Wahnsinn – mehr kann man dazu kaum sagen. Fünf Jahre, nachdem die Mannschaft rund um Teamchef Horst Farnbacher den ersten Sieg für Ferrari in der VLN Nürburgring holte, sorgte das Team aus Lichtenau beim neunten Lauf der diesjährigen Saison für die nächste Premiere: Dominik und Mario Farnbacher errangen im Lexus RC-F GT Prototyp den ersten Sieg für einen asiatischen Automobilhersteller überhaupt. Nach 28 Runden betrug ihr Vorsprung auf Alexander Sims und Stef Dusseldorp im BMW M6 GT3 von ROWE-Racing 33,551 Sekunden. Auf dem dritten Platz beendeten Christopher Mies und Connor De Phillippi im Audi R8 LMS von Montaplast by Land-Motorsport das Rennen; im Ziel hatte das Duo 41,947 Sekunden Rückstand auf die Spitze.
„Das ist ein fantastischer Erfolg, der Lohn von fast zwei Jahren harter Arbeit“, freute sich Horst Farnbacher nach dem Rennen. Auch in Japan genießen Fahrer, die in der „Grünen Hölle“ siegreich sind, hohes Ansehen. Dementsprechend wurde der Sieg an der Boxenmauer von allen Beteiligten gefeiert. „Ich kann kaum fassen, was uns heute gelungen ist“, gestand Mario Farnbacher. Der Erfolg kommt allerdings nicht von ungefähr: Seit der vergangenen Saison ist Farnbacher-Racing mit dem Lexus regelmäßig am Start und hat die Entwicklung des RC-F auf dem Weg zum GT3-Boliden konsequent vorangetrieben. „Die Zusammenarbeit zwischen Lexus in Japan, Toyota in Köln und unserem Team war perfekt“, erklärte Dominik Farnbacher. „An dem heute erstmals eingesetzten Prototyp ist fast alles neu, und er lässt sich viel komfortabler fahren. Mit dem Vorgänger mussten wir immer viel Risiko gehen, um schnell zu sein. Das ist bei dem neuen Modell deutlich entspannter.“ Doch nicht nur die konstante Leistung der Fahrer, sondern auch die geradezu perfekte Taktik des Teams war der Grundstein für den Erfolg – mit dem Wechsel von Regen- auf Trockenreifen lag man in Runde zwei goldrichtig.
Zu den Favoriten mit kleineren Problemen zählten die zweifachen Sieger der Saison Mies und De Phillippi auf Audi R8. Der US-Amerikaner De Phillippi erlebte in der Startphase des Rennens einen „big moment“, als er eingangs Brünnchen die Streckenbegrenzung streifte. „Ich fahre gerne, wenn es regnet“, erklärte er, „aber diese Mischverhältnisse mit halb nasser, halb trockener Piste waren extrem schwierig.“ Sein Teamgefährte nahm das Ergebnis gelassen hin: „Wir können mit Platz drei zufrieden sein“, sagte Mies. „Wir sind zwei Rennen nicht in der VLN am Start gewesen. Die Spitzengruppe ist so eng beieinander, dass uns die acht Stunden Renndistanz am Ende einfach fehlen.“ Ebenfalls zufrieden zeigten sich Sims und Dusseldorp über Platz zwei. „Gerade in der Schlussphase wurde es noch einmal extrem spannend, als wieder leichter Regen einsetzte“, gestand Dusseldorp. „Da muss man einfach hellwach sein, immerhin haben wir zu diesem Zeitpunkt voll gepushed, um Platz zwei gegen den Land-Audi abzusichern.“
Ein echter Regenspezialist war Norbert Siedler im Zeittraining: Im Porsche 911 GT3 R holte der aus Österreich stammende Rennfahrer die Pole-Position für das Frikadelli Racing Team. Im Rennen belegten sie Rang sieben. Neben Farnbacher, Land und Frikadelli konnten auch Uwe Alzen und Lance David Arnold im Mercedes-AMG GT3 von Haribo-Racing sowie Jesse Krohn, Victor Bouveng und Christian Krognes im BMW M6 GT3 von Walkenhorst Motorsport powered by Dunlop Führungskilometer sammeln. Während für den Haribo-AMG das Rennen nach einer Kollision in der Startphase und einem darauf folgenden Schaden am Kühlsystem vorzeitig beendet war, belegte der Walkenhorst-BMW am Ende Rang fünf hinter dem Audi R8 LMS von Phoenix Racing.
Nach seiner Nordschleifen-Rennpremiere war DTM-Pilot Bruno Spengler überwältigt; er absolvierte im BMW M235i Racing Cup-Fahrzeug zwölf Runden auf der 24,358 Kilometer langen Kombination aus Sprintkurs und Nordschleife. „Eine vollkommen neue Erfahrung“, sagte er danach. „Ich habe noch nie so häufig in den Rückspiegel geschaut wie heute. Aber das Rennen lief absolut problemlos, sodass ich sehr zufrieden bin.“
Das Saisonfinale der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring findet am 22. Oktober statt. Der 41. DMV Münsterlandpokal führt über die gewohnte Distanz von vier Stunden.