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Gehüllt in ein neues Gewand geht der 2010er Mazda3 MPS auf Kundenfang. Wir sind den 260 PS starken und knapp 27.000 Euro teuren Hot Hatch gefahren und sortieren ihn für Sie um Umfeld aus Audi S3, Golf R und Co. ein.Sicher, das Design eines Autos ist immer Geschmackssache. Ob das neue Modell hübscher oder weniger gelungen ist als der Vorgänger, sieht jeder anders. Bei der Neuauflage des Mazda3 MPS dürften sich aber zumindest in einem Punkt alle einig sein: Das 2010er Modell ist stimmiger als der Vorgänger. Immerhin zerren 260 PS an der Vorderachse, katapultieren den Hot Hatch in 6,1 Sekunden auf Tempo 100 und machen den direkten Kontrahenten von Audi S3, VW Golf R und Opel Astra OPC 250 km/h schnell. Und diese Power sollte man auch nach außen tragen. War die Spitzenmotorisierung des letzten „3“ eher dezent verpackt und erst auf den zweiten Blick zu erkennen, macht der Neue mit großem Heckflügel, Lufthutze auf der Motorhaube und zwei satten Endrohren ordentlich auf dicke Hose. Und das darf er auch, wie unser erster Test beweist.
Um den neuen MPS mit seinem 260 PS starken, bereits bekannten 2,3-Liter-Turbo unter der Haube besser einschätzen zu können, wollen wir ihn gleich zu Beginn in sein Umfeld einsortieren. Wem die neue Optik mit Flügel und Lufthutze gefällt, der bekommt für 27.400 Euro einen Kompakt-Kracher, der trotz 50 Mehr-PS immer noch weniger kostet als der deutlich langsamere Golf GTI (210 PS, 240 km/h, 6,9 sek.) und auch den Honda Civic Type R unterbietet. Der hat gar nur 201 PS und ist fast 1000 Euro teurer. Allein der Ford Focus ST mit seinem 225 PS starken Fünfzylinder unter der Haube unterbietet den neuen 3 MPS. Für 26.750 Euro bekommt man hier einen 6,8-Sekunden-Sprinter, der bis 241 km/h rennt. Gefahr droht dem Mazda also auch aus diesem Lager nicht.
Noch interessanter wird die Positionierung, wenn man ersteinmal einige Runden mit dem kleinen Turbo-Gerät gedreht hat. Also flink den Start-Stop-Knopf gedrückt und den Vierzylinder mit seinen 380 Newtonmetern Drehmoment zum Leben erweckt. Schon nach den ersten Metern zügiger Gangart fällt auf: Auch weiterhin kann die Vorderachse ihre antreibende Funktion nicht verheimlichen. Kräftig zerrt das Lenkrad beim Tritt aufs Gaspedal, hoch konzentriert muss man sein, wenn man den Wagen auf engem Geläuf tatsächlich fordert. Doch das muss kein Nachteil sein. Im Vergleich zur teilweise etwas weichgespülten Konkurrenz offenbart sich der Mazda3 MPS nicht zuletzt wegen des kernigen Motors noch als echter Haudegen nach altem Schrot und Korn.
Mit fester Hand gezähmt macht der Wagen genau was der Pilot möchte. Auch wenn die Funktion der mechanischen 25%-Differenzialsperre durchaus perfekter ausfallen dürfte. An zusätzliche Tuning-PS sollte man also nicht einmal denken. Dank seiner ausgeklügelten Vorderachse, macht hier etwa der Ford Focus RS mit gleich 305 PS eine deutlich bessere Figur. Wir haben bei unserem Ausritt aber auch im MPS eine Menge Spaß und auf engen Landstraßen hätten wir mit Sicherheit selbst den Mitsubishi Lancer Evo X mit SST abgezogen. Der hat zwar 295 PS, durch das unmögliche Direktschaltgetriebe SST ist er aber langsamer als der Mazda mit seiner manuellen Sechsgang-Box. Ändert sich allerdings die Fahrbahn von trocken auf nass, wird’s im MPS deutlich schwieriger, Herr der Lage zu bleiben. Jetzt ist es fast unmöglich, die Kraft kontrolliert auf die Straße zu bringen und ein Allradantrieb wäre wünschenswert.
Ist dieser Wunsch sicherlich der Mazda-Preispolitik zum Opfer gefallen, hätte man bei der Soundkomposition wohl ohne großen Aufwand noch etwas nachhelfen können. Ähnlich dem akustischen Auftritt des neuen Ford Focus RS würde man auch beim Anblick des neuen 3 MPS etwas mehr Extrovertiertheit erwarten. Immerhin kann sich der Mazda mit BMW 330i, Mercedes CLC 350 und erwähntem Mitsubishi Lancer Evo X anlegen. Doch statt grolligem Auspuffsound oder bösen Turbozischeln schwimmt der 4,51 Meter lange MPS einfach mit. Das hat natürlich den Vorteil, dass auch längere Autobahnetappen nicht zum Kopfschmerzdebakel führen, sondern den stärksten Mazda3 auch als Reisewagen gut dastehen lassen. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 9,6 Litern SuperPlus lässt sich aber wohl nur bei sehr zurückhaltender Fahrweise einhalten. Elf Liter und mehr sind bei normalem Fahren immer drin und wer dem Eber die Sporen gibt, der landet schnell bei 15 Litern und mehr. Wer gar den Topspeed von 250 km/h erreichen will und die dafür nötige freie Autobahn vor sich hat – ab 230 geht’s nicht mehr rasend schnell voran – der nähert sich mit großen Schritten der 20-Liter-Marke.
Als überdurchschnittlich gut würden wir das Fahrwerk des neuen Mazda3 MPS bezeichnen. Ob holprige Ortsdurchfahrt, schnelle Autobahnkurve oder enge Landstraßenhatz – der im Vergleich zum „normalen“ 3er um zehn Millimeter tiefergelegte MPS gibt sich keine Blöße. Zwar wirkt er etwas weicher ausgelegt als sein Vorgänger, dass macht sich aber nicht negativ bemerkbar.
Fazit: Sowohl im direkten Vergleich mit den allesamt deutlich schwächeren und langsameren Konkurrenten als auch für sich betrachtet ist der neue Mazda3 MPS ein echter Lichtblick. Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis und dank dem Facelift bekommt der kleine Knaller endlich den Auftritt, der ihm gebührt. Nur wenn man unseren Probanden mit dem zugegebenermaßen 6600 Euro teureren Ford Focus RS vergleicht, muss er Federn lassen. Hier bietet der Ford noch mehr fürs Geld und die höhere Rate sollte ernsthaft in Erwägung gezogen werden.
Technische Daten:
Modell: Mazda3 MPS
Motor: Vier-Zylinder Turbo-Benziner, 2261 ccm
Leistung: 260 PS
Drehmoment: 380 Newtonmeter
Antrieb: Front, Sperre, Sechs-Gang manuell,
Verbrauch: 9,6 l/100 Km, SuperPlus
0-100km/h: 6,1 Sekunden
Vmax: 250 km/h
Preis: ab 27.400 Euro