Echte Originale werden rar. Mercedes G, Porsche 911 und Ford Mustang sind einige. Mancher zählt auch Fiat 500 und den Mini dazu. Doch da ist meist schon sehr viel Moderne eingezogen.
Den Jeep Wrangler vergessen dabei viele. Und das völlig zu Unrecht. Denn im Gegensatz zu seinen Retro-Kollegen ist der kernige US-Offroader technisch überraschend nah am Original. Das bringt viel Charme, an anderer Stelle aber auch einige Nachteile.
Wir sind den Jeep Wrangler Unlimited Sahara mit dem 2,0-Liter Turbo-Vierzylinder im Test ausgiebig Probe gefahren. Und haben ein paar überraschende Erkenntnisse gewonnen.
Design, Platz & Komfort
Nach dem Einstieg bemerkt man die Rückdatiertung der Ursprungsidee bis ins Jahr 1942 vielleicht am stärksten. Eine steile und flache Frontscheibe, eine Sitzposition sehr nach an der Tür und überhaupt – es herrscht eine gewisse Kompaktheit im Innenraum. Es ist dabei nicht so, dass er wenig Platz hätte. Im Gegenteil. Doch der Raumeindruck ist eher klein. Die Stunde des Jeep Wrangler schlägt, wenn man sein Dach öffnet.
Denn man kann so ziemlich alles abbauen, was dran ist. Das komplette Dach, die Türen, ja sogar die Windschutzscheibe lässt sich nach vorn klappen. Dem Frischluftvergnügen steht dann nichts mehr im Weg. Auch hat man im freigelegten Zustand beste Übersicht über sämtliche Hindernisse im Gelände.
Einzig der Fahrkomfort leidet im dann doch sehr zugigen Umfeld etwas. Die Vollöffnung bleibt also ein Gag für den Sommer und das Offroad-Wochenende. Im Alltag überrascht der Jeep Wrangler Unlimited Sahara dann schon eher mit gutem Federungskomfort.
Technische Highlights
Das ist vor allem deshalb erstaunlich, weil sein Fahrwerk mit Starrachsen vorn und hinten sehr archaisch bleibt. Doch nur so bietet er die volle Geländetauglichkeit und Robustheit, die ihn berühmt gemacht hat. Zwar geht es in der Rubicon-Ausstattung noch einmal offroadiger zur Sache, unser Sahara reicht aber bereits voll aus, um zum Ausgangspunkt abgelegener Wanderungen zu kommen. Mit echtem Allrad, zuschaltbarer Untersetzung und einem optional sperrbaren Hinterachsdifferenzial kommt der Wrangler überall hin. Ein genialer Partner ist der Zweiliter-Vierzylinder unter der Haube.
Wo alte Fans über den Verlust von V6 und V8 trauern, versucht das von Alfa Romeo abgeleitete Aggregat voll zu überzeugen. Der Antritt der 400 Nm ist so bärig, dass er fehlende Zylinder sofort vergessen macht. Überhaupt ist der Motor sehr emotional und regelrecht drehfreudig, auch im Ton klingt er nett. Seine 272 PS wollen allerdings auch mit Benzin versorgt werden, denn sparsam ist er nicht wirklich.
Wie fährt der Jeep Wrangler Unlimited Sahara?
Erfrischend anders. Man sitzt hoch oben über der Straße und doch geduckt. Die großen Radkästen und die kantige Form machen den Jeep Wrangler sehr übersichtlich. So bleibt er trotz seiner Größe überraschend handlich.
Dazu kommt die feine Abstimmung des sehr guten Vierzylinders auf die Achtgang-Automatik. Im Alltag fährt er sich deshalb sehr lebendig und spritzig, was gut zum charmanten Charakter des Autos passt. Es macht ihn allerdings auch für die harten Aufgaben tauglich.
Denn im Gelände, aber auch im Hängerbetrieb – hier darf der Jeep Wrangler 2.500 kg ziehen – macht er eine gute Figur. Dass er mit seinen Fahrerassistenzsystemen und dem guten Infotainment auch in eher ungewohnten Kategorien punktet, zeichnet ihn ebenfalls aus.
Fazit
Der Jeep Wrangler Unlimited Sahara ist gerade in der oft belächelten Vierzylinder-Variante ein charakterstarkes Auto. Er überzeugt in allen klassischen Geländewagen-Disziplinen und punktet dennoch mit überraschendem Komfort. Nur sein Durst könnte mit 12,2 Litern im Schnitt geringer ausfallen.
Hier wird allerdings der jüngst vorgestellte 4xe-Plugin-Hybrid für Abhilfe sorgen. Mit ihm und seinem geringen Flottenverbrauch dürfte der Fortbestand des Wranglers weiterhin gesichert sein. Die Fans können also aufatmen.
Technische Daten:
Modell: Jeep Wrangler Unlimited Sahara 2,0 Turbo 4×4
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1.995ccm
Leistung: 272 PS
Drehmoment: 400 Nm bei 3.000 U/min
Antrieb: zuschaltbarer Allradantrieb mit Untersetzung, Achtgang-Automatikgetriebe
Verbrauch (WLTP): 11,0 Liter Benzin / 100km
Testverbrauch: 12,2 Liter Benzin / 100km
Beschleunigung (0 – 100 km/h): 7,6 sek.
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (abgeregelt)
Abmessungen (L/B/H): 4,88 m / 1,82 m / 1,89 m
Gewicht: 2.013 kg
Grundpreis: 58.000 Euro
Testwagenpreis: 65.080 Euro