Heidi und Audi dürfen sich auf was gefasst machen! Heidi: weil der neue Mercedes AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell (welch kryptische Namensgebung) erstmals im März auf dem Auto Salon im schweizerischen Genf der Weltöffentlichkeit präsentiert wird – und Audi: weil der dicke Benz ordentlich in Richtung des angestaubten RS 6 Avant performance schielt und diesen auf dem Papier sogar die Show stielt. 612 PS und 3,5 Sekunden auf Tempo 100 im Mercedes sind ein Wort. Da hängt einem der RS 6 zwar noch nicht im Rückspiegel, aber die Nasenspitze vorne hat der Stuttgarter in jedem Fall. Denn der schnellste aller Audi Sport Avants benötigt 3,7 Sekunden für den Standardsprint. Aber wie so oft: Papier ist geduldig. Ob im Fahralltag zwischen Arbeit, Kindergarten und Supermarkt ein wahrer Unterschied zwischen dem AMG und dem RS zu erfühlen ist, bleibt anzuzweifeln.
Und wenn wir schon die Papiertiger bedienen, so müssen wir uns auch die Endgeschwindigkeit vornehmen. Hier hat der Audi Sport Kombi weiterhin die Nase vorne. Wahnwitzige 305 km/h schafft der RS 6 mit dem optionalen Dynamikpaket Plus. Der E 63 S hingegen wird (AMG Driver´s Package vorausgesetzt) aus Vernunftsgründen bereits bei 290 km/h abgeregelt. Auch hier stellt sich die Frage, ob diese Fakten für den Alltag eine Relevanz darstellen? Die Antwort lautet klar: nein! Aber immerhin kann man damit am Stammtisch punkten. Wo der Mercedes AMG E 63 S + allerdings wirklich die Nase gegenüber dem RS 6 vorne haben dürfte, ist das Kapitel Antrieb. Im Gegensatz zum Audi kann der Mercedes seine Kraft völlig variable bis zu 100% an die Hinterachse leiten – und das dauerhaft per „Drift-Mode“. So gelingt auch die Kurvenhatz auf der Nordschleife in Bestzeit! Der „normale“ E 63 bietet dazu serienmäßig ein mechanisches, wohingegen die S Variante mit einem elektronischen Sperrdifferential an der Hinterachse ausgeliefert wird.
Der 4,0-Liter V8 des Mercedes AMG E 63 S verfügt serienmäßig über eine Zylinderabschaltung, die den schnellen Mercedes im Teillastbereich auf vier Zylindern laufen lässt. Der Verbrauch soll so auf 9,1 Liter auf 100 Kilometer sinken. Der Audi benötigt ohne Zylinderabschaltung immerhin noch gut 9,6 Liter nach NEFZ Zyklus. Was bei beiden Kontrahenten, trotz aller Leistungsreserven und technischen Spielereien, negativ auffällt ist das Gewicht: über zwei Tonnen bringen beide Kombis auf die Räder und wollen in engen Kurven auch wieder verzögert werden. Dafür sorgt im Mercedes optional eine AMG Ceramic-Carbon-Bremsanlage mit 402 x 39 mm Scheiben vorne und 360 x 32 mm Scheiben hinten!
Wer sich selbst ein Bild vom schnellen Luxus-Laster machen will, der hat auf dem Auto Salon in Genf (09. bis 19. März 2017) die Gelegenheit dazu.