze erstaunlicherweise mehr als genug (selbst dem Wochenendausflug in die Berge mit zwei Snowboards im Kofferraum steht nichts im Wege).

Kann denn dieser Flügel (Serie bei RS und RS plus) Sünde sein?

Jedoch bemängelte nicht nur eine Dame die durch den feststehenden Heckflügel geprägte Krawalloptik, den mehr als lauten Auspuffsound und die völlig übertriebene Motorisierung unseres TT RS plus. Deshalb möchte die evocars-Redaktion hiermit Folgendes bekannt geben: „ Liebe Handtäschchenträgerinnen und Highheelspüppchen, gerne dürft ihr im TT Coupé in der Basisversion mit Euren Freundinnen in die City zum Bummeln, Shoppen und Kaffee trinken fahren. Uns stört es auch nicht, wenn Ihr denn TT als „total knuffig und trotzdem so schnittig“ bezeichnet und ihn damit auf direktem Weg in den Olymp der Hausfrauenautos beruft.

Aber dann seid uns Männern bitte auch nicht böse, wenn wir den TT RS plus eben genau wegen seinem herrlich protzigen Heckflügel, dem dreckigen Klang aus den beiden Endrohren und der unverschämt phänomenalen Beschleunigung so lieben. Wir denken dass der TT RS plus alles andere als ein Hausfrauenauto ist und würden dies am liebsten den ganzen Tag mit sinnlosem Gas geben, Abbremsen, Gas geben, Abbremsen, Gas geben … unter Beweis stellen. Vielen Dank für das uns entgegengebrachte Verständnis, Eure Männerwelt!“

Technische Daten*
Modell: Audi TT RS plus
Motor: Fünfzylinder Turbo-Benziner, 2480 ccm
Leistung: 360 PS bei 5500 U/min
Drehmoment: 465 Nm bei 1650 U/min
Antrieb: Allrad, Sechsgang-Doppelkupplung (S tronic)
Verbrauch: 8,5 Liter /100 Km Super+
0-100 km/h: 4,1 sek.
Vmax: 250 km/h
Preis: ab 62.800 Euro
* Herstellerangaben

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