Das Grinsen ins Gesicht gemeißelt: Kurzbericht Ford Focus RS

In regelmäßigen Abständen muss man einfach mal wieder den Ford Focus RS fahren um zu sehen, ob er noch so gut ist, wie vor knapp einem Jahr in unserem Test. Freilich ist er das! Und wie! Eine absolute Fahrmaschine, das Teil. Er ist es auch nach wie vor, der den Golf R in seine Schranken weist und dem RS 3 eine krasse Denksportaufgabe gibt – wie zur Hölle baut Ford nur diesen Wagen, damit er so mega auf der Straße klebt? Wohlgemerkt, ohne die gefühlten Fettpölsterchen eines geschärften Kompakt-Audis! Die Antwort heißt: Rear-Drive-Unit. Eine elektronisch geregelte Sperre, die es ermöglicht, Leistung variable an alle vier Räder zu verteilen und im Bedarfsfall heftigst 70% nur nach hinten leitet. Nicht so ein Kindergeburtstag wie eine schnöde Lamellenkupplung mit Bremseingriff-Gedöns.

Es gilt: Der Fahrer ist das Limit. Zu jeder Zeit kann das Fahrzeug mehr, als man ihm zutraut. So lenkt man die erste Zeit zu früh in Kurven ein, bremst zu früh und tritt viel zu spät am Scheitelpunkt aufs Gas. Es ist, als gelten die physikalischen Gesetze beim Ford Focus RS einfach nicht. Aber Achtung! Der Focus RS verzeiht ab einem gewissen Punkt keine Fehler. Weder ohne Drift-Mode – und schon gar nicht mit aktiviertem Drift-Mode. Die Hände gehören ans Lenkrad. Und zwar beide! Er verlangt (ähnlich wie der Ford Mustang GT) durchaus nach strammen Zügeln. So ist das eben, wenn man eine extrem wilde Verwandtschaft hat. Und es ist auch gut so.

Platznehmen im Ford Focus RS ist nichts für Zartbesaitete. Die tiefen Sport-Recaros passen aufs Müh genau – oh wei! Nach den Weihnachtsfeiertagen wird’s eng – das Lenkrad liegt griffig in der Hand und natürlich sortiert man die Gänge per Hand! Ein Schelm wer hier automatisch schalten lassen will. Und wo bleibt der Komfort? Geh zu Mami! Denn der RS hält, was der Name verspricht. Er verkörpert Renn- (oder auch Rallye-) Sport par Excellence. Gemacht um den öden Alltagstrott aus Dir heraus zu prügeln, schnalzt der RS mit seinem 350 PS starken 2.3 Liter Eco-Boost-Turbo in nur 4.7 Sekunden auf Tempo 100 und ballert weiter bis maximal 266 Km/h. Er macht das so vehement, dass wir selbst beim Schreiben noch außer Atem sind.

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Die brachiale Leistung lässt auch darüber hinwegsehen, dass der Innenraum mehr schlicht als pompös gestaltet wurde. Alles ist rappelfest verarbeitet – nur schick ist eben anders. Aber – who cares? Schließlich ist der Focus RS kein weichgespülter Einkaufswagen, sondern ein Dampfhammer für die Rennpiste – oder wer den Mut hat, für abgesperrte Forstwege. Sollte man sich nach der Hatz im Wald verirren – selbst ein ordentliches Navi ist (optional) an Bord. Costa Quanta? In Frost-Weiß 40.075 Euro. Wer aber auffallen will – und das tut man sowieso – nimmt für kleines Geld Nitrous-Blau Metallic. Die (!) Farbe für den RS.

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Es war auf der Ford Road Show, als wir den quirligen Sportler wieder in den Händen hatten – viel zu kurz für unseren Geschmack! Und so müssen wir noch einmal ein ernstes Wörtchen mit Ford reden. Denn es soll nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir über das geilste Gerät geschrieben haben, dass in Saarlouis vom Band läuft. Oder ist das geilste Gerät gar der Fiesta ST 200? In Kürze verraten wir Euch, welcher Kompaktsportler denn jetzt die tieferen Furchen ins Gesicht meißelt – vor Grinsen natürlich!

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