Wer wirklich dachte, „die bei Audi“ bekämen das mit dem Diesel, dessen Image und überhaupt nicht mehr auf die Kette, dürfte sich dieser Stunden verwundert die Augen reiben. Haben die Ingolstädter doch tatsächlich jetzt den neuen, 349 PS und 700 NM starken S6 TDI und S7 TDI vorgestellt. TDI, das steht bei Audi seit Jahren für die Selbstzünder und ausnahmsweise ist jetzt auch das drin, was hinten drauf steht.
Ein Turbodiesel also in einem Audi S-Modell. Was früher verpönt war, ist zumindest unter den Audianern spätestens seit dem durchschlagenden Erfolg von SQ5 und SQ7 kein Widerspruch mehr. Und so setzt man erstmalig in der Bestseller-Powerlimousine Audi S6, dessen Kombiderivat S6 Avant und in der „viertürigen Coupé“-Variante S7 auf den bekannten Dreiliter-V6-Diesel, der allerdings mit einigen Schmankerln fitgemacht wurde für den S-Anzug. So soll er sich auch im Jahre 2019 weder vor Umweltverbänden noch vor hochgezüchteten Benzinern verstecken müssen. Sagt Audi, jedenfalls sinngemäß.
Die Ingenieure setzen hierfür auf die Kombination aus elektrisch angetriebenem Verdichter (EAV, bekannt aus dem SQ7) und dem 48-Volt-Bordnetz. Neben dem EAV kommt selbstverständlich ein Abgasturbolader zum Einsatz, der bei höheren Drehzahlen für den entsprechenden Druck sorgen soll. Der EAV setzt derweil schon beim Anfahren ein, soll das gefürchtete Turboloch überwinden und zusätzlich mittels Boostfunktion auf die Sprünge helfen. Das Ergebnis: Ein konstant anliegendes Drehmoment von 700 Newtonmetern zwischen 2.500 und 3.100 Umdrehungen pro Minute. Der S6 TDI (und der S7 TDI) beschleunigt so in gut fünf Sekunden auf Tempo 100. Ja, das ist eine halbe Sekunden langsamer als im Vorgänger mit V8-Benziner. Aber stört das wirklich im Alltag?
Dort dürfte eher der massive Verbrauchsvorteil eines Diesels selbst bei zügiger Fahrweise eine Rolle spielen, der nicht so einfach wegzudiskutieren ist. Laut Audi konnte dieser durch die Kombination des Performance-3.0 TDI mit dem beim A6 serienmäßigen 48-Volt-Bordnetz abermals verbessert werden. Hierdurch entsteht die Möglichkeit, bis zu 40 Sekunden zu „segeln“, ohne dass der Motor läuft (ab 22 Stundenkilometern). Nach WLTP soll der Verbrauch des S6 TDI bei 6,2 Litern Diesel pro 100 Kilometer liegen. Der Verbrauch des S7 TDI und des S6 Avant TDI liegt bei 6,5 Litern.
Permanenter Allradantrieb ist fernab jeglicher Hang-On-Systeme immer noch vorhanden, was den aktiven Fahrer freuen dürfte. Er verteilt die Kraft standardmäßig zu 60 Prozent an die Hinterachse. Wer möchte, kann die Dynamik-Allradlenkung ordern, die dank mitlenkender Hinterachse dem S6 TDI und dem S7 TDI deutlich mehr Querdynamik einhauchen soll. Auf Wunsch verbaut Audi außerdem das Sportdifferential an der Hinterachse. Für die entsprechende Bremsdisziplin steht eine Keramik-Bremsanlage in der Aufpreisliste, die unter den serienmäßigen 20-Zoll-Felgen (auf Wunsch: 21 Zoll) ihren Platz findet.
In den Überseemärkten wird es übrigens – wie so häufig – den S6 und S7 mit 2,9-Liter V6-Benziner und 450 PS geben. Hierzulande ist davon nicht die Rede. Die Preise starten bei 76.500 Euro für die S6 TDI Limousine, das Kombiheck im S6 Avant TDI kostet 2.500 Euro Aufpreis. Der S7 TDI kostet wenigstens 82.750 Euro. In den Handel kommen die S-Modelle im Sommer dieses Jahres.