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Vergleichstest: Golf GTE trifft auf Golf R

Kann ein Volkswagen Golf GTE Fahrer mit einem Golf R glücklich werden? Und wie viel Spaß macht der Umstieg vom 310 PS Rabauken auf den Hybrid-Sportler? Als Benzinliebhaber und schnellen Autos verschrieben müssten wir jetzt eigentlich pauschal eine Lanze für den R-Golf brechen! Doch so einfach ist das heutzutage nicht mehr. In Zeiten von Diesel-Skandalen, immer stringenterer Abgasvorschriften und Downsizing-Wahn ist man mitunter gezwungen ein wenig über den Tellerrand zu blicken. Wird es in naher Zukunft auch Fahrverbote für Benziner geben? Sind in einigen Innenstädten bald nur noch Hybride oder E-Autos erlaubt? Auf viele Fragen kennen auch wir keine Antwort – trotzdem können wir versuchen beide Fahrzeugkonzepte einzuordnen. Denn dass die Automobilbranche im Umbruch ist, sollte mittlerweile auch der letzte Petrolhead verstanden haben.

Den Weg zu neuen Ufern bestreitet im Volkswagen Konzern traditionell der Golf, der wohl auch in 2017 das beliebteste Auto der Deutschen bleiben wird. Jung wie alt schätzen den Komfort, die Alltagstauglichkeit und den vergleichsweise günstigen Einstiegspreis. Wobei 36.900 Euro für einen „nackten“ Golf GTE durchaus eine Ansage sind. Kostet der normale GTI doch rund 6.925 Euro weniger. Man muss sich also gut überlegen, ob einem das ökologische Gewissen derart viel Aufpreis Wert ist. Der Golf R indes kostet, im Vergleich zum GTE, nochmals 3.775 Euro mehr und liegt bei einem Einstandspreis von 40.675 Euro. Was bekommt man für diese Preise eigentlich geboten?

Beim Golf GTE zunächst einmal viel neue Antriebstechnik, die durchaus begeistern kann. Die Betonung liegt auf kann – denn wer vom Halbstromer-Golf allzu viel erwartet, wird womöglich schnell enttäuscht. Volkswagen gibt eine rein elektrische Reichweite von bis zu 50 Kilometer an. Im Alltag mussten wir hingegen feststellen, dass es sich mit der E-Reichweite in etwa so verhält wie mit aktuellen NEFZ Verbräuchen: die Angaben stimmen nur (sehr) bedingt. Je nach Fahrprofil sind 20 – 25 Kilometer realistisch. Kommen Steigungen oder Autobahnen hinzu, reduziert sich die Reichweite (drastisch) weiter. Sinkt die Batterieladung auf ein Minimum, springt dem 75 kW starken E-Motor der 1,4 Liter TSI zur Hilfe. Etwas überfordert geht der 150 PS 4-Zylinder anschließend ans Werk und vernichtet zugleich unsere herausgefahrene Ökobilanz. Mit groben sechs bis acht Litern Verbrauch muss derjenige rechnen, der den GTE weitestgehend ohne Einsatz des Elektromotors fährt. Über zehn Liter fließen durch die Spritleitungen, will man im Batterielademodus zusätzlich den Akku laden.

Diese Sorgen kennt der Golf R Fahrer nicht. Einsteigen, warmfahren, Gas geben. 310 PS schieben mächtig nach vorne, lassen sich aber bei Bedarf betont zurückhaltend dosieren. Auf Überlandfahrten kommt der Golf im R-Pelz dem GTE in Sachen Verbrauch erstaunlich nahe. Zehn Liter auf 100 Kilometer sind machbar – 13 bis 16 Liter aber ebenfalls möglich. Sind 55 Liter Super Plus durchgebracht, verlangt der Golf R nach einem Tankstopp. Der GTE war hier bereits an der Zapfsäule. Denn seine rund 40 Liter Tankvolumen sind gefühlt schneller leer gefahren, als man Gran Turismo sagen kann.

Was uns zur Fahrdynamik beider Kontrahenten führt. Der GTE schleppt über 1.600 Kilo mit sich herum, der R dagegen sage und schreibe 100 Kilo weniger. Trotz Allrad! Noch deutlicher wird das Mehrgewicht des GTE mit Blick auf das Datenblatt eines herkömmlichen GTI. Stolze 200 Kilo sind es hier, die der teilelektrische Golf zusätzlich auf die Waage bringt. Zugegeben: Volkswagen hat die Fettpölsterchen des Hybrid-Golfs gut kaschiert. Der GTE liegt äußerst gut auf der Straße, fühlt sich auch in Kurven nicht sonderlich ungalant an. Nur hin und wieder schiebt die Fuhre verstärkt über die Vorderachse oder benötigt einen Wimpernschlag länger um so richtig in Fahrt zu kommen.

In dieser Disziplin macht dem Golf R dagegen keiner etwas vor. Sein 4Motion Allrad verteilt die Antriebskräfte bei Bedarf an alle vier Räder – im Normalbetrieb wird überwiegend nur die Vorderachse bedient. Leichtfüßig und direkt kann der R gelenkt werden. Als störend empfanden wir lediglich das 6-Gang-Schaltgetriebe. Zu lange Schaltwege verderben den Spaß und vergrößern den Wunsch nach dem optionalen 7-Gang-DSG. Dieses ist, mit einem Gang weniger, bereits serienmäßig beim GTE verbaut. Erstaunlich wie harmonisch der Übergang zwischen E- und Benzinantrieb funktioniert. Komplett unmerklich für den Fahrer wird die Verbrennereinheit zu- oder abgeschaltet.

So unterschiedlich die Antriebskonzepte, so identisch sind die Innenräume. Beide Golf-Modelle sind bestens verarbeitet und haben mit dem Facelift der siebten Generation nochmals an Wertigkeit gewonnen. Besonders gut gefallen haben uns die volldigitalen Anzeigen im Kombiinstrument und die neue Navigationseinheit. Die Fahrassistenten sind auf der Höhe der Zeit und das Platzangebot ist mehr als üppig. Kritik müssen GTE und R allerdings beim Lenkrad und den Sitzen einstecken. Das optisch ansprechende Lenkwerk ist für unseren Geschmack etwas zu hart gepolstert und die Sportsitze generell sehr eng geschnitten.

Fazit

Die Basis stimmt! Mit einem facegelifteten Golf 7 macht man betont keinen Fehler. Für welchen Motor man sich allerdings entscheidet, bleibt eine Geschmacks- und Einstellungsfrage. Der Golf R ist ohne Frage ein Alltagsauto, auch für längere Strecken. Abgestimmt auf den sportlichen Fahrer, der kein Problem damit hat, den ein oder anderen Liter Super Plus mehr zu investieren. Wer hingegen offen ist für neue Technologien, oftmals Strecken unter 10 Kilometer zurücklegt oder nur den Flottenverbrauch im Unternehmen senken will – der ist mit dem GTE gut bedient. Negativpunkte beim Hybrid-Golf sind der durstige und schwach anmutende 1,4 TSI, eine zu geringe E-Reichweite und das hohe Fahrzeuggewicht. Beim Golf R stört uns das unharmonische Schaltgetriebe und die künstliche Soundkulisse – an den alten VR6 kommt hier sowieso nichts heran. Kurz und knapp: Wer die eierlegende Wollmilchsau sucht, also ein Auto das flott und zugleich sparsam ist, der kommt auch im Jahr 2017 nicht an einem Diesel vorbei. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Golf GTD?

Galerie
Technische Daten Volkswagen Golf GTE*

Motor: Vierzylinder-Benziner, 1.395 ccm
Leistung Verbrenner: 150 PS (110 kW)
Leistung E-Motor: 102 PS (75 kW)
Leistung kombiniert: 204 PS (150 kW)**
Drehmoment kombiniert: 350 Nm
Antrieb: Frontantrieb, Sechsgang-DSG
Verbrauch: 1,5 l SP100/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 7,6 s
Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h
Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 130 km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,56 m/1,79 m/1,45 m
Gewicht: 1.600 Kg
Grundpreis: 36.900 Euro

Technische Daten Volkswagen Golf R*

Motor: Vierzylinder-Benziner, 1.984 ccm
Leistung: 310 PS (228 kW)
Drehmoment: 400 Nm
Antrieb: Allrad 4Motion, Sechsgang-Schaltgetriebe
Verbrauch: 7,0 – 7,9 l SP100/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 4,6 – 5 1s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,56 m/1,79 m/1,45 m
Gewicht: 1.505 Kg
Grundpreis: 40.675 Euro

*Herstellerangaben
** als max. Systemleistung